Formel 1: News | 02.04.2008
"Nazi-Beigeschmack vollkommen falsch"
FIA-Präsident Max Mosley will weiterhin sein Amt bekleiden - er entschuldigt sich bei der Motorsport-Gemeinde und dementiert jeden Nazi-Zusammenhang.
Nachdem das britische Boulevardblatt News of the World schwere Anschuldigungen gegen Max Mosley erhoben hat, gab der FIA-Präsident seine Sicht der Dinge bekannt. "Vollkommen falsch" sei es, aus alldem zu folgern, er sei ein Nazi-Sympathisant, so Mosley in einem Brief an die Mitglieder des Automobilweltverbandes. Er bestreitet aber nicht, dass er an der Sex-Orgie teilgenommen hat.
"Totale Überwachung meines Privatlebens"
"Ich wurde über den Zeitraum von ungefähr zwei Wochen das Opfer einer totalen Überwachung meines Privatlebens", erläuterte Mosley. "Das wurde von einer Gruppe von Spezialisten durchgeführt, wie mir von einer der Polizei und Sicherheitsdiensten nahestehenden, hochrangigen Quelle gesagt wurde. Die Gründe dafür sowie die Auftraggeber sind bislang nicht bekannt. Aus Frankreich bekam ich ähnliche, wenn auch weniger gut fundierte Berichte."
"Unglücklicherweise weiß nun jedermann über die Ergebnisse dieser Bespitzelung Bescheid und es tut mir sehr leid, wenn Sie oder der Club dadurch in Verlegenheit gebracht wurden", heißt es in dem Brief an Weltrat weiter. "Einer britischen Boulevardzeitschrift ('News of the World'; Anm. d. Red.) war es offensichtlich nicht genug, sehr persönliche und private Unternehmungen zu veröffentlichen. Diese sind, gelinde gesagt, hoch prekär."
"Diese Geschichte wurde zusammen mit der Behauptung veröffentlicht, die Sache hätte einen Nazi-Beigeschmack - das ist vollkommen falsch", stellte Mosley klar. "In den meisten Ländern ist es gegen das Gesetz, ohne triftigen Grund das private Leben einer Person an die Öffentlichkeit zu kehren. Die Veröffentlichungen der News of the World stellen ein unbefugtes Eindringen in meine Privatsphäre dar und ich habe vor, gegen die Zeitung entsprechende juristische Schritte in einzuleiten."
Einige der Prostituierte waren deutschsprachig
Die Times berichtet weiterhin, Mosley habe tatsächlich Deutsch gesprochen. Allerdings hätte das der FIA-Präsident eigenen Angaben zufolge nur getan, weil einige der Prostituierten deutschsprachig waren.
Daran, sein Amt als FIA-Präsident niederzulegen, scheint Mosley nicht zu denken: "Ich habe eine hohe Anzahl von Beistandsbezeugungen sowie Unterstützung seitens der FIA-Mitglieder und anderer Motorsportvereinigungen erhalten, die mir bestätigt haben, dass mein Privatleben für meine Arbeit nicht relevant ist und dass ich in mein Amt weiter ausführen soll. Für diese Unterstützung möchte ich mich bedanken und habe vor, den Vorschlägen gerne Folge zu leisten."
"FIA-Engagement wird sich nicht verringern"
"Ich werde nun zunächst den Verantwortlichen, die diese Geschichte der Öffentlichkeit vorgesetzt haben, einiges an Zeit widmen müssen. Aber vor allem muss ich den Schaden wiedergutmachen, den meine Familie erhalten hat, denn das sind unschuldige und ahnungslose Opfer dieser vorsätzlichen und Attacke auf meine Person", so der FIA-Präsident abschließend. "Ich kann aber versichern, dass sich trotz allem mein Engagement für die FIA nicht verringern wird."
Nach Informationen der Times gibt es aber auch sehr viele Stimmen, die Mosleys Verhalten ablehnen, unabhängig davon, ob es einen Nazi-Beigeschmack gibt oder nicht. Gerüchten zufolge sollen mehrere Hersteller in Erwägung ziehen, Mosleys Rücktritt zu fordern. Laut Times fürchten aber manche, dass sie Mosleys Zorn zu spüren bekommen könnten, sollte er im Amt bleiben. Andere sind einfach nur verwundert, dass er nicht von selbst an einen Rücktritt denkt. Eine hochrangige Person aus der Formel 1 wurde von der Times zitiert: "Wie kann man in einer solchen Führungsrolle einen Perversen haben?"
Ob Mosley wie geplant zum Grand Prix nach Bahrain reisen wird, steht bislang noch immer nicht fest. Bernie Ecclestone hatte Mosley davon abgeraten. "Der FIA-Präsident wollte eigentlich das Rennen in Bahrain besuchen", sagte ein FIA-Sprecher gegenüber dem Guardian. "Seine jüngsten Pläne kennen wir aber noch nicht. Wir wissen aber, dass seine Zeit in dieser Woche hauptsächlich auf Treffen mit seinen Anwälten beschränkt war. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, das ist eine private Angelegenheit zwischen Max und der Zeitung."