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"Ich möchte den Onkel David ein bisschen ärgern!"

Teil 2 des Exklusivinterviews mit Christian Klien: Über Onkel David, Adrian Newey, die Pläne von Red Bull Racing und das Leben als F1-Camper.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Robert May (Rally & more/motorline.cc)

Den ersten Teil des Gesprächs mit Christian Klien finden Sie in der Navigation rechts!

David Coulthard war im letzten Jahr noch der 'Onkel David', der euch auch mit guten Tipps versorgt hat. Ist das auch jetzt noch so? Oder ist jetzt schon etwas mehr Konkurrenzkampf dabei?

Christian Klien: Sicher ist da jetzt auch ein bisschen ein Konkurrenzkampf dabei. (schmunzelt schelmisch) Ich möchte heuer natürlich versuchen, den Onkel David ein bisschen zu ärgern. Der Tonio und ich mussten uns immer die Tests teilen, wir waren nie das ganze Jahr über im Cockpit - da hat es der David natürlich schon ein bisschen leichter gehabt. Und ich habe ja auch letztes Jahr schon gezeigt, dass ich ihn schlagen kann - also möchte ich schon versuchen, das dieses Jahr öfter zu tun.

Beim Testen kann man ja das Auto sehr gut in seine persönliche Richtung hin entwickeln - habt ihr, David und du, einen ähnlichen oder einen unterschiedlichen Fahrstil?

Christian Klien: Eigentlich einen ziemlich ähnlichen, da gibt es nicht allzu viele Unterschiede. Das Feintuning des Setups macht jeder Fahrer für sich allein, das ist sowieso klar.

Michelin steigt aus am Ende des Jahres...

Christian Klien: Ist das sicher?

Eigentlich schon. Michelin hat verlautbart, am Ende des Jahres auszusteigen. Die FIA hat den Franzosen in einer Aussendung noch einen kleinen Seitenhieb verpasst - der Einheitsreifen sei optimal für die Kostensenkung und außerdem wäre dann sichergestellt, dass so etwas wie in den USA 2005 nicht mehr passieren könne...

Christian Klien (lacht herzhaft): Naja.

Red Bull Racing muss dann am Ende dieser Saison zwangsläufig auf Bridgestone umsteigen - befürchtest du, dass sich daraus irgendwelche Nachteile ergeben könnten?

Christian Klien: Es sind ja auch schon andere Teams umgestiegen und die haben ja auch gezeigt, dass es dabei keine Probleme geben sollte. Williams und Toyota sind von Michelin auf Bridgestone umgestiegen und das hat gut funktioniert - also denke ich, dass dieser Wechsel kein Problem sein sollte.

Ihr habt den Stardesigner Adrian Newey an Bord geholt, der bereits sein Büro in Milton Keynes bezogen hat und auch schon bei den Tests vor Ort war. Gibt es da bereits Kontakt, Gespräche mit den Fahrern? Oder wird gar schon über das nächstjährige Fahrzeug nachgedacht?

Christian Klien: Nein, jetzt müssen wir erstmal schauen, dass wir das diesjährige Fahrzeug in Schwung kriegen. Erst dann dürfen wir auch an das nächstjährige Auto denken.

Ja, das ist klar. Und Adrian Newey?

Christian Klien: Der Adrian hat vor zwei, drei Wochen bei uns zu arbeiten begonnen und hilft natürlich auch bereits kräftig mit, den Wagen zu verbessern - der ist jetzt schon voll im Geschehen involviert. Der Adrian ist ein sehr, sehr schlauer Mann und er hat bereits gezeigt, dass er sehr, sehr schnelle Autos bauen kann. Er ist ein Mensch, der gerne mit den Fahrern zusammenarbeitet, weil er natürlich das richtige Feedback von den Piloten erhalten will. Und es gibt auch bereits viele Gespräche, wir unterhalten uns sehr intensiv über das Auto und sein Verhalten. Er legt sehr viel Wert darauf, mit den Piloten zu sprechen. Für mich als Fahrer ist es sehr interessant, mit einem solch schlauen Menschen zusammenzuarbeiten.

Er fährt ja auch selbst Autorennen.

Christian Klien: Ja?

Ja, Sportwagen, in England zum Beispiel.

Christian Klien: Das habe ich gar nicht gewusst.

Ich dachte mir, dass das interessant sein könnte - weil ja nicht alle Techniker immer wieder auch selbst im Cockpit sitzen...

Christian Klien: Ja, ich denk mir, da hat er zum einen ein bisschen Spaß und weiß so auch gleich besser Bescheid, wenn ihm ein Fahrer ein bestimmtes Detail oder einen bestimmten Fahreindruck übermittelt. Er weiß dann sicher besser, was genau der Fahrer ihm sagen möchte. Das ist sicher ein großer Vorteil, ja.

Die Verpflichtung von Adrian Newey war auch ein Signal für die Zukunft - Red Bull Racing hat damit ja auch demonstriert, dass man es sehr ernst meint. Heißt das dann, dass es in Zukunft auch um den Titel gehen könnte? Oder zumindest...

