
Formel 1: News | 26.12.2011
Comeback wäre "schwierige Entscheidung"
Gerhard Berger erklärt, warum eine Funktion als Teamchef schwierig wäre und was er als Präsident der FIA Singleseater-Kommission zu tun gedenkt.
Der zehnfache Grand-Prix-Sieger Gerhard Berger, der 2008 bei Toro Rosso Sebastian Vettels ersten Formel-1-Triumph in Monza orchestriert hat, kann sich eine Rückkehr an den Kommandostand eher nicht vorstellen.
Allerdings will er ein Comeback auch nicht kategorisch ausschließen, zumal ihm immer wieder attraktive Angebote vorgelegt werden.
So hat er sich kürzlich das GP2-Team Super Nova genauer angesehen und beim künftigen Lotus-Team um Kimi Räikkönen ist er Medienspekulationen zufolge als Nachfolger von Eric Boullier im Gespräch.
"Es ist ganz einfach", kommentiert Berger im Interview mit dem ORF. "Ich würde sagen, die eine Hälfte sind Spekulationen, die andere Hälfte sind Anfragen. Aber ich selbst habe mich zurückgezogen - ganz einfach aus dem Grund, weil ich mehr Freizeit und mehr Spaß haben will."
Keine Lust auf ein Leben aus dem Koffer
"Natürlich schaue ich immer noch auf den Motorsport und natürlich bin ich da oder dort mal ganz gerne dabei oder gebe meine Erfahrung weiter, aber wenn man so etwas macht, heißt das wieder jeden Tag in einen Flieger einsteigen, jeden Tag irgendwo auf der Welt unterwegs zu sein und 24 Stunden Formel 1 zu leben. So etwas wieder zu machen ist nicht ausgeschlossen, aber ich glaube, das wäre eine sehr schwierige Entscheidung für mich", winkt er ab.
Zumal er ohnehin schon eine offizielle Funktion im Motorsport bekleidet, nämlich die des Vorsitzenden der FIA-Einsitzer-Kommission.
Aber Berger sagt selbst: "Da steckt nicht viel dahinter. Das Thema ist ganz einfach. Jean Todt hat mich gefragt: 'Gerhard, hilf mir ein bisschen, ich habe so viele Baustellen am Tisch und brauche jemanden, der mir in der Single-Seater-Commission einfach ein bisschen den Weg vorgibt und den Spezialisten, die dort alle vorhanden sind, sagt, ob es ein bisschen nach links oder ein bisschen nach rechts gehen soll.'"
"Deshalb habe ich gesagt: 'Okay, ich helfe dir da, gebe meine Erfahrung weiter.' Dabei geht es in erster Linie darum, den Nachwuchssport zwischen Kart und Formel 1, auf den ich wirklich selbst gerne schaue und an den ich sehr schöne Erinnerungen habe, wieder neu zu strukturieren und mitzuhelfen, um ihn wieder stärker und zentraler zu machen", so der Österreicher. Denn momentan gibt es viele verschiedene Formelserien, die teilweise auch nicht von der FIA reguliert werden.
Ordnung in den Nachwuchssport bringen
"Es gibt momentan sehr viel Wildwuchs", nickt Berger. "Man hat hunderte von Formeln und daher hat man immer ein Talent in dieser Formel, ein Talent in dieser Formel, einen Sponsor hier, einen Sponsor da. Man will das alles ein bisschen zusammenfahren und dabei soll ich mithelfen. Das mache ich auch. Aber das ist kein Job, sondern eine Rolle, auf die man mit einem Auge ein bisschen schaut und in erster Linie seine Erfahrungen weitergibt."
"Ich mache das, weil mir schon sehr viel am Nachwuchssport liegt", begründet er. "Ich bin da selbst durchgegangen und man kann auch irgendwo dem Motorsport etwas zurückgeben - zumindest seine Erfahrung. Es gibt die Formel 3, es gibt die Formel 2 - alles Klassen, wo man vielleicht schon das eine oder andere verbessern kann. Wenn man da die andere Weiche stellen kann, damit es gute Nachwuchsleute gibt, dann würde das Spaß machen."
Allerdings will Berger sein Engagement innerhalb der FIA nicht als ersten Schritt in Richtung einer Präsidentschaftskandidatur verstanden wissen: "Das ist gar nicht meines", stellt er klar. In der Vergangenheit war er immer wieder mit offiziellen Ämtern in der Formel 1 in Verbindung gebracht worden. So halten ihn vereinzelte Experten auch für einen möglichen Nachfolger von Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone.