Formel 1: Interview | 05.12.2013
2014: Wieviel büßt die Formel 1 ein?
Wird die Formel 1 aufgrund der 2014er-Regeln tatsächlich von der GP2 abgehängt? Ex-Jordan-Konstrukteur Gary Anderson gibt Entwarnung.
Uneinigkeit in den Reihen ehemaliger Formel-1-Designer: Während der Argentinier Enrique Scalabroni (zwischen 1985 und 2002 unter anderem für Ferrari, Lotus und Williams tätig) davon ausgeht, dass die Formel-1-Boliden der Generation 2014 langsamer sein könnten als die GP2-Boliden, rechnet der Nordire Gary Anderson (zwischen 1991 und 2003 für Jordan, Stewart und Jaguar tätig) nicht mit einem solchen "Horrorszenario" für die selbsternannte Königsklasse.
Zwar geht Anderson angesichts des neuen Reglements davon aus, dass die Autos in Summe um 3,5 bis vier Sekunden pro Runde eingebremst werden, doch diesen Nachteil würden die Teams rasch wieder ausgleichen können. Der heutige BBC-Experte rechnet gegenüber Sport Bild vor: "Die neuen Aerodynamikregeln kosten 1,5 bis zwei Sekunden pro Runde. Das erhöhte Gewicht [690 statt 642 Kilogramm für Auto plus Fahrer; Anm.] kostet weitere 1,5 Sekunden; und die härteren Pirelli-Reifen noch einmal 0,5 Sekunden."
Anderson ist jedoch überzeugt, dass dieser im Vergleich zu 2013 zu erwartende Rückstand schnell wieder aufgeholt sein wird. "Die Erfahrung zeigt, dass die Entwicklungskurve zu Beginn einer neuen Ära besonders steil ist", verweist er auf zurückliegende Regeländerungen wie etwa das Verbot der Turbo-Motoren (1988/89), die Reduzierung des Hubraums der Saugmotoren von 3,5 auf drei Liter (1994/95), das Verbot der Slickreifen (1997/98) oder den Wechsel vom 3-Liter-V10 auf den 2,4-Liter-V8 (2005/2006).
Jedes Mal gelang es den Ingenieuren, binnen kürzester Zeit die Autos wieder auf ähnliche Rundenzeiten zu bringen wie sie unter dem jeweils vorhergehenden Reglement erzielt wurden. Somit beruhigt Anderson im Hinblick auf 2014 Fahrer und Fans gleichermaßen: "Die Autos werden bald wieder so schnell sein wie früher."