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Formel 1: News

Ferraris Vetorecht als große Unbekannte

Seit Jahren besitzt Ferrari ein Vetorecht, das jede Regeländerung zu Fall bringen kann, von dem aber nicht einmal Ross Brawn wusste.

Als ältestes und aus historischen Gründen auch mächtigstes Team der Formel-1-WM besitzt Ferrari ein Vetorecht, mit dem theoretisch alle in den Gremien getroffenen Beschlüsse gekippt werden können. Das war zuletzt im Herbst 2015 der Fall, als sich die Italiener erfolgreich dagegen wehrten, einen maximalen Leasingpreis für Kundenmotoren einzuführen, um den kleineren Teams finanziell zu helfen. Ein Ferrari-Veto kommt zwar äußerst selten zur Anwendung, ist historisch aber tief im Machtgefüge der Formel-1-WM verankert.

Nun erklärt der ehemalige technische Direktor der Scuderia, Ross Brawn, in seinem Buch Total Competition, dass er selbst in seiner Ferrari-Zeit keine Ahnung davon hatte. "Ich wusste nicht einmal, dass wir ein Veto haben. Wir haben es nicht verwendet, und ich denke, Jean [Todt, damals Teamchef; Anm.] hätte es auch nie verwendet, weil wir wussten, dass es falsch ist", schreibt Brawn. Obwohl es Ferrari also aus machtpolitischen Gründen wichtig war, das Veto nicht einfach aufzugeben, herrschte unter den Entscheidungsträgern Todt und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo doch Konsens darüber, es nur im "Notfall" zu nutzen.

"Ich habe die Sache mit dem Veto erst viel später in meiner Ferrari-Karriere herausgefunden", erinnert sich Brawn – genauer gesagt zum Zeitpunkt, als es darum ging, die neuen Regeln für die Saison 2010 zu blockieren, da Ferrari durch diese einen Wettbewerbsnachteil befürchtete. "Wir haben uns darüber unterhalten, alles zu tun, was nötig ist, um diese Regeln zu stoppen, aber ich schätze, unterbewusst war uns klar, dass wir sie im Interesse des Sports akzeptieren müssen", so Brawn.

Die Seriensiege von Ferrari Anfang des neuen Jahrhunderts veranlassten die FIA, über Maßnahmen nachzudenken, die Ferraris Dominanz eindämmen könnten. So wurde 2005 die Regel eingeführt, dass Qualifying und Rennen mit einem einzigen Reifensatz bestritten werden müssen, was der Scuderia stärker schadete als anderen Teams; 2005 wurde Fernando Alonso mit Renault Weltmeister.

Im Nachhinein gibt Brawn zu, dass man bei Ferrari ganz tief drin erkannt habe, dass man dem Sport nichts Gutes tat: "Zu siegen war unsere Verantwortung, dafür waren wir da, aber wenn der Sport wirklich darunter leidet, wenn uns niemand mehr schlagen kann, akzeptierst du das dann einfach? Es bestand ein Zweifel: Schaden wir dem Sport?", räumt der 62jährige heute ein.

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