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Testen – mit angezogener Handbremse

Knapp eine Woche vor dem eigentlichen Rennen haben die Teams und Fahrer die Gelegenheit erstmals die aktuellen Streckenbedingungen nicht nur in Augenschein, sondern vielmehr unter die eigenen Räder zu nehmen, um sich ein erstes Feedback „vom Asphalt“ zu holen. Die eigentliche Ergebnisse: Wasserstands-Meldungen oder Wetterberichte – beides mit Vorsicht einzuordnen.

Bernhard Schoke

Aber nicht nur das. Auch die Streckenbegrenzungen, die Curbs und die vorgegebenen Track-Limits stehen dabei im Fokus. Denn: Die eigentliche Ideallinie ist in Le Mans jedem am Steuer sitzenden Piloten so geläufig, wie dem Priester das Amen in der Kirche.
Gecheckt werden die Grip-Verhältnisse, denn sie haben ebenfalls maßgeblichen Einfluß auf das Set-Up der Boliden. Dies ist in diesem Jahr ein wesentlicher Faktor, denn in den letzten Tagen meinte es Petrus mit der Natur ausgesprochen gut. Oder anders ausgedrückt: Es regnete so, dass die Strecke – die Kombination aus permanenten Kurs plus großen Teilen öffentlicher Straßen – ziemlich gut abgewaschen worden ist. Da zudem kaum Fremdgummi – bisher ist nur die Ligier European Series gefahren – auf der Rennpiste war, konnten ziemlich authentische Eindrücke gesammelt werden. Richtig „angegast“ wurde weniger. Der Grund dafür ist in Le Mans – wie auch in anderen Serien oder Events – hinlänglich bekannt.

BoP, BoP, BoP!
Die allseits „beliebte“ Balance of Performance mit der möglichst ausgeglichene Ausgangsbedingungen geschaffen werden sollen. Demzufolge wird bis zum eigentlichen Showdown den Qualis und der HyperPole gepokert, sprich die Hosen nicht vollständig runter gelassen. Die Ansagen von Seiten der Teamchefs, sofern man sie nicht benennt, sind eindeutig: Maximal in einem der Sektoren wird probiert was wirklich geht. Ergänzend dazu ist häufig zu hören, dass sich die Piloten am Test-Sonntag in Sachen Fahrwerkseinstellungen auf dem jeweiligen Auto de facto so absprechen, dass die Mechaniker und Ingenieure einen Konsens technisch umsetzen können. Dies ist dann aufgrund der vorausgegangenen Rennen dann für die Spezialisten, die „ihr“ Auto ja quasi in und auswendig kennen, in der Regel keine „Raketen-Wissenschaft“ mehr. Hinzu kommt, dass die meisten Le Mans Teams eine umfassende Daten-Sammlung haben, auf die sie zugreifen können.

Apropo Le Mans Teams. Hier ist eine ziemliche Konzentration einerseits und der Wechsel – ohne die jeweiligen Namen direkt zu nennen – zu anderen Basis-Fahrzeug-Herstellern andererseits zu beobachten. Man kann es ihnen nicht verdenken, wenn ein potenter Hersteller „anfragt“, ob ein Marken-Wechsel realisiert werden kann, dass man dann aufgrund der immensen Kosten zugreift, um auch so den Fortbestand des Teams und damit die Arbeitsplätze der Mitarbeiter ebenso wie auch das eigene Lebenswerk halbwegs zu sichern. Beispiele, dass sich bekannte und erfolgreiche Le Mans Teams finanziell „verhoben“ haben, gibt es einige.
Die Daten-Sammlungen der Teams in Kombination mit der unmittelbaren Kenntnis der jeweiligen Abläufe sind dabei die ausschlaggebenden „Pfunde“. Vor allem dann, wenn neue Fahrer integriert werden müssen, damit alle als Einheit optimal funktionieren – nicht nur eine Runde, sondern zweimal rund um die Uhr, bedarf viel Know how und Fingerspitzengefühl der Macher vor Ort – nicht der „Schreibtisch-Täter“.

Die umfassende Erfahrung ist dabei ein – nicht nur in Le Mans, sondern auch beispielsweise auf der Nürburgring Nordschleife oder in Spa-Francorchamps – häufig gehörtes, aber 100prozentig zutreffendes Argument. Wer die Abläufe nicht „wie im Schlaf beherrscht“ ist hier „Fehl am Platze“. Und die häufig erarbeiteten Szenarien oder Pläne A,B,C und D werden häufig von der jeweiligen Realität des aktuellen Renngeschehens „ein- oder überholt“.
Die eigentlichen Rundenzeiten und daraus resultierenden heutigen Platzierungen sind gut für die Stimmung im Team, wenn die vorgesehenen Abläufe, so funktioniert haben, wie man es sich vorgestellt und im Hinblick auf die BoP geplant hat.
Die richtigen „Machtverhältnisse“ werden allerdings – wie angedeutet erst am Mittwoch/Donnerstag deutlich zu Tage treten, auch auf die Gefahr hin, dass man sich „verpokert“ – denn die Auswirkungen der BoP wirken stärker.

Und die Aussagen der „Experten“, welche Teams oder Autos die Nase in den Klassen beziehungsweise im Kampf um den Gesamtsieg vorn haben werden, sind heute allesamt lediglich subjektive Einschätzungen, mit wenig realer, fundierter Substanz.
Es bleibt also – ganz im Sinne der Veranstalter – spannend.

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