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Formel 1: Interview

„Lächerlich“: Kritik an FIA-Motorenanalyse

RBR-Teamchef Horner und TV-Experte Surer glauben, die FIA hätte ihre Untersuchung bewusst so durchgeführt, dass für sie kein Handlungsbedarf entsteht.

Die von der FIA durchgeführte Leistungsanalyse der unterschiedlichen Formel-1-Antriebe stößt im Fahrerlager auf Kritik und Unverständnis. Am heftigsten geht TV-Experte Marc Surer mit der Behauptung, Mercedes, Ferrari und Renault lägen auf einer virtuellen Runde auf dem Circuit de Catalunya in Sachen Motorleistung binnen drei Zehntelsekunden, ins Gericht: "Für mich ist es eine rein politische Aussage, ein Witz!", schüttelt der Schweizer im Gespräch mit Speedweek den Kopf.

Surer vermutet, die Regelhüter hätten ihre Erhebung bewusst auf eine Art und Weise durchgeführt, dass für sie bei den Antrieben kein Handlungsbedarf entsteht und die technischen Bestimmungen so bleiben könnten, wie sie derzeit sind - aus Selbstschutz. "Die FIA weiß: Wenn sie bei den Motoren eingreift, entsteht ein Riesenchaos", so Surer. Er skizziert: "Logisch, denn sagen wir Renault darf mehr als die anderen nachlegen und dann gewinnen sie in Monaco, dann ist das Geschrei groß."

Es ist kein Zufall, dass Surer die Franzosen als Beispiel nimmt. Ihr Kunde Red Bull ist verärgert, weil seine häufig für die Formkrise bemühte Erklärung von der FIA ad absurdum geführt wird. Teamchef Christian Horner vermutet gegenüber Autosport ebenfalls, dass man nicht unter Zugzwang geraten wolle. Er moniert die Berechnungsweise, die auf den Grands Prix in Australien, China und Bahrain basiert. "Die Methodik ist das Problem", schimpft er. "Jede Runde, die eine halbe Sekunde schneller ist, wird rausgerechnet. Die Formel ist praktisch." Praktisch für die FIA.

Denn sie bewirkt, dass Umläufe, die mutmaßlich mit voller Power abgespult wurden, keine Rolle spielen. Ist Red Bull mit dem Renault-Aggregat immer am Limit gefahren, während Mercedes und Ferrari Sprit sparten und Reifen schonten, entsteht ein Zerrbild. Auch Surer kann der Argumentation der FIA, die auf eine Übereinkunft der Motorenhersteller verweist, nichts abgewinnen: "Die Erklärung, diese Erkenntnisse würden auf hochkomplexen Datenerhebungen basieren, ist lachhaft."

Der Schweizer schlägt eine Messung der Beschleunigung vor - vom Ausgang der letzten Kurve eines Kurses bis zum Zielstrich, wo es um die blanke Power geht. Dann, so vermutet er, würde sich für Renault ein PS-Nachteil von 50 bis 60 PS herauskristallisieren und nicht das von der FIA suggerierte Manko von 30 PS. Auch Red-Bull-Fahrer Max Verstappen findet die Behauptung fadenscheinig: "Es ist sicher mehr, das kann ich versichern." Daniel Ricciardo würde "Geld darauf wetten."

Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz hätte nach eigener Aussage "beinahe bei Twitter geschrieben", dass er über die Sache lachen würde. "Und dann sagt Sergio Perez, es wäre wahr, wirklich wahr. Ich hätte mich fast weggeschmissen", so der Spanier weiter. Er räumt ein, dass es Renault gelungen sei, die Lücke im Winter zu verkürzen. Ricciardo schätzt die Verbesserungen so gravierend ein, dass das Triebwerk nicht mehr das größte Problem Red Bulls sei: "Ich habe das Gefühl, dass es 50:50 sei", vergleicht er die Nachteile, die das Chassis und der Hybridmotor verursachen würden.

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