Christian Klien: Doch, doch - also wenn Red Bull irgendetwas in die Hand nimmt, dann versuchen sie natürlich auch, irgendwann an die Spitze zu gelangen und sie stellen immer den Anspruch, das so gut wie möglich zu machen. Das hat man im letzten Jahr schon gesehen, dass hier bereits sehr viel in diese Richtung getan wurde. Aber ich glaube, dass es vielen Leuten erst in diesem Jahr bewusst wurde, dass man es richtig ernst meint - durch die Verpflichtung von Adrian Newey, aber auch dadurch, dass wir etliche sehr, sehr gute Leute aus der Formel 1 dazubekommen haben. So wird schon sehr deutlich gezeigt, dass man es wirklich ernst meint - und das ist für mich natürlich auch als Pilot großartig, in diesem Team zu fahren. Weil man weiß, dass es da wirklich eine aussichtsreiche und auch langfristige Zukunft in der Formel 1 gibt. Und das ist ja auch mein persönliches Ziel, länger in der Formel 1 zu bleiben.

Die Formel 1 ist schon wieder in ihren Saisonvorbereitungen - aber über den Winter gab es dennoch eine kurze Verschnaufpause - wie hast du diese Winterpause verbracht?

Christian Klien: Naja, bis Mitte Dezember haben wir in Spanien getestet. Danach blieb ich bis nach Weihnachten zuhause. Ich habe in dieser Zeit sehr viel mit meinem Trainer verbracht, habe wirklich viel in den Bergen trainiert.

Wenn du im Winter die paar Tage zuhause bist und tagsüber in den Bergen trainierst - triffst du dann am Abend noch alte Freunde?

Christian Klien: Ja sowieso. Ich wohne ja nach wie vor noch dort, wo ich aufgewachsen bin - und jedes Mal, wenn ich zuhause bin, dann bin ich auch mit meinen Kollegen unterwegs. Da hat sich eigentlich gar nichts geändert - außer, dass es nicht mehr so oft vorkommt.

Wenn ich mir anschaue, was allein schon bei den Tests in punkto Alonso- oder Kimi-Fans abläuft, wie die Fans ihre Stars hier belagern - kannst du in Vorarlberg überhaupt noch ungestört ausgehen?

Christian Klien: In Vorarlberg kennt man mich schon überall, das ist klar. Man kennt mich eigentlich in ganz Österreich. Aber in Vorarlberg ist das doch so, dass sie das zwar anerkennen, aber sie lassen mich im Großen und Ganzen eigentlich in Ruhe. Es kommt natürlich immer wieder mal einer her und quatscht mit mir über die Formel 1. Da sag ich dann halt: 'Du, ich hab heut Abend frei, bitte red ma nicht übers Arbeiten!' (Gelächter)

Du bist in diesem Jahr mit einem Wohnmobil im Fahrerlager vertreten, verzichtest aufs Hotel. Dein Wohnmobil steht neben jenen von Jacques Villeneuve, David Coulthard und Jenson Button. Wie bist du draufgekommen, dass du das jetzt auch machen möchtest? Über den David?

Christian Klien: Nein, ich habe ja bis zur Formel 3 auch immer ein Wohnmobil gehabt. Früher war ich immer bei den Rennen mit dem Wohnmobil vor Ort. Das ist viel praktischer, du kannst direkt an der Rennstrecke wohnen. Du hast immer dein eigenes Bett, immer dein eigenes Zeug. Und du fühlst dich einfach schon ein bisschen mehr wie daheim. Wenn du die ganze Zeit unterwegs bist, von Hotel zu Hotel ziehst, dann ist das eigene Wohnmobil schon sehr angenehm, wenn du immer dein eigenes kleines Zuhause dabei hat - da fühlst du dich einfach gleich einmal ein bisschen wohler. Ich brauch nach den Team-Besprechungen bei den Tests nur fünf Minuten rüber zu gehen und schon liege ich in meinem eigenen Bett. Oder wenn du einmal einen kalten Testtag hast und es ist mal zwei Stunden Pause - dann haust du dich ins Wohnmobil, schaust ein bisschen in den Fernseher. Das ist einfach viel sympathischer.

Legst du dir da auch mal einen Sound auf? Oder guckst du eine DVD? Oder öffentliches Fernsehen?

Christian Klien: Na, ich hab halt die deutschen Sender. Ottfried Fischer, "Der Bulle von Tölz" am Mittwoch...

(lacht) Der ist Pflicht am Mittwoch?


Christian Klien (lacht): Ein Pflichttermin. Im Ernst: Ich schau ganz normal. Nichts Besonderes eigentlich.

Kochen auch selber und so?

Christian Klien: Nein, nein - da habe ich ja hier in der Red Bull Station die beste Auswahl.

Naja, dann wünsch ich dir gleich mal Guten Appetit und natürlich viel Glück für die kommende Saison - danke für das Gespräch.

Christian Klien: Bitte, gern geschehen.

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