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Sulayem vor zweiter Amtszeit Carlos Sainz wird nun doch nicht als FIA-Präsident kandidieren
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Carlos Sainz sen. zieht FIA-Kandidatur zurück: Sulayem vor zweiter Amtszeit

Weil Carlos Sainz sen. nun doch nicht für die Wahl zum FIA-Präsidenten kandidiert, steht Mohammed bin Sulayem ohne Gegner praktisch schon als Sieger fest

Wird Mohammed bin Sulayem ohne Gegenkandidaten wiedergewählt? Es sieht gut aus für eine zweite Amtszeit als Präsident des Motorsport-Weltverbandes FIA, denn aktuell gibt es niemanden, der dem Emirati den Posten an der Spitze streitig machen möchte. Denn mit Carlos Sainz sen. hat nun der bislang einzig mögliche Kandidat seinen Rückzug verkündet.

"Mit dieser Nachricht möchte ich öffentlich bestätigen, dass ich mich endgültig entschieden habe, bei den diesjährigen Wahlen nicht für das Amt des Präsidenten der FIA zu kandidieren", schreibt der Spanier in einem offenen Brief in den sozialen Netzwerken.

"Ich habe in den letzten Monaten hart daran gearbeitet, die Situation bei der FIA sowie die Anforderungen und Komplexitäten, die mit einem so wichtigen Projekt einhergehen, gründlich zu verstehen. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die gegenwärtigen Umstände nicht ideal sind, um die Grundlagen für meine Kandidatur zu schaffen."

Welche Umstände das sind, lässt er offen, allerdings hatte Sulayem erst im vergangenen Monat einen immensen Schub erhalten: ein Unterstützungsschreiben, das von 36 Mitgliedsverbänden - die Mehrheit davon aus Amerika - unterzeichnet worden war.

In dem Brief wurde seine Führungsstärke regelrecht gefeiert, und die Unterzeichner drückten "ihre Dankbarkeit für seinen Einsatz, sein Engagement und seine Vision" aus.

Passenderweise kam der Brief nur wenige Tage nach der Nachricht, dass der Vater des gleichnamigen Formel-1-Piloten für das Amt des Präsidenten kandidieren möchte und eine Menge Unterstützung - nicht nur aus Formel-1-Kreisen - genoss.

Nicht unbedingt, weil seine Kandidatur Sulayems Herrschaft bedrohte, sondern weil Sainz eine extrem beliebte Persönlichkeit und sehr erfahren ist. Eine Kandidatur wäre im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit gewesen, denn sie hätte den Mitgliedsverbänden eine alternative Wahlmöglichkeit geboten.

Sulayem selbst hatte die Kandidatur des Spaniers übrigens öffentlich begrüßt: "Lasst ihn antreten. Das ist Demokratie", verkündete er.

Sainz nach Bedenken "realistisch"

Doch während Sainz seine Optionen abwägte, einschließlich der Vereinbarkeit mit seinen Verpflichtungen für die Rallye Dakar, die er als "erheblich beeinträchtigt" sieht, kämpfte er auch gegen die Zeit. Die Uhr tickte, und sein Wahlkampf war dem von Sulayem bereits um einige Runden hinterher.

Wenn er schon vorher Zweifel daran hatte, die nötigen Stimmen zu bekommen, dann dürfte ihm der Unterstützerbrief der 36 Mitgliedsverbände diese Befürchtungen endgültig bestätigt haben.

"Diese Bedenken haben mich daher dazu veranlasst, realistisch zu sein und vorerst von meinem FIA-Vorhaben Abstand zu nehmen", schreibt er.

Der Spanier weiter: "Trotz meines Rückzugs aus diesem Rennen hat sich meine Leidenschaft für den Motorsport und die Führungsrolle in dieser Welt nicht verändert, und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Organisation wichtige Veränderungen benötigt, von denen ich weiterhin fest hoffe, dass sie in den kommenden Jahren in Angriff genommen werden."

"Sowohl der Rennsport als auch die Mobilität sind mein Leben, und ich werde die zukünftigen Entwicklungen mit großem Interesse verfolgen. Ich werde meinen Sport immer unterstützen und versuchen, auf jede sinnvolle Weise dazu beizutragen, die Mobilität für Verkehrsteilnehmer auf der ganzen Welt zu verbessern."

Wahl ohne Gegenkandidaten

Sulayem steht trotz einer turbulenten Amtszeit mit einer Menge Kontroversen und Veränderungen vor einer erneuten Wahl. Denn nach Sainz' Rückzug gibt es aktuell niemanden mehr, der ihm seinen Posten streitig machen könnte - und es gilt als unwahrscheinlich, das im letzten Moment noch ein neuer Herausforderer auf die Bühne tritt.

Damit wird Sulayem im Dezember wohl bis 2029 als FIA-Präsident bestätigt werden. Im Sport sind solche "Wahlen" ohne Gegenkandidaten zumindest nicht unüblich.

Im Fußball wurde Sepp Blatter 2011 ohne Gegenkandidat zum FIFA-Präsidenten gewählt, nachdem sein Rivale Mohammed Bin Hammam wegen Bestechungsvorwürfen zurückgezogen hatte. Blatter, der bis zu seiner Sperre 2015 insgesamt 17 Jahre FIFA-Präsident war, wurde durch Gianni Infantino ersetzt, der 2023 ebenfalls ohne Konkurrenz wiedergewählt wurde.

Und auch der amtierende Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur, Witold Banka, wurde diesen Mai ohne Gegenkandidaten für eine weitere Amtszeit bestätigt.

Wo Sulayem FIA-intern damit wirklich steht, ist schwierig zu beantworten. Die fehlende Opposition stärkt das Gefühl der Macht und der Unantastbarkeit. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass derjenige, der gegen niemanden antritt, auch niemanden besiegt hat.

Und das ist die eigentliche Tragik daran, denn der Motorsport lebt davon, dass es um Siege und darum geht, der Beste zu sein - egal, was die Leute sagen. Aber auch wer alleine auf der Rennstrecke fährt, kann sich am Ende selbst auf die Schulter klopfen und zum "Sieger" erklären.

Motorsport-Total.com

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