Formel 1: News | 17.10.2006
Muss Klien um "sein" Spyker-Cockpit bangen?
Alarmstufe Rot für Christian Klien? Spyker-Pilot Monteiro erklärte, er würde im Team bleiben - in einem Interview mit der off. Teamsite. Bestätigt ist jedoch nichts.
Michael Noir Trawniczek
Wer im kommenden Jahr ein Formel 1-Renncockpit "sein Eigen" nennen will, muss sich um den de facto einzigen freien Rennsitz kümmern - jenen bei Spyker-Ferrari. Dementsprechend groß ist der Andrang auf das zweite Cockpit neben Fixstarter Christijan Albers, dementsprechend ausgiebig rumort es in der Gerüchteküche.
Zuletzt sprach Spyker-Teamboss Colin Kolles über ein Shootout, welches er sich für Mitte Jänner vorstellen könne - in Jerez würden dann bis zu zehn Fahrer gegeneinander antreten. Allerdings sei das nur dann eine Option, wenn man bis dahin keinen Kandidaten verpflichtet habe, räumte Kolles ein. "Natürlich" würde auch Christian Klien zu einem solchen Shootout eingeladen werden, verriet Kolles der Kronen Zeitung. Der gelernte Zahnarzt versicherte auch dem ORF gegenüber mehrmals, man führe Klien ganz oben auf der Wunschliste. Klien selbst erklärte in einem motorline.cc-Gespräch, er habe in punkto Spyker ein "sehr gutes Gefühl".
Geht es jedoch nach Tiago Monteiro, wird ein solches Stechen nicht mehr nötig sein. Der Portugiese fährt seit der Übernahme durch Stahlmillionär Alex Shnaider für das ehemalige Jordan-Team - laut Kolles steht er wie Klien ebenfalls auf der Wunschliste des unlängst von Spyker übernommenen Teams.
Monteiro: "Es geht nur noch um Details, denke ich..."
Monteiro erklärte nun in einem Interview mit der offiziellen Spyker-Website: "Natürlich gibt es immer Fahrer auf dem freien Markt, es gibt immer einen Konkurrenzkampf. Aber das Spyker-Team sagte mir, dass sie Vertrauen in mich haben - sie erklärten mir, was sie tun wollen. Jetzt geht es nur noch um Details, denke ich."
"In meinem Kopf bleibe ich im Team", sagte Monteiro auch. "Das Team kennt mich, das Team weiß, was ich wert bin", fügte er hinzu. Er würde nun "wie auch Christijan Albers von einem Bezahlfahrer zu einem bezahlten Fahrer" mutieren, stellte er zudem fest. Man sei zurzeit am Verhandeln - doch es würde dabei um eine "neue Art von Verhandlungen" gehen. Man habe "Spyker mit Sponsoren zusammengebracht", nun sei es am Team, mit diesen Deals auszuhandeln.
Der bezahlte Bezahlfahrer?
Erst unlängst sorgte der neue Teambesitzer Michiel Mol für Besorgnis bei den Fans von Christian Klien. Während der Hohenemser in einem motorline.cc-Gespräch erklärte, Spyker würde "von der Bezahlfahrerschiene abrücken", erklärte Mol wenig später in einem Interview mit der offiziellen Formel 1-Website, dass man 2007 sehr wohl noch einmal auf so genannte Paydriver zurückgreifen müsse.
Im Falle von Tiago Monteiro munkelt man, er habe nun ein ausreichend attraktives Sponsorenpaket schnüren können, welches ihm eine dritte Saison im Team zusichern würde. Auch wenn der Portugiese sich nun aufgrund der von ihm beschriebenen "neuartigen Verhandlungen" als "paid driver" darstellt - im Grunde bleibt alles beim Alten - der einzige Unterschied: Monteiro ist, bildlich betrachtet, nicht mehr derjenige, der den Geldkoffer bringt - er bringt nun nur noch quasi einen Zettel, auf dem Leute mit Geldkoffer notiert sind...
Wie auch immer - sollte Tiago Monteiro die Wahrheit erklärt haben, wäre das für Christian Klien ein herber Rückschlag im Kampf um das ersehnte Renncockpit. Monteiro hat bereits im Vorjahr, bei Midland, Teamchef Colin Kolles, der auch bei Spyker diese Funktion ausübt, verärgert, als er vorzeitig jubelte, er habe den Fahrervertrag bereits in der Tasche. Damals dementierte Kolles heftig, später jedoch wurde Monteiro als zweiter GP-Pilot bestätigt.
Paffett: "Spyker interessiert - aber dort braucht man Geld..."
Neben Monteiro kam nun ein weiterer Kandidat hinzu: Der DTM-Champion des Jahres 2005, Gary Paffett, der zurzeit als Testpilot bei McLaren-Mercedes arbeitet, erhielt von seinem Teamchef Ron Dennis den Segen, sich anderswo umzusehen.
Bei den Chrompfeilen sind nicht nur die Einsatzcockpits an Fernando Alonso und höchst wahrscheinlich GP2-Champion Lewis Hamilton vergeben - mit Pedro de la Rosa verfügt das Team auch über einen erfahrenen, hoch geschätzten Edeltestpiloten.
Paffet erklärte gegenüber Autosport: "Spyker ist ernsthaft interessiert - aber dort braucht man offensichtlich viel Geld."
Testen statt Hinterherfahren?
Ein weiteres Indiz dafür, dass Spyker wohl eher nicht "von der Bezahlfahrerschiene abrücken wird", wie dies Christian Klien erklärt und gehofft hatte. Klien hat aber, sollten alle Spyker-Stricke reißen, noch die Option, als Testpilot bei einem Hersteller-Team anzuheuern. Honda-Teamchef Nick Fry erklärte bereits mehrmals, dass man Klien ganz oben auf der Kandidatenliste führen würde.
Mit seinen 23 Jahren sind für den früheren Red Bull Junior noch alle Wege offen - mit guten Leistungen als Testpilot könnte er sich für ein Renncockpit für die Saison 2008 empfehlen. Manche sehen diesen Weg sogar als den besseren an - zumal man bei Spyker trotz der Verpflichtung von Stardesigner Mike Gascoyne nicht sicher sein, ob man den Sprung von den hinteren Startreihen ins Mittelfeld schaffen wird können.