Formel 1: "Spionageaffäre" | 22.09.2007
Keine Berufung von McLaren-Mercedes
McLaren akzeptiert die verhängte Strafe des World Council, beruft nicht. Absurd: Die FIA hat vertrauliche Passagen des Hearing-Protokolls schlecht geschwärzt...
Michael Noir Trawniczek
"Wir akzeptieren die Dinge wie sie sind. Die volle Konzentration gilt nun ausschließlich dem Sport und den letzten drei Rennen der Saison. Wir wollen die seit Mai von uns belegte Doppelführung in der Fahrer-WM bis nach der letzten Zielflagge in Brasilien behalten." Mercedes-Rennleiter Norbert Haug hat am Freitag bestätigt, dass sich McLaren-Mercedes mit der vom 26-köpfigen Weltmotorsportrat der Sportbehörde FIA verhängten Strafe in der "Spionageaffäre" abfinden, auf eine Berufung verzichten wird. Am Freitag um 17 Uhr ist auch die Frist für eine mögliche Berufung abgelaufen, schon zuvor hat man auf die Berufung gegen die Streichung der Konstrukteurspunkte beim Grand Prix von Ungarn verzichtet.
McLaren-Teamchef Ron Dennis gab zu Protokoll: "Wir glauben, dass die Zeit gekommen ist, die gewaltige Aufregung hinter uns zu lassen. McLaren will Rennen und die Weltmeisterschaft der Fahrer gewinnen."
Schon in Belgien hat Dennis angedeutet, dass der Berufungsverzicht "im Interesse des Sports" wahrscheinlich sei. Der Sport allein wird es wohl nicht gewesen sein - FIA-Präsident Max Mosley hat angedeutet, dass McLaren-Mercedes beim Hearing des World Council nur knapp davor gestanden sei, für 2008 von der WM ausgeschlossen zu werden, zudem sei auch überlegt worden, die Fahrer zu bestrafen. Diese Möglichkeit könnten Mosley respektive der World Council bei einer Berufungsverhandlung neuerlich in Betracht ziehen, hat Mosley mehrmals angedeutet.
Lachnummer mit "Schwärzung"
Möglicherweise müssten sich Mosley und die 26 Herren bei einer Neuverhandlung gleich selbst eine gewaltige Geldstrafe aufbrummen - denn die Sportbehörde hat sich einen peinlichen Fehler erlaubt. Auf der Website der FIA wurden die Protokolle der WC-Anhörungen vom 26. Juli (Freispruch für McLaren) und vom 13. September (Schuldspruch) ungekürzt veröffentlicht - heikle Passagen wurden im Sinne des Datenschutzes vor der Veröffentlichung von den betreffenden Teams geschwärzt.
Doch in der motorline.cc vorliegenden Erstversion konnten die geschwärzten Passagen durch Kopieren in einen simplen Editor lesbar gemacht werden. Die heiklen Passagen betreffen vorrangig nicht Ferrari, wie dies vielfach und fälschlicherweise berichtet wurde, sondern vor allem McLaren-Mercedes. Die Angaben betreffen unter anderem Details zur Bremskraft- und Gewichtsverteilung des verurteilten Teams. Zu dem peinlichen Lapsus gibt es noch keine Stellungnahme der FIA.