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Ist Schumi schon wieder Weltmeister?

Der Ausblick auf die kommende Saison, Teil 2 – Wer kann Michael Schumacher vom Gewinn seines sechsten WM-Titels abhalten?

Michael Noir Trawniczek

Die Formel 1 tritt 2003 völlig anders als bisher in Erscheinung, die Regeländerungen waren einschneidend wie schon lange nicht, möglicherweise handelt es sich um die umfassendste Reform der Formel 1-Geschichte. Eines hat sich aber trotz allem nicht geändert – Ferrari-Superstar Michael Schumacher gilt auch 2003 als haushoher Favorit. Nach den Testfahrten der letzten Wochen könnte man sogar sagen – mehr denn je zuvor...

Williams und McLaren machen es Schumacher leicht...

So wie es derzeit aussieht, müssen die Scuderia Ferrari und Michael Schumacher nur eines befürchten – dass ihnen die Gegner gleich von Saisonbeginn an abhanden kommen und Schumachers sechster WM-Titel somit sportlich und vor allem medial abgewertet werden könnte. Die vielzitierte „gemähte Wiese“...

Gleich beim ersten Test mit dem neuen Ferrari F2003-GA setzte es einen Rundenrekord, der Neue war von Beginn an schnell – trotzdem kann Ferrari mit dem modifizierten F2002 die Saison eröffnen und dem Nachfolger in aller Ruhe die nötige Zuverlässigkeit einimpfen . Es ist, zumindest bei Ferrari, alles exakt so wie vor einem Jahr...

Die beiden anderen Top-Teams, BMW-Williams und McLaren-Mercedes, wären nach den aktuellen Kräfteverhältnissen zurzeit die einzigen, die es mit Ferrari und Schumacher hätten aufnehmen können – doch Williams scheint schon vor dem ersten Rennen zu stagnieren und McLaren legt heuer eine Übergangssaison ein, spricht bewusst nicht vom Titel, will erst 2004 zurückschlagen.

BMW-Williams:: Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher kämpfen mit einer Fehlkonstruktion...

Bei BMW-Williams hängt der Haussegen in einer mehr als bedenklichen Schräglage – warf man dem Team rund um Williams-Technikdirektor Patrick Head bislang immer vor, zu konservative Autos zu bauen, ließ man sich mit dem neuen FW25 scheinbar zu einer gewaltigen Fehlkonstruktion hinreißen. Eine plumpe Kopie des Ferrari F2002, die noch dazu, zumindest derzeit, einfach nicht funktioniert. Bei den Tests gab es nur Probleme – hauptsächlich mit der Aerodynamik - und eklatant schlechte Rundenzeiten.

Auch Ralf Schumacher nahm sich kein Blatt vor den Mund: „Dass wir in Melbourne oder bei den ersten Rennen um Siege fahren können – das können wir uns abschminken...“ Dummerweise passierte dieser Lapsus ausgerechnet in einer Zeit, in der BMW laut darüber nachdenkt, in Zukunft auch das Auto selbst zu bauen – immerhin kann man den bayrischen V 10 getrost zu den stärksten Aggregaten der Königsklasse zählen. Ob man in Grove aus dem missratenen Kind noch ein Siegerauto machen kann, ist fraglich – schade für Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher...

McLaren-Mercedes: David Coulthard und Kimi Raikkonen hoffen auf Adrian Newey’s Meisterwerk…

Bei McLaren-Mercedes sieht die Lage anders aus – hier baut man bewusst eine Basis für die Zukunft auf, allerdings für die etwas weiter entfernte Zukunft, sprich 2004. Die Saison beginnt man mit einem modifizierten Vorjahrsboliden, dem MP4-17D – damit will man Punkte sammeln. Nach einigen Rennen, man spricht vom GP von Spanien, soll dann der bereits jetzt sagenumwobene MP4-18 vom Stapel gelassen werden.

Designer Adrian Newey versprach ein Auto, welches „völlig anders als alle anderen“ aussehe und eine revolutionäre Aerodynamik aufweisen soll. Mit dem Einsatz des Neuen lässt man sich jedoch Zeit – für Dennis und Haug geht es heuer nicht um den Titel. David Coulthard und Kimi Raikkonen können jedoch zumindest darauf hoffen, dass der neue Bolide hält, was sein Erbauer verspricht und die beiden dann in der zweiten Saisonhälfte um Siege fighten können. David Coulthard wird sich wegen dem „Iceman“ an seiner Seite warm anziehen müssen...

Worauf die beiden Top-Teams und auch einige der anderen Rennställe und Piloten hoffen können, sind gute Platzierungen und vielleicht auch mal Siege oder Podestplätze, welche aufgrund der durch die neuen Regeln auf den Kopf gestellten Startaufstellung sich eventuell ergeben könnten. Doch ein GP dauert lang und es ist zu befürchten, dass nach einigen Runden oder nach den ersten Boxenstopps die alte Rangordnung wieder hergestellt sein wird und der Rest des Feldes die roten Renner wieder von hinten zu betrachten hat...


Und ob Rubens Barrichello wegen des Verbots der Stallregie den Funken einer Titel-Chance haben könnte, braucht man sich eigentlich gar nicht zu fragen. Erstens ist Michael Schumacher sicher auch nicht schlecht darin, in einer einzigen schnellen Runde das Maximum herauszuholen und zweitens gibt es immer Schlupflöcher und Interpretationsmöglichkeiten – auf einen Weltmeister namens Rubens Barrichello werden in Anbetracht der in Maranello bislang betriebenen Politik auf jeden Fall nur wenige setzen...

Die Williams-Schlappe als Chance für die Verfolger?

Möglich, dass einer der aufstrebenden Verfolger-Teams das drohende Williams-Debakel auszunützen vermag. Renault dürfte 2003 abermals einen formidablen Boliden gebaut haben – und der Spanier Fernando Alonso, der ein Jahr als Testpilot bei den Franzosen zubrachte und heuer sein Comeback als GP-Pilot gibt, gilt schon jetzt als kommender Superstar. Auch Toyota könnte 2003 einen weiteren Schritt vorwärts tätigen. Olivier Panis zählt nicht nur zu den schnellen Piloten im Feld, er verfügt auch über große Erfahrung im Bereich der Autoabstimmung und Entwicklung – für Jacques Villeneuve war Panis „der schnellste meiner Teamkollegen“.

Selbstverständlich muss man auch Sauber zu den Guten zählen, dort verfügt man mit den beiden Mönchengladbachern Heinz Harald Frentzen und Nick Heidfeld über ein starkes und elektrisch aufgeladenes Fahrerpaket. Möglich, dass Frentzen in jenem Team, in dem er in der Formel 1 sein Debut feierte, noch einmal über sich hinauswächst – doch Nick Heidfeld wird sich wehren. Und auch Jordan hat bei den Tests einen guten Eindruck hinterlassen – Giancarlo Fisichella ist immer noch ein heißes Eisen. Nicht nur bei Jordan wird der Ford-Motor im Heck hilfreich sein, auch das Hinterbänklerteam Minardi verfügt heuer über ein solches Aggregat – mit den Piloten Jos Verstappen und Justin Wilson kann Paul Stoddart noch dazu auf ein ausgezeichnetes Fahrerduo zählen...

BAR: 2003 das letzte Jahr für Jacques Villeneuve?

Es könnte heuer also durchaus sein, dass Jaguar und BAR die hinteren Plätze einnehmen, denn trotz im Vergleich zu Jordan oder Minardi ausreichendem Budget konnte man bei den Wintertests nicht überzeugen. Jaguar verfügt mit Mark Webber und Antonio Pizzonia zwar über zwei schnelle Piloten, der neue R4 scheint jedoch keine wirklichen Fortschritte gebracht zu haben. Bei BAR wird einer der beiden Piloten, Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve und Jenson Button, am Ende des Jahres sein Cockpit für Honda-Schützling Takuma Sato räumen müssen. Der Wagen ist zwar hübscher anzusehen, von der Kapazität her scheint er jedoch mindestens genauso schlecht wie seine Vorgänger zu sein. Für Villeneuve könnte dies das Ende seiner Formel 1-Karriere bedeuten, sein Manager Craig Pollock hat da schon vorgesorgt und ein CART-Team gegründet...

Den dritten Teil der Saisonvorschau finden Sie in der rechten Navigation - Abschied von acht Piloten und Spa-Francorchamps, Grund zur Freude für vier Debutanten und zwei GP-Heimkehrer...

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