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Formel 1: Hintergrund

Die F1-Bosse an einem Tisch: Besorgnis...

Die weltweite Bankenkrise bringt auch die Formel 1 ins Wanken. Zudem sorgen ständig neue Regeln für mehr Kosten. Die Teamchefs am runden Tisch...

Die Formel 1 ist weltweites Business auf höchsten Niveau. Wenn das Verhältnis von Ausgaben zu Ertrag nicht mehr stimmt, dann krankt das Geschäft. Das ist jedem halbwegs an der Ökonomie interessierten Menschen klar, den Chefs und Geschäftsführern in der Königsklasse ist dies sicher ebenso bewusst. Die Kollegen von Autosport haben die Formel-1-Teamchefs an einen Tisch gebracht und zur aktuellen wirtschaftlichen Lage des Grand-Prix-Zirkus befragt. Das Ergebnis in Kürze: Rennstallduelle sind out, die Formel 1 ist nur noch der Kampf der Konzerne.

Anlass des Runden Tisches war der Rückzug des Super-Aguri-Teams. Es traten Parallelen auf zum Jahr 2002, als man im Zuge der Rezession nach den Anschlägen auf das World-Trade-Center in New York gleich zwei Teams innerhalb weniger Wochen verlor. Damals mussten sich Prost und Arrows aus finanziellen Gründen verabschieden. "Wir machen wieder die gleichen Fehler. Die Leute in der Formel 1 denken immer, der Sport würde unabhängig von der weltwirtschaftlichen Lage immer weitergehen. Wir haben so viele Beispiele gesehen - zuletzt Super Aguri. Wir lernen nicht aus den Fehlern, sondern geben immer mehr Geld aus", erklärte Renault-Teamchef Flavio Briatore.

"Kosten müssen gesenkt werden!"

Die weltweite Bankenkrise bringt auch die Formel 1 ins Wanken. Potenzielle Investoren und Sponsoren üben Zurückhaltung, aktuelle Partner der Teams stellen ihr Engagement auf den Prüfstein. "Wir sind uns alle einig, dass die Kosten gesenkt werden müssen. Es herrscht - gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten - eine riesige Diskrepanz zwischen Ausgaben und möglichen Einnahmen. Wir handeln alle verantwortungsvoll, aber wir müssen dringend etwas tun", mahnte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Toyota-Teamboss John Howett adaptierte die Darwin'sche Theorie: "Wenn die Märkte schwierig sind, dann überlebt nur der Beste. Die Formel 1 ist immer noch der beste Sport in den Bereichen Anziehungskraft, TV-Präsenz und Popularität. Das hilft uns in den neuen Märkten wie Russland, China, Indien oder im gesamten Raum Südamerika. Ich glaube immer noch, dass wir nur neue Einnahmemöglichkeiten finden müssen."

Manche Teams seien eben durch ihre instabile Struktur und ihren gutgläubigen Businessplan zu anfällig für wirtschaftliche Wellentäler. "Die privaten Teams kommen in die Formel 1 und schauen nur, dass sie erst einmal das erste Jahr überstehen. Wenn sie dann nicht innerhalb des Jahres die Einnahmen für die zweite und dritte Saison generieren, dann sollten sie auch nicht hier sein", brachte Honda-Geschäftsführer Nick Fry seine Haltung drastisch auf den Punkt.

"Wir sollten nicht versuchen, noch weitere Privatteams zu bekommen, die dann vielleicht genauso enden wie Prost oder Arrows..." Nick Fry, Honda F1 Racing

Zeit für Private abgelaufen...

Ohnehin scheint nach Ansicht der Teamverantwortlichen die Zeit für Privatmannschaften abgelaufen. "Die wahre Mission der Formel 1 sollte es sein, die großen Hersteller wie Volkswagen oder Audi zu begeistern. Wir sollten nicht versuchen, noch weitere Privatteams zu bekommen, die dann vielleicht genauso enden wie Prost oder Arrows", so Fry, der für das Scheitern der Verhandlungen zwischen Super Aguri und potenziellen Investoren immer wieder verantwortlich gemacht wurde.

Der Fall des kleinen japanischen Teams soll ein Einzelfall gewesen sein, da ist man sich einig. "Schaut euch doch an, was Vijay Mallya mit Force India auf die Beine stellt. Das ist ein gut finanziertes Team mit herausragenden Möglichkeiten auf dem indischen Markt", sagte Howett. Force-India-Teamchef Colin Kolles nickte zustimmend: "Super Aguri war ein ganz spezieller Fall. Das war ein künstliches Team mit einem komischen Businessplan."

Howett fügte an: "Jetzt steht wohl auch Toro Rosso zum Verkauf. Aber das ist etwas anderes, denn die sind gut strukturiert. Darin könnten Käufer bestimmt eine gute Chance sehen." Fakt ist allerdings, dass es um mögliche Übernahmeangebote für den Zweit-Rennstall von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz und Teamchef Gerhard Berger bislang erschreckend ruhig blieb. "Ich erinnere mich ans Jahr 1997, als ich Ligier verkaufte", so Briatore. "Da gab es sechs oder sieben Leute, die das Team kaufen wollten. Die standen Schlange. Was uns die Super-Aguri-Geschichte eindeutig gezeigt hat ist, dass heutzutage weniger Leute Interesse an einem Investment in der Formel 1 haben."

KERS und Budget-Obergrenze als Lösung?

In den kommenden Jahren soll die Formel 1 runderneuert werden. Die FIA hat einen ersten Plan für die Budget-Obergrenzen vorgelegt, auf technischer Seite soll der Grand-Prix-Sport zum Beispiel durch die Einführung der Energie-Rückgewinnungssysteme (KERS) zukunftsfähig gemacht werden. Die Maßnahmen kommen gut an. "Die Budgets wären dann in zwei Jahren auf einem erträglichen Niveau für unabhängige Teams", erklärte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen. Und weiter: "KERS ist nicht nur von der Technologieseite für die Hersteller gut, sondern kann der gesamten Formel 1 zu einem besseren Image verhelfen und neue Sponsoren anlocken."

"Es ist doch unstrittig, dass vor allem Stabilität zur Kostensenkung beiträgt", gab McLaren-Boss Ron Dennis zu bedenken. "Die Realität ist, dass es in der Formel 1 nur ein einziges Finanzmodell gibt: alles ausgeben, was da ist - so einfach ist das. Wir betreiben kein Business um Geld zu machen, sondern das Gewinnen ist unser Geschäft. Dafür gibst du alles aus, was du hast. Das ist die natürliche Formel-1-Ökonomie."

Während sich nahezu alle Hersteller um die Absatzzahlen sorgen machen und vor allem der nordamerikanische Markt schlimme Zahlen liefert, suchen die Formel-1-Teamchefs nach Sicherheiten. Ein neues Concorde-Abkommen soll her - und nicht nur das. "Es geht um drei wichtige Themen zur Zeit: erstens den Spionage-Skandal aus dem vergangenen Jahr zwischen McLaren und Ferrari, zweitens das Thema Ethik im Zusammenhang mit Max Mosley und drittens die Unsicherheit bezüglich eines Concorde-Agreements. Diese drei Faktoren lassen einige Firmen mit ihrem Einstieg in die Formel 1 zögern", so Toyota-Chef Howett.

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