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Brundle über Ricciardo Daniel Ricciardo hatte erwartet, 2023 gar kein Formel-1-Rennen zu fahren
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Brundle über Ricciardo: So wird es nichts mit einer Rückkehr zu Red Bull

Daniel Ricciardo zieht nach seinem Formel-1-Comeback für AlphaTauri ein positives Fazit - Experte Martin Brundle haben seine Leistungen allerdings etwas enttäuscht

"Etwas Metall in meiner Hand", antwortet Daniel Ricciardo mit einem Grinsen auf die Frage, was er aus seinem Formel-1-Comeback in der Saison 2023 mitnehme. Denn seine Rückkehr in die Königsklasse verlief in diesem Jahr alles andere als gradlinig.

Nachdem er sein Cockpit bei McLaren nach der Saison 2022 verloren hatte, heuerte er als Ersatzpilot bei Red Bull an und kam im Sommer überraschend zu seinem Comeback für AlphaTauri, wo er den glücklosen Nyck de Vries ab dem Rennen in Ungarn ersetzen sollte.

Doch bereits beim dritten Rennen seines Comebacks in Zandvoort verletzte sich Ricciardo an der Hand und musste selbst fünf Grands Prix auslassen, bevor er in Austin wieder ins Cockpit zurückkehrte. "Es ist ein Jahr, das ich in vielerlei Hinsicht nie erwartet hätte", erklärt er selbst.

"Ich hatte nicht erwartet, dass ich dieses Jahr überhaupt Rennen fahren würde - ganz zu schweigen von allem anderen, was ich mitgemacht habe", sagt Ricciardo über sein turbulentes Jahr. In erster Linie sei er aber einfach froh, wieder Rennen zu fahren, betont er.

"Wenn ich in diesem Jahr keine Rennen gefahren wäre, wenn ich ganze 12 Monate frei gehabt hätte, wäre das auch kein Problem gewesen", sagt Ricciardo, der erklärt, dass seine Auszeit zu Saisonbeginn nämlich nicht negativ sondern sogar "vorteilhaft" gewesen sei.

"Wenn man mich im Januar gefragt hätte: Du wirst in Budapest in den AlphaTauri steigen, wie fühlst du dich damit? Dann hätte ich gesagt, dass ich wahrscheinlich noch nicht bereit bin, dass ich mehr Zeit brauche", gesteht Ricciardo, der eigentlich gar nicht so schnell zurückkehren wollte.

Brundle: So hätte Ricciardo keine Chance gegen Verstappen

Doch "zum Glück" seien sechs Monate ausreichend gewesen, um die Akkus wieder aufzuladen, berichtet der achtmalige Grand-Prix-Sieger. Er habe bei seinem Comeback "Spaß" gehabt, betont er und erklärt, er sei "definitiv happy" damit, wie es gelaufen sei.

Experte Martin Brundle findet allerdings, dass Ricciardos Ergebnisse eher enttäuscht waren. Bei Sky erklärt er: "Ich glaube nicht, dass Daniel [Yuki] Tsunoda so überflügelt hat, wie ich es von ihm erwartet hätte." Das belegen tatsächlich auch die nackten Zahlen.

Sowohl im Qualifying- als auch im Rennduell hatte der Japaner die Nase am Ende des Jahres jeweils knapp mit 4:3 vorne, und während Ricciardo lediglich beim Rennen in Mexiko in die Top 10 fuhr, punktete Tsunoda in vier der gemeinsamen sieben Grands Prix.

"Ich weiß, dass er ins kalte Wasser geworfen wurde und dass er bei dem Vorfall in Zandvoort wirklich Pech hatte", gesteht Brundle. Aber: "Für mich muss Daniel noch viel mehr tun, bevor ich denke, dass er bereit ist, den Kampf gegen Max Verstappen aufzunehmen."

Denn Ricciardo selbst macht kein Geheimnis daraus, dass er sich über AlphaTauri noch einmal für ein Cockpit bei Red Bull empfehlen möchte. Er erklärt: "Als ich vergangenes Jahr sagte, dass ich nicht wieder in ein Auto steigen will, wenn es hinten kämpft, ergab das für mich keinen Sinn."

Mit der Zeit habe sich für ihn aber "mehr und mehr" gezeigt, dass es durchaus sinnvoll sei, bei AlphaTauri noch einmal einen Schritt zurückzugehen. Denn es gehe nicht so sehr im reine Ergebnisse, sondern mehr darum, das Beste aus dem Auto herauszuholen, erklärt er.

Ricciardo betont: "Ich erwarte Ergebnisse von mir selbst"

So hoffe er 2024 auf mehr Wochenenden wie in diesem Jahr in Mexiko, wo er sich als Vierter qualifizieren konnte und im Rennen Siebter wurde. "Es muss nicht immer ein vierter Platz im Qualifying sein oder so. Aber es geht darum, das Auto in eine Position zu bringen, in der die Leute nicht erwarten, das Auto zu sehen", betont er.

P4 im Qualifying habe sich damals wie eine Pole angefühlt, weil der AlphaTauri eigentlich nicht in die zweite Startreihe gehört habe. Wenn er 2024 mehr Wochenenden dieser Art habe, "dann könnte das natürlich Türen öffnen, um später wieder um Siege zu kämpfen", hofft Ricciardo.

Er wolle diesen zweiten Teil seiner Karriere aber nicht von Siegen abhängig machen, stellt er auch klar. Siege seien "ein Bonus", so Ricciardo, der sich in dieser Hinsicht keinen Druck machen wolle. Er stellt zwar klar: "Ich erwarte Ergebnisse von mir selbst."

Doch er könne auch damit leben, wenn er nie mehr ein Formel-1-Rennen gewinnen sollte. Er wolle lediglich alles geben, um sich später keine Vorwürfe zu machen. "Wenn ich es nicht schaffe, wenn es nicht klappt, kann ich sagen: Na gut, ich habe es versucht", erklärt er.

Er fühle sich nach einer Auszeit auf jeden Fall "hungrig und motiviert", stellt er klar und erklärt, es sei das erste Mal in seiner Karriere gewesen, dass er sich keine Winterpause gewünscht habe. Er habe nämlich noch immer "etwas Energie", betont der Australier.

"Aber auch der Gedanke, eine kleine Pause einzulegen und mich auf das nächste Jahr vorzubereiten, reizt mich", sagt er im Hinblick auf die Winterpause und erklärt: "Wahrscheinlich habe ich durch die Auszeit zu Beginn des Jahres gemerkt, dass ich manchmal einfach zu viel tue."

Ricciardo stellt klar: Rücktritt war nach Unfall kein Thema

Er habe in seiner Auszeit realisiert, dass er seinem Körper zuvor "nicht die höchste Priorität" eingeräumt habe. Er habe auch abseits des Rennsports viel unternommen und während seiner Pause gemerkt, dass er sich dabei womöglich etwas übernommen habe.

Dinge wie die Erholung zwischen den Rennen seien dabei zu kurz gekommen, so Ricciardo, der erklärt: "Ich habe immer noch einige andere Interessen außerhalb des Sports, an denen ich beteiligt bin und die mir Spaß machen. Aber ich habe vieles minimiert."

"Wenn ich frei habe, bin ich entweder im Fitnessstudio, oder ich lege die Füße hoch und erhole mich für das nächste Rennen", so der inzwischen 34-Jährige, für den der Rennsport eindeutig "Priorität" habe. Die Feiertage verbringt er nun in seiner Heimat Australien.

Sein Zandvoort-Unfall sollte ihm im kommenden Jahr übrigens keine Probleme mehr machen. Er glaubt, einige Leute hätten seine Verletzung als Zeichen dafür gesehen, dass er "aufhören sollte", verrät er. "Aber ich habe das nie gedacht, ich habe nie so gefühlt", stellt er klar.

Die negativen Stimmen hätten ihn sogar noch mehr motiviert, so Ricciardo, der betont, er habe 2022 beim Saisonfinale in Abu Dhabi noch gedacht, dass das sein letztes Formel-1-Rennen gewesen sein könnte. "Ich übertreibe nicht, wenn ich das sage", versichert er.

"Ich wusste es wirklich nicht. Ich dachte ehrlich gesagt, die Chancen stehen 50:50", so Ricciardo, der sich nun nach seiner Auszeit "wie neu geboren" fühle. Er sei mit neuer Energie zurückgekehrt und habe "definitiv" noch die Kraft für mehr in der Formel 1.

Ob das allerdings reichen wird, um noch einmal in ein siegfähiges Auto zurückzukehren, das bleibt zunächst noch abzuwarten.

Motorsport-Total.com

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