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World Council 29.4.2009

Noch ein letztes Mal – die „Lügenaffäre“ im Rückblick

Begonnen hat alles mit einem angeblich regelwidrigen Überholmanöver von Trulli – und einer falschen Zeugenaussage von Ryan und Hamilton…

29. März: Toyota-Pilot Jarno Trulli wird wegen angeblich regelwidrigen Überholens in der Safety-Car-Phase in Melbourne mit einer 25-Sekunden-Strafe belegt. So verliert er Platz drei, auf den Hamilton im McLaren-Mercedes vorrückt. Bei der Anhörung durch die Rennkommissare behaupten Hamilton und McLaren-Sportdirektor Ryan nach FIA-Angaben, dass es keine Anweisung gab, Trulli überholen zu lassen. Toyota kündigt Einspruch gegen die Entscheidung an. Noch am Abend erfahren die Sportkommissare von widersprüchlichen Interviews der McLaren-Vertreter und hören die Funksprüche an.

1. April: Toyota verzichtet auf den Einspruch gegen Trullis Strafe. Angeblicher Grund: Man sehe keine Chance, die Entscheidung der Rennkommissare vor dem FIA-Berufungsgericht zu kippen.

2. April: Die FIA verkündet, dass sich die Rennkommissare von Australien am gleichen Tag in Malaysia treffen. Es seien "neue Beweise" aufgetaucht. Bei der Verhandlung bleiben Hamilton und Ryan trotz erdrückender Beweise gegen sie bei ihren Aussagen. Hamilton und McLaren-Mercedes werden wegen Falschaussagen aus der Wertung des Auftaktrennens genommen, Trulli erhält Platz drei zurück.

3. April: McLaren-Sportdirektor Ryan wird suspendiert. Er hatte Hamilton zur Anhörung begleitet und soll ihn zur Falschaussage angestiftet haben. Ryan arbeitete seit 1974 als Mechaniker bei McLaren, später als Teammanager und seit 2008 auch als Sportdirektor. Hamilton entschuldigt sich danach auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz.

5. April: Whitmarsh stellt am Rande des Großen Preises von Malaysia seine Zukunft als McLaren-Teamchef in Frage und bietet seinen Rücktritt an.

7. April: Die FIA erklärt, dass sich McLaren-Mercedes bei einer außerordentlichen Sitzung des Weltrats am 29. April in Paris verantworten muss. Dem Rennstall wird ein Verstoß gegen Artikel 151c des Internationalen Sportkodexes vorgeworfen, der das Handeln gegen den Geist des Sports unter Strafe stellt. Von einer Geldbuße bis zum WM-Ausschluss sind alle Strafen denkbar. McLaren-Mercedes sichert volle Zusammenarbeit zu und gibt gleichzeitig die endgültige Entlassung Ryans bekannt.

16. April: Ron Dennis gibt seinen Rücktritt von allen Formel-1-Funktionen innerhalb der McLaren-Gruppe bekannt bekannt. Der Brite behauptet, dass sein Rücktritt nichts mit der Lügenaffäre zu tun habe, aber allgemein wird das als Zeichen gedeutet, dass McLaren-Mercedes die FIA milde stimmen will.

24. April: Whitmarsh hat einen Entschuldigungsbrief an FIA-Präsident Max Mosley geschrieben. In dem Schreiben soll McLaren-Mercedes eine "vorbehaltlose Entschuldigung" für das bewusste Anlügen der Kommissare von Melbourne durch Hamilton und Ryan angeboten haben. Zudem soll das Team den Verstoß gegen die Regeln eingestanden haben.

25. April: Der Daimler-Konzern erwägt erstmals offen einen Formel-1-Ausstieg: "Wenn sich das Umfeld ändern sollte, etwa durch eine unangemessene Bestrafung durch die FIA, wäre es möglich, dass wir das Engagement überdenken", sagt Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche. Das wird allgemein als letzter verzweifelter Versuch verstanden, die FIA zu einem milden Urteil zu bewegen.

29. April: Whitmarsh stellt sich um 10:00 Uhr im FIA-Hauptquartier am Pariser Place de la Concorde ohne Begleitung der Anhörung durch den 26-köpfigen Weltrat. Whitmarsh bekennt sich stellvertretend für sein Team schuldig. Kurz vor 13:00 Uhr wird das Urteil verlesen: Bewährungsstrafe mit einer Sperre für drei Rennen, sollte es in den nächsten zwölf Monaten zu einem weiteren Verstoß gegen Artikel 151c des Internationalen Sportkodexes kommen.

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