Formel 1: News | 13.09.2007
Das World Council hat entschieden
Die Katze ist aus dem Sack: Das World Council hat McLaren sämtliche Punkte zur Konstrukteurs-WM gestrichen und eine saftige Geldstrafe verhängt.
Das mit Spannung erwartete Meeting des World Councils in Paris, das heute Morgen um 9:30 Uhr begonnen hatte, ist nach mehrstündiger Verhandlung endlich beendet - und zwar mit einem Knalleffekt, den in dieser Form kaum jemand erwartet hätte: McLaren-Mercedes werden alle Konstrukteurspunkte der Saison 2007 gestrichen. Zusätzlich wurde eine Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar (gut 72 Millionen Euro) verhängt.
Fehlmeldung sorgte für Chaos
Bereits kurz vor 18:00 Uhr ging der erste Aufschrei durch das Fahrerlager in Spa-Francorchamps, wo natürlich heute alle Augen auf Paris gerichtet waren. Die Internetseite der Zeitschrift Autosport hatte nämlich von einem Ausschluss der Silberpfeile von den Weltmeisterschaften 2007 und 2008 berichtet. Richard Woods, Kommunikationschef der FIA, klärte jedoch umgehend auf, dass die Sitzung zu jenem Zeitpunkt noch nicht zu Ende war - und forderte unsere Kollegen auf, die Meldung wieder zu löschen.
Gegen 19:30 Uhr sickerte dann die Entscheidung durch: Aberkennung aller Konstrukteurspunkte 2007 und 100 Millionen Euro Geldstrafe - die mit großem Abstand höchste, die in der Geschichte der Formel 1 je verhängt wurde. Noch offen ist, ob es auch für die Saison 2008 eine Strafe geben wird.
Fahrer bleiben verschont
Das Allerwichtigste aber: Die beiden Fahrer Lewis Hamilton und Fernando Alonso, die momentan auf den Positionen eins und zwei in der Gesamtwertung liegen und den WM-Titel wahrscheinlich unter sich ausmachen werden, dürfen ihre Punkte behalten und haben keine Konsequenzen zu befürchten. Das bedeutet im Klartext: Showdown in der Fahrer-WM, während Ferrari der Konstrukteurstitel kaum noch zu nehmen ist.
Bereits gegen 8:30 Uhr, also eine Stunde vor Beginn des Meetings, hatte sich Bernie Ecclestone als erstes "Schwergewicht" am Place de la Concorde eingefunden. Im Laufe der nächsten Dreiviertelstunde kamen dann nach und nach auch die Vertreter von McLaren-Mercedes sowie der FIA am Hauptquartier des Automobilweltverbandes an. Pünktlich um 9:30 Uhr konnten dann die Anhörungen beginnen.
Gegen Mittag verließ Hamilton als Erster das Meeting: Elegant gekleidet marschierte er höflich, aber bestimmt an allen Medienvertretern vorbei, ohne etwas zu sagen, und stieg in einen schwarzen Mercedes-Benz-PKW ein. Anschließend machte das World Council eine Mittagspause, die Ron Dennis und Norbert Haug für ein gemeinsames Essen in einem nahe gelegenen Hotel nutzten. Ihre Mienen sahen zu jenem Zeitpunkt Augenzeugenberichten zufolge schon recht bedrückt aus.
Nachdem am Vormittag angeblich in erster Linie Hamilton und McLaren-Ingenieur Patrick Lowe befragt worden waren, ging es nach der Mittagspause ab 14:00 Uhr mit weiteren Zeugenaussagen und Beweisführungen weiter. Unter anderem wurde auch ein schriftlicher Bericht von Ex-Ferrari-Mitarbeiter Ross Brawn eingereicht, der extra nach Paris gekommen war, um seinen ehemaligen und möglicherweise auch künftigen Arbeitgeber zu unterstützen.
Imageschaden
Für die Formel 1 insgesamt stellt das heutige Urteil natürlich einen gewissen Imageschaden dar, aber anzunehmen ist, dass sich die 26 World-Council-Mitglieder ihre Entscheidung nicht leicht gemacht haben.
Zusätzlich zur 100-Millionen-Dollar-Geldstrafe verliert McLaren-Mercedes nämlich auch noch die TV-Beteiligungen, weil man bei den Teams aus den Top 10 herausfällt - und auch die Sponsoren werden über das Urteil nicht begeistert sein...