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„Werde neben Webber bestehen können!“

Bei einer Pressekonferenz im Wiener Palais Schwarzenberg stand Christian Klien Rede und Antwort, motorline.cc sprach mit dem Neo-Jaguar-Piloten.

Michael Noir Trawniczek

Weihnachtsstimmung im Palais Schwarzenberg. Riesige Christbäume, Geschenkpakete – und Unmengen von den blau-silbernen Energiegetränken. Red Bull Junior Christian Klien präsentierte sich heute der Motorsportpresse als Österreichs künftiger Formel 1-Pilot. Der neue Teamkollege von Mark Webber bei den Raubkatzen erklärte zunächst mal ein nicht unwesentliches Detail – die Aussprache seines Namens. Der sei „vorarlbergerisch“ und daher sagt man „Klien“ und nicht „Kliiin“...

Im Anschluss an die Pressekonferenz gab der Hohenemser im Interview mit motorline.cc Antwort auf die wichtigsten Fragen:

Du warst am Donnerstag in Barcelona um eine halbe Sekunde schneller als dein Teamkollege Mark Webber. Wie aussagekräftig sind diese Rundenzeiten?

Ich konnte am Donnerstag sieben neue Reifensätze testen und dabei wirklich ans Limit gehen. Aber ich denke, ich habe erst 90 Prozent meines Potentials erreicht. Und die letzten zehn Prozent sind die schwierigsten. Es freut mich schon, dass ich schneller war als Mark, aber das sagt natürlich noch nicht wirklich viel aus.

Du warst auch bei deinem ersten Test in Valencia an Webber dran.

Ja, da hatten wir dann die gleichen Reifen und das selbe Set Up und da war ich am zweiten Tag gleich schnell wie Webber. Ich muss sagen, ich bin selber überrascht, dass es so gut voran geht.

Welche Ziele hast du dir für die kommende Saison gesteckt?

Einfach einen guten Job zu machen, ins Ziel kommen und vielleicht den einen oder anderen WM-Punkt holen. Ich kenne auch einige der Formel 1-Rennstrecken noch nicht.

Antonio Pizzonia und Justin Wilson sind im Schatten von Mark Webber untergegangen. Machst du dir da Sorgen diesbezüglich? Wie sicher ist dein Arbeitsplatz?

Nein, eigentlich nicht. Ich muss halt einfach eine gute Leistung bringen. Denn ohne Leistung bist du in der Formel 1 halt schnell wieder weg. Aber ich bin sicher, ich werde meine Leistungen bringen und neben Mark Webber bestehen können.

Jaguar wird vom Budget her an der kurzen Leine gehalten. Webber hat unlängst in einem Interview gesagt, Jaguar habe finanzielle Probleme. Was sagst du dazu?

Naja, ich bin ja erst seit kurzem dabei und ich merke da nichts in dieser Richtung. Das Team arbeitet höchst professionell.

Jaguar-Pressesprecher Nav Sidhu meldet sich zu Wort: Es gab dieses Interview mit Mark Webber, aber Mark ist da aus dem Zusammenhang zitiert worden. Jedes Team muss sich an einen budgetären Rahmen halten. Und wenn du Williams fragen würdest, ob sie mehr Budget haben wollen, würden sie auch ‚Ja’ sagen. Übrigens hat mir Mark Webber nach den Tests erzählt, dass er hinter Christian hergefahren ist und Mark erzählte, dass Christian immer auch in seine Rückspiegel geschaut hat. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, manche Piloten verwenden ihre Rückspiegel nie...

Christian, du bist vom Formel 3 in den Formel 1-Boliden umgestiegen. Was waren die für dich markantesten Unterschiede?

Auf alle Fälle die enorme Beschleunigungskraft und natürlich die mörderische Bremskraft durch die Karbonbremsen. Beim Beschleunigen, wenn du das erste Mal drinnen sitzt, drückt es dich in den Sitz – das ist unglaublich. Und dadurch, dass diese Autos so viel Downforce haben, kannst du mit unheimlicher Geschwindigkeit durch die Kurven fahren. Das kann man am Anfang gar nicht glauben, so schnell ist das. Aber da heißt es einfach Arschbacken zusammenkneifen und durch. Und natürlich die ganze Abstimmungstechnik, die ja in der Formel 1 viel umfassender ist. Die elektronischen Systeme, das Einstellen der Traktionskontrolle.

Stichwort Traktionskontrolle. Stört dich die TC?

Stören? Nein, im Gegenteil. Sie hilft mir. Die Formel 1-Autos sind derart übermotorisiert, sodass die Traktionskontrolle wirklich notwendig ist. Das liegt auch an den Rillenreifen, weil man dadurch ja noch viel weniger Auflagefläche hat.

Würdest du profillose Reifen begrüßen?

Mit Slicks würden die Kurvengeschwindigkeiten zu groß werden. Man hat damals halt beschlossen, dass man die Kurvengeschwindigkeiten über die Rillenreifen in den Griff bekommen möchte.

Du hast ja wie du gesagt hast im kommenden Jahr einige Strecken vor dir, die du noch nicht kennst. Verwendest du da Computerspiele, um Kurse einzuüben?

Ja. Die Strecken habe ich alle schon auf der Playstation gespielt.

Hardcore? Also mit Lenkrad und Pedalerie?

Nein, am Computer mit der Tastatur und auf der Playstation mit dem Joystick.

Und wie ist dann der Vergleich zum wirklichen Leben? Beispielsweise in Barcelona?

Ja, das ist dann natürlich schon wieder ganz etwas anderes. Wenn du da dann an der Rennstrecke ankommst, merkst du als erstes mal die ganzen Bodenwellen, die es im Spiel nicht gibt. Bergauf, bergab – das hast du ja auf dem Computer nicht. Barcelona hab ich mir vor dem Test angesehen, aber wenn du dann dort bist, ist das schon ganz anders.

Als Vorbilder hast du Ayrton Senna aber auch Juan Pablo Montoya genannt. Wie wird das sein, wenn Du nun quasi gegen eines Deiner Idole fährst?

Ich habe natürlich Respekt vor Montoya, Schumi und Co, wenngleich ich noch nicht die Gelegenheit hatte, sie persönlich kennenzulernen. Aber wenn man dann beim Rennen erst einmal den Helm aufhat, muss man sich gegen den Rest des Feldes durchsetzen, da ist es egal, gegen wen man fährt.

Bist du oft im Internet?

Ich finde dieses Medium sehr gut und ich surfe ziemlich viel im Internet. Wenn Testtage waren, schau ich, wie die Rundenzeiten waren, was abgelaufen ist.

Was ändert sich als frischgebackener Formel 1-Pilot in deinem Leben? Der Wohnort?

Nein, ich werde sicher in Hohenems bleiben. Monte Carlo, würde mich nicht reizen. Da bleibe ich lieber bei uns in den Bergen.

Wie geht’s jetzt weiter die nächsten Wochen?

Nächste Woche sind wieder Tests in Jerez. Dann werde ich eine Woche in England sein, ein bisschen trainieren. Dann kommt die Weihnachtspause und dann geht’s im Januar schon wieder los mit Testen...

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für 2004!

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