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GP von Japan: Bericht Max Verstappen hat den Grand Prix von Japan vor Lando Norris gewonnen
Motorsport Images

Red Bull fixiert beide WM-Titel: Max Verstappen gewinnt in Suzuka!

"Eine Rakete von einem Auto": Max Verstappen feiert beim Grand Prix von Japan einen dominanten Sieg - Mercedes-Duell und Perez-Strafe sorgen für Diskussionen

Max Verstappen hat den Grand Prix von Japan in Suzuka vor Lando Norris und Oscar Piastri (beide McLaren) gewonnen und damit einen weiteren Schritt in Richtung Formel-1-WM 2023 gemacht. Vor allem aber hat Red Bull beim Heimrennen von Motorenhersteller Honda endgültig den Sieg in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft fixiert.

Red Bull hat in den ersten 16 Rennwochenenden 623 Punkte gesammelt und kann damit bei den sechs noch ausstehenden Grands Prix nicht mehr überholt werden. Spannend bleibt dafür der Kampf um Platz 2, den momentan Mercedes (305 Punkte) vor Ferrari (285), Aston Martin (221) und McLaren (172) anführt.

Weil Verstappens Teamkollege Sergio Perez nach einem völlig verkorksten Rennen ausgeschieden ist und nicht gepunktet hat, kann Verstappen nun schon beim bevorstehenden F1-Sprint am 7. Oktober in Katar Fahrer-Weltmeister 2023 werden. Das hat es in der Geschichte der Formel 1 bisher noch nie gegeben. Schon jetzt steht fest, dass nur noch ein Red-Bull-Fahrer Weltmeister werden kann.

Vierter wurde Charles Leclerc (Ferrari) vor Lewis Hamilton (Mercedes), Carlos Sainz (Ferrari), George Russell (Mercedes), Fernando Alonso (Aston Martin), Esteban Ocon (Alpine) und Pierre Gasly (Alpine). Die beiden Alpines tauschten ihre Positionen erst in der allerletzten Runde.

Nico Hülkenberg (Haas) kam als 14. ins Ziel, mit einer Runde Rückstand auf Sieger Verstappen und 20,0 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen.

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War Verstappen am Start in Gefahr?

Verstappen konnte seine Führung zwar verteidigen, ein Selbstläufer war das aber nicht. Zwar hielt er Piastri beim Beschleunigen von der Linie in Schach. Aber während Verstappen nach innen zog, um den einen McLaren abzuschirmen, fuhr außen Norris an Verstappen vorbei in Führung. Stand erste Kurve lag Norris auf Platz 1.

Allerdings nützte ihm das wenig, weil Norris für Kurve 2 auf der Außenbahn war und Verstappen innen. Somit kam Verstappen als Führender aus der ersten Runde zurück. Norris hatte aber immerhin eine Position gegen seinen Teamkollegen gewonnen.

"Mein Start war sehr gut", sagt Norris. "Ich hatte Max schon fast, aber Max ist halt auch Max. Ich hatte in Kurve 2 kaum eine Chance, aber die habe ich versucht zu nutzen. Und auch wenn wir nicht nah an Max dran waren heute: Wir waren auch nicht meilenweit weg."

Und danach?

Einmal roch es ganz kurz nach einer Minichance für McLaren, als in Runde 13 ein virtuelles Safety-Car aktiviert wurde und Piastri die Chance nutzte, an die Box zu kommen und von Medium auf Hard zu wechseln. Piastri verlor somit weniger Zeit beim Reifenwechsel. Das reichte nicht, um an Verstappen vorbeizukommen. Zumindest gewann Piastri aber die am Start verlorene Position gegen Norris zurück.

Wie kam es zur Teamorder bei McLaren?

Piastri hatte die um vier Runden älteren Reifen als Norris, der nach einer Weile ungeduldig wurde: "Je länger ich dahinter bleibe, desto schwieriger macht ihr mir das Rennen", funkte er in Runde 25 an seinen Renningenieur. Norris lag jetzt innerhalb der DRS-Sekunde von Piastri, hatte nach hinten aber 4,6 Sekunden Vorsprung auf Leclerc.

In Runde 26 beschwerte sich Norris wieder: "Das ruiniert uns das Rennen. Wenn ihr wollt, dass George an uns vorbeikommt, dann ..." In Runde 27 war es dann so weit: Piastri machte Platz. Nicht bei der ersten Aufforderung übrigens: "Mach ihm das Leben nicht schwer", hatte man ihm zuerst gesagt. Piastri reagierte aber nicht darauf.

Dann sagte der Renningenieur, Norris habe "sechs Runden" Reifenvorteil, um die Anweisung zu bekräftigen. Was übrigens nicht stimmte, weil es nur vier Runden Unterschied waren. Weil Piastri immer noch nicht reagierte, wurde das Kommando in Runde 27 Klartext ausgesprochen: "Positionen tauschen, Positionen tauschen!" Erst jetzt ging Piastri für seinen Teamkollegen vom Gas.

Für Norris begann danach das Fernduell um Platz 2 gegen Russell, der während des Rennens auf eine Einstoppstrategie umgestellt hatte. Norris kam in Runde 36 zu seinem letzten Boxenstopp und hatte danach 1,8 Sekunden Rückstand auf Russell, aber auch die um zwölf Runden frischeren Reifen (beide Hard). Zu Beginn der 38. Runde zog Norris aber mühelos vorbei.

Russell hatte nun noch knapp fünf Sekunden Vorsprung auf Piastri, dessen Reifen aber ebenfalls um elf Runden frischer waren. Bis Runde 42 dauerte es, ehe auch der zweite McLaren-Pilot vorbei und Piastri damit wieder auf Podiumskurs war. Russell hingegen wurde mit dem Nachteil der abbauenden Reifen noch auf Platz 7 durchgereicht.

Für Piastri war das erste Podium "etwas ganz Besonderes. Daran werde ich mich noch lang erinnern. Es gibt nicht viele Menschen, die das in ihrem Leben erleben dürfen. Und ich habe dieses Glück schon in meiner ersten Saison. Danke dafür ans Team. Es war nicht mein bestes Rennen. Aber es hat gereicht, um einen Pokal zu stemmen. Ich bin überglücklich."

Warum gab's eine Safety-Car-Phase ab Runde 1?

Am Start kam es zu mehreren Berührungen im Feld, durch die Wrackteile auf der Strecke lagen. Zum Beispiel zwischen Hamilton, der einen super Start hatte, und Perez. Hamilton zog sich dabei einen marginalen Schaden am Auto zu, konnte das Rennen aber als Siebter fortsetzen. Perez musste zur Reparatur an die Box kommen und lag beim Neustart nur noch auf Rang 18.

Weiter hinten löste Ocon eine Kettenreaktion aus, als er nach links zog. Dadurch ging Valtteri Bottas (Alfa Romeo) und Alexander Albon (Williams), die neben ihm fuhren, der Platz aus, und es kam zu einer Kollision. Die dabei herumfliegenden Teile fielen weiter hinten Guanyu Zhou (Alfa Romeo) vors Auto, sodass dieser den Frontflügel verlor.

Im Zuge des Startchaos mussten Ocon, Zhou, Albon, Perez, Logan Sargeant (Williams) und Bottas an die Box kommen. Sie lagen danach auf den Positionen 15 bis 20. Von diesen Fahrern kamen übrigens nur Ocon und Zhou ins Ziel.

Wofür gab's die Zeitstrafe gegen Perez?

Perez musste nach der Kollision mit Hamilton zum Reparaturstopp an die Box kommen. Er wechselte dabei auch gleich auf harte Reifen. Beim Reinfahren unter Gelb ging er jedoch kurz vor der Boxeneinfahrt noch an Alonso vorbei und überholte diesen. Was während einer Safety-Car-Phase verboten ist. Dafür setzte es fünf Sekunden Zeitstrafe.

Doch damit nicht genug: Wenig später drehte er in der Haarnadel bei einem überambitionierten Überholversuch Kevin Magnussen im Haas um. "Mein Frontflügel ist wieder kaputt", sagte er - und kam noch einmal an die Box.

Dort saß er zunächst die erste Zeitstrafe ab, ehe die Nase erneut gewechselt und auf rote Softs umgesteckt wurde. Als er aus der Box rauskam, war er 19. und Letzter. Er meldete jetzt am Boxenfunk: "Das Auto fühlt sich nicht richtig an." Danach kam er an die Box und gab auf.

Warum ging Perez nochmal auf die Strecke?

Der Mexikaner saß nach seiner Aufgabe rundenlang im Cockpit und wartete drauf, wieder auf die Strecke zu gehen. Hintergrund: Die noch offene Zeitstrafe wegen der Magnussen-Kollision wollte er lieber gleich in Suzuka absitzen, wo es ohnehin keine Rolle spielte, als sie ins nächste Rennwochenende mitzuschleppen.

Weil Perez bereits aus dem Auto ausgestiegen war, gab's darüber zunächst Diskussionen mit der Rennleitung. Nach einer Aufgabe darf ein Fahrer das Rennen nicht wieder aufnehmen, steht im Reglement. Letztendlich fuhr Perez nochmal los, saß seine Strafe ab - und gab danach endgültig auf. Damit geht er straffrei in den bevorstehenden Grand Prix von Katar.

Heiße Gefechte bei Mercedes: Was war da los?

In Runde 5/6 eskalierte das Mercedes-Duell auf der Strecke. Hamilton war Siebter und Russell Achter, doch Russell konnte später in die Schikane reinbremsen und ging in einem harten, aber fair geführten Duell zunächst in Führung. Hamilton hing sich danach aber in den Windschatten und exekutierte noch vor Kurve 1 einen erfolgreichen Konter.

Hamilton fuhr dann bis Runde 16 vor Russell, als ihm ausgangs Degner 2 ein Fehler unterlief. Russell schloss dadurch auf, saugte sich bei Spoon an, setzte außen zum Überholmanöver an, wurde dort aber von Hamilton abgedrängt. Russell tobte am Funk: "Wollen wir gegeneinander kämpfen oder gegen die anderen?" Und Mercedes entschärfte die Situation, indem Hamilton an die Box geholt wurde.

Russell lag jetzt kurzzeitig in Führung, weil die vor ihm klassierten Fahrzeuge alle schon an der Box waren, er aber noch nicht. Dieses Ergebnis konnte er aber nur kurz halten. Wegen eines Fahrfehlers in der Haarnadel schlüpfte Verstappen mit den frischen Reifen innen durch.

Danach schaltete sich die Rennleitung ein, denn der Zwischenfall zwischen Hamilton und Russell bei Spoon wurde untersucht. Begründung: "Forcing another driver off the track", also Abdrängen eines anderen Fahrers von der Strecke. Die Untersuchung ergab aber keine Sanktion. Hamilton blieb straffrei.

Am Ende des Rennens kam es noch einmal zu einem Rad-an-Rad-Kampf zwischen Russell, der jetzt an fünfter Stelle lag, und Hamilton auf P6. Hamilton hatte die um zehn Runden frischeren Hards und Sainz im Kreuz und funkte, als er auf Russell auflief: "Wir werden beide Positionen verlieren." Eine indirekte Forderung nach einer Stallorder.

Kurz darauf der Funkspruch an Russell: "Wir tauschen die Positionen." Russell argumentierte dagegen, man solle das doch erst in der letzten Runde machen und bis dahin mit dem teaminternen DRS-Zug verteidigen. Doch Mercedes kannte keine Gnade: "Es ist eine Instruktion, George." Worauf der vor Kurve 1 Platz machte.

Hamilton spendierte danach auf Teamorder hin Russell DRS, doch das nützte nichts. In Runde 50 von 53 ging Sainz am zweiten Mercedes vorbei und lag nun an sechster Position. Abstand zwischen Hamilton und Sainz: 1,2 Sekunden für die letzten vier Runden. Und Sainz hatte die um vier Runden frischeren Reifen.

Warum war Alonso so sauer?

Für einen Platztausch reichte es trotzdem nicht mehr. Hamilton wurde Fünfter, vor Sainz, Russell und Alonso. Der war übrigens wegen der Strategie sauer auf sein Aston-Martin-Team: "Ihr habt mich mit dem frühen Stopp den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Unglaublich!" Später, im Zweikampf mit Ocon, machte er seinem Ärger nochmal Luft: "Der zieht mir auf den Geraden davon. Überlegt euch was."

Wer war schuld an der Kollision Bottas-Sargeant?

Das Rennen war noch relativ frisch freigegeben, da duellierten sich die beiden um den vorletzten Platz. Bottas setzte in der Haarnadelkurve außen zum Überholmanöver an, doch Sargeant verteidigte sich zu verbissen, verbremste sich und drängte den Alfa Romeo ins Kiesbett. "Was zur Hölle!", tobte Bottas am Boxenfunk.

Für ihn war das Rennen damit gelaufen. Zwar kam er zunächst zu einem weiteren Boxenstopp rein. Doch nach einer weiteren Runde auf der Strecke gab er auf. Bitter, denn bis zum dritten Freien Training hatte es für Alfa Romeo nach einem konkurrenzfähigen Rennwochenende ausgesehen.

Sargeant wurde von der Rennleitung mit einer Fünfsekundenstrafe belegt. Zusätzlich zu der Zehnsekundenstrafe nach seinem Crash im Qualifying, weil sein Team unerlaubterweise ein Ersatzchassis verwendet hat. Sargeant war deswegen ohnehin schon aus der Box gestartet.

Letztendlich kamen weder Bottas noch Sargeant ins Ziel. Und mit Albon musste auch der zweite Williams-Fahrer infolge mehrerer Zwischenfälle vorzeitig aufgeben.

Wie geht die Formel-1-WM 2023 jetzt weiter?

Zunächst einmal ist der Rennsonntag in Suzuka mit dem Ausstieg von Sky aus der Live-Übertragung noch nicht beendet. Um 13:00 Uhr deutscher Zeit streamen Host Kevin Scheuren und Chefredakteur Christian ihre Analyse des Grand Prix im Rahmen der F1-Show auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.

Nach Japan steht erstmal ein rennfreies Wochenende auf dem Programm. Weiter geht's dann erst am 8. Oktober mit dem Grand Prix von Katar in Doha und anschließend am 22. Oktober mit dem Grand Prix der USA in Austin. Es sind dies die Stationen 17 und 18 des Formel-1-Kalenders 2023 (von insgesamt 22).

Motorsport-Total.com

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