Formel 1: Exklusiv | 15.09.2005
"Jedes Mal eine neue Herausforderung!"
Im letzten Teil des Gesprächs mit Safety Car-Fahrer Bernd Mayländer erzählt der Deutsche über seine Karriere und skurrile Momente in seinem Job als SC-Pilot.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Wolfgang Wilhelm, Photo 4
Du hast mit dem Kartsport angefangen. Danach nur ein Jahr Formel Ford, ab dann aber bist du nur noch Tourenwagen gefahren - hat das einen bestimmten Grund? Oder ist das durch Zufall so gekommen?
Bernd Mayländer: Ja, 1991 bin ich in der Formel Ford gefahren, ich bin damals gegen euren Alex Wurz gefahren. Warum ich dann zu den Tourenwagen tendiert habe? Ich bin da halt familiär ein bisschen vorbelastet - bei uns stand schon immer ein schöner Sportwagen in der Garage. Und so kam es, dass ich mich in diese Autos gesetzt habe, wo ich ein Dach über dem Kopf habe. Und das sind halt einfach wunderschöne Fahrzeuge - natürlich sind Formel-Fahrzeuge auch schön, aber ich habe halt Tourenwagen ein bisschen lieber.
Du bist FIA-GT-Rennen, Porsche Supercup und auch DTM gefahren, warst dabei auch erfolgreich - und dann hat sich das mit dem Safety Car ergeben...
Bernd Mayländer: Ja, seit 1999 fahre ich das Safety Car, zuerst nur in der Formel 3000, der GP2-Vorgängerserie, und seit 2000 fahre ich auch in der Formel 1 das Safety Car.
In diesem Jahr jedoch fährst du in keiner Rennserie - hat das einen Grund?
Bernd Mayländer: Das war ein logischer Schritt, einfach weil aus der DTM kein Angebot kam. Und es ist ja auch zu viel, man muss sich ja auch auf die DTM vorbereiten. Zwar kollidieren die Formel 1 und die DTM terminlich nicht, aber man ist dann halt nur noch auf Achse.
Aber ein Renncomeback schließt du nicht aus?
Bernd Mayländer: Nein, das ist nicht ausgeschlossen. Ich könnte mir vorstellen, im kommenden Jahr bei einigen Langstreckenrennen zu fahren.
Also keine Rennserie neben der Formel 1, aber ein paar Einzelevents?
Bernd Mayländer: Ja, es gibt ja einige sehr schöne Langstreckenrennen.
Und in der Formel 1 willst du so lange wie möglich als Safety Car-Pilot dabei bleiben - in der Art eines Sid Watkins, der ja auch sehr lang dabei war?
Bernd Mayländer: Das hängt natürlich von meinen Chefs ab, die haben das zu entscheiden. Ich versuche einfach, meinen Job so gut wie möglich zu erledigen. Und für mich ist es jedes Mal eine neue Herausforderung, das Safety Car zu fahren.
Es gab ja auch schon ein paar recht skurrile Vorfälle im Zusammenhang mit dem Safety Car. Ich sage mal Spaziergänger...
Bernd Mayländer (lacht): Ja, die Fußgänger. Was im Nachhinein recht lustig ist, sehen wir im Ernstfall, wenn es passiert, schon mit einer großen Ernsthaftigkeit. Und gerade bei den Fußgängern muss man dazusagen, dass so etwas wirklich höchst gefährlich ist. Man kann die Geschwindigkeit eines heranrasenden Formel 1-Autos ja überhaupt nicht einschätzen - so etwas ist sowohl für den Fußgänger wie auch für den Formel 1-Fahrer lebensgefährlich. Nachher kann ich natürlich darüber lachen - vor allem wenn nichts Schlimmes passiert ist.
Dann gab es doch einen skurrilen Vorfall in Brasilien, vor ein paar Jahren?
Bernd Mayländer: Ja, aber das betraf das Medical Car. Da wurde eine Tür abgefahren, Nick Heidfeld war involviert. Damals wurde einfach die gelbe Flagge zu wenig beachtet, weshalb wir die Fahrer darauf aufmerksam gemacht haben, dass sie hier vorsichtiger sein müssen.
Das Medical Car versorgt Verunglückte. Würdest du eventuell auch stehen bleiben mit dem Safety Car, wenn du einen schlimmen Unfall sehen würdest?
Bernd Mayländer: Also rein emotional betrachtet, bei einem sehr schweren Unfalll, sage ich mal ja - ich bin hilfsbereit und ich habe auch einen Erste Hilfe-Kurs beim Zivildienst absolviert. Aber realistisch betrachtet ist das einfach nicht meine Aufgabe und ich würde da vielleicht mehr Schaden anrichten als wirkliche Hilfe leisten können. Das Medical Car ist dafür bestens ausgerüstet. Nach einem Unfall müssen binnen zehn Sekunden alle Safety Car-Boards draußen sein und ich fahre auf die Strecke, reihe mich vor dem Führenden ein. Und dann ist die Strecke frei für das Medical Car und den FIA-Rennarzt, sodass dieser so schnell wie möglich an die Unglücksstelle fahren und sofort Hilfe leisten kann. Zudem gibt es auch andere Medical Cars, die auf der Strecke verteilt sind.
Wie lang kann eine Safety Car-Phase dauern?
Bernd Mayländer(lacht): Das ist so 'ne Vorstellung von mir, dass es mal so lange dauern könnte, dass ich selber einen Pitstopp einlegen muss. Aber wie gesagt, bislang ist nichts dergleichen passiert - weder habe ich mich ins Kiesbett verabschiedet, noch ging mein Motor hoch oder der Sprit aus....
Dann sage ich: Toi, toi, toi, auf dass es so bleiben möge. Und gutes Gelingen bei den noch ausstehenden drei Saisonrennen in der Formel 1.
Die Teile 1 und 2 des Gesprächs mit Bernd Mayländer finden Sie in der Navigation rechts.