F1 Kuriosa | 04.12.2001
Teil 22: Scheckter´s langer Weg zum roten Glück
Ferrari´s letzter Weltmeister vor Michael Schumacher ergatterte erst im zweiten Anlauf das begehrte rote Cockpit...
Bernhard Eder
Jody Scheckter: Take the long way to Ferrari
Für mehr als zwei Jahrzehnte durfte sich Jody Scheckter mit dem Ehrentitel "letzter Ferrari-Weltmeister" schmücken, ehe Michael Schumacher im Jahr 2000 die lange Durststrecke der Scuderia beendete. 1979 hatte der Südafrikaner für die Roten den Titel geholt, und das in seinem ersten Ferrari-Jahr. Kaum jemand weiß, dass Scheckter bereits 1974 beinahe in Maranello gelandet wäre - damals wurden dem guten Jody allerdings die Herren Lauda und Regazzoni vorgezogen.
Scheckter hatte zum Saisonfinale ´72 in Watkins Glen sein GP-Debüt bei McLaren gefeiert, war dabei auf Anhieb schnell, durfte daher auch 1973 fünf Rennen im dritten Werks-McLaren bestreiten. Der 22-Jährige (auch damals gab´s bereits Piloten, die sehr früh den Sprung in die F1 schafften!) lag zweimal sogar an der Spitze des Feldes: es gab nur ein Problem – ins Ziel kam der Sudafrikaner nicht einmal, bei drei von fünf Rennen schied er durch Unfall aus. Nach dem Kanada-GP hatte der damalige McLaren-Boss Teddy Mayer die Nase voll, Scheckter bekam den blauen Brief. Jody´s erste Idee: ein Anruf bei Ferrari. Luca di Montzemolo, damals der neue Ferrari-Rennleiter, wimmelte Scheckter mit einem fast beleidigend geringen Gehaltsangebot ab.
Jody kam schließlich beim Team vom Ken Tyrrell unter, das zu Saisonende ohne Piloten dastand: nach Jacky Stewart´s Rücktritt und dem Unfalltod Francois Cevert´s war Scheckter plötzlich die Nummer 1 im Weltmeister-Team. Der Südafrikaner machte seine Sache ausgezeichnet, gewann die GP´s von Schweden und England, wurde WM-Dritter. Nach einem weiteren 3. WM-Rang ´76 und dem Vize-Titel im neuen Wolf Team 1977 kam dann Ende ´78 doch noch der Wechsel Scheckter´s zu Ferrari zustande, den sich der Südafrikaner schon fünf Jahre zuvor erhofft hatte.
Diesmal trug sich freilich nicht Scheckter Ferrari an, sondern Enzo Ferrari persönlich bemühte sich um die Dienste jenes Piloten, den Luca di Montezemolo fünf Jahre zuvor verschmäht hatte – es galt einen schlagkräftigen Nachