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Die Aufsteiger des Jahres 2004

BAR-Honda und Renault sind die großen Aufsteiger der Saison 2004, sie konnten McLaren und Williams aus den Top3 verdrängen. Plus: Sauber & Christian Klien.

Michael Noir Trawniczek

Das Jahr 2004 wurde abermals von Michael Schumacher und seinem Ferrari-Team dominiert. Auf geradezu bestialische Art und Weise – der Kerpener hat zunächst die ersten fünf Rennen gewonnen – auf den Patzer in Monaco folgten sieben Siege in Folge! Und am Ende blieben noch zwei Siege für Rubens Barrichello übrig und der Weltmeister holte sich noch Suzuka. Dreimal durfte ein Nicht-Ferrari-Pilot auf das Podium – Jarno Trulli in Monaco, Kimi Raikkonen in Belgien und Juan Pablo Montoya beim Finale in Brasilien. Trotzdem gibt es unter der gedemütigten Konkurrenz auch Tops zu verzeichnen...

BAR-Honda & Renault: Die Aufsteiger

Am Beginn dieses Jahres haben die damaligen Top 3-Teams und Ferrari-Jäger McLaren-Mercedes und BMW-Williams eine aggressive Kampfansage abgegeben – beide wollten den Ferrari-Kreuzzug beenden, beide haben den Titel als einziges Ziel erklärt. Und: Beide Teams haben einen technisch revolutionären Weg gewählt, haben mit ihren gewagten Boliden die Herzen vieler Formel 1-Fans erfreut. McLaren und Williams wollten die Scuderia, die seit Jahren mit einer erfolgreichen und recht sanften respektive zumindest recht unspektakulären Evolution das Feld dominiert, außen vor überholen. Doch ihre Konzepte gingen nicht auf, im Gegenteil: Der Mut zur Innovation wurde nicht belohnt, sondern bestraft...

Während die beiden selbsternannten „Titelkandidaten“ sich mit ihren kränkelnden Autos herumschlugen, haben Renault und BAR-Honda mit ihren eher konventionellen Konstruktionen zugeschlagen.

Dass Renault eine ernst zu nehmende Größe wird, war abzusehen. Flavio Briatore weiß, wie man ein Team an die Spitze führt. Der gewiefte Italiener gibt einerseits eine klare Linie vor, zugleich verweist er auf die Jugend seines Teams, nimmt den Druck von Jungspund Fernando Alonso. Das Jahresziel 2004 war ein Aufstieg in der WM-Tabelle, 2003 war man Vierter. Mit Platz 3 hat man also das Ziel erreicht.

Doch es hätte der Vizemeister sein können. Fast drei Viertel der Saison fand man Renault auf Platz 2 der Teamwertung. Eine negative Kraft war das Zerwürfnis mit Jarno Trulli. Der sympathische Italiener war der erste Fahrer in dieser Saison, der neben Schumacher einen Sieg holen konnte, noch dazu beim Klassiker in Monte Carlo. Trulli hat gut in dieses Team gepasst, mit ihren Stirnbändern verkörperten Alonso und Trulli eine jugendliche Unbekümmertheit, eine lockere Atmosphäre, die für Menschen wie Trulli, wie es scheint, auch den einzigen Nährboden für Erfolge darstellt.

Doch genau dieser Nährboden war dann auf einmal nicht mehr da – es war wohl nicht nur der Fehler in Magny Cours, der Trulli den Kopf gekostet hat. Briatore will seine Fahrer auch auf Management-Ebene unter Kontrolle halten, Trulli scheint, wie einst Alex Wurz, einen anderen Weg bevorzugt zu haben und fiel bei dem Big Boss in Ungnade...

Wie auch immer, die Formkurve der Franzosen sank im letzten Drittel der Saison, da konnte auch Jacques Villeneuve nicht helfen – und so konnte BAR-Honda den Titel des Vizemeisters bei den Konstrukteuren einheimsen. Der von seinem Erschaffer Geoff Willis „sexy Lady“ genannte BAR-Honda 006 war ein konventionelles aber auch elegantes, schnittiges Fahrzeug, der Wechsel auf Michelin-Pneus verschaffte dem Team einen Quantensprung, zudem hat Motorenpartner Honda mächtig zugelegt. Viele sagen sogar, die Japaner hätten BMW den Rang des stärksten Aggregats abgerungen. Honda ist wie Renault auf dem Vormarsch. Und die Kommunikation zwischen dem Rennstall BAR und dem Motorenhersteller Honda scheint zu funktionieren.

Aber auch bei BAR gab es eine unschöne Episode – die bekannte „Buttongate“-Affäre. Dass Jenson Button im Sommer überraschend bekannt gab, zu Williams zu wechseln, dass sein Management eine vermeintliche Vertragslücke ausgemacht habe, hätte dem Team den Zahn ziehen können. Doch trotz dieser Ungewissheit konnten die Beteiligten eine professionelle Arbeitsbasis wahren...

Erfolg ist eben doch die beste Medizin. BAR-Honda und Renault schwimmen auf einer Erfolgswelle, sie sind die neuen Top 3-Teams, sie sind die Aufsteiger der Saison 2004. Doch schon im kommenden Jahr wird auch bei ihnen der Druck größer werden. Zum einen hat man bereits am Ende dieser Saison erkennen können, dass McLaren und Williams mit ihren „entrevolutionierten“ Fahrzeugen fest entschlossen sind, ihre Positionen zurück zu erobern. Und zum anderen steigt auch bei Renault und BAR-Honda der Erwartungsdruck in den Chefetagen...

Sauber: Das mit Abstand beste Privatteam

Das Schweizer Sauber-Team ist quasi der große Dominator der Privatteams. Peter Sauber und seine Truppe konnten die Automobilkonzerne von Toyota und Ford respektive Jaguar besiegen. Jaguar wurde zwar im letzten Jahr des Bestehens extrem an der kurzen Budgetleine gehalten, doch Toyota kann aus dem Vollen schöpfen. Sauber zeigt, dass man auch als Privater durchaus mithalten kann...

Christian Klien: Mission geglückt

Christian Klien hat eine solide Debütsaison geliefert – er hat 14 der 18 Rennen beenden können, er war manchmal knapp an Stallkollege Mark Webber dran und manchmal sogar schneller als der Australier, er hat Biss und Überblick demonstriert und er hat drei WM-Zähler erobert. Man kann also durchaus von einer geglückten Mission sprechen. Im Vergleich zu den anderen Rookies dieses Jahrgangs war Klien der beste, befanden die Leser der renommierten britischen Zeitschrift F1Racing und wählten Klien zum „Rookie Of The Year 2004“.

Den Rückblick auf die erste Formel 1-Saison des Christian Klien finden Sie in der Navigation rechts unter Teil 1: Das Jahr des Christian Klien.

Lesen Sie am Mittwoch den vierten Teil des großen motorline.cc-Saisonrückblicks – die Flops 2004.

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