F1 News | 19.02.2002
Gerhard Berger im Gespräch
Der BMW-Motorsportdirektor über die Wertigkeit der letzten Testergebnisse, und welche Faktoren im Titelkampf gegen Ferrari eine entscheidende Rolle spielen könnten.
Bernhard Eder
"Die Testzeiten sind kein absoluter Maßstab!"
Nach schleppendem Start in den Testwinter ist es zuletzt bei BMW-Williams etwas besser gelaufen - BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger will Juan Pablo Montoya´s Valencia-Bestzeit von vergangener Woche dennoch nicht überbewerten."Diese Bestzeiten sind erst dann ein Maßstab, wenn die härteste Konkurrenz zur gleichen Zeit auf der Strecke ist", so Berger im Interview mit 'Motorsport aktuell'. "Der große Vergleich findet aber erst im Qualifying in Melbourne statt. Bis dahin ist alles offen."
Berger hatte ja erst kürzlich leise Kritik am neuen FW24 geübt, seine Meinung hat der Österreicher trotz Montoya´s Top-Zeit nicht grundsätzlich geändert. "Auch wenn die Valencia-Zeit recht gut schien, ist es trotzdem so, dass wir vom letztjährigen Auto zum diesjährigen Auto einen größeren Schritt machen wollten und hoffentlich noch machen werden."
In seinem Zustandsbereich, dem Motor, gab´s bislang keine gravierenden Probleme, wie Berger betont - wenn etwas beim V10 nicht funktioniert, sind das meist Kleinigkeiten. "Wir haben von der Basis her einen gesunden Motor. Die echten Motorschäden halten sich in Grenzen, die Schäden treten an der Peripherie auf - da eine Welle gebrochen, dort ein Öl- oder Wasserleck, vieles geht auf die Leichtbauweise zurück. Aber alles hält sich in Grenzen."
Eines ist für jedenfalls Berger klar: will man Ferrari heuer im Kampf um den Titel wirklich zusetzen, muss man sich im Bereich Standfestigkeit gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern. "Das ist die Grundvoraussetzung, um Ferrari schlagen zu können. Ferrari war in punkto Standfestigkeit im letzten Jahr beeindruckend."
Den Wechsel McLaren´s von Bridgestone zu Michelin sieht Berger übrigens als Pluspunkt im Kampf gegen Ferrari. "Zurzeit fehlen die richtigen Vergleiche mit Bridgestone. Aber ich bin überzeugt, dass es für Michelin ein absoluter Vorteil sein muss, von zwei Top-Teams qualifizierte Aussagen zu bekommen und den Druck von zwei Top-Rennställen zu verspüren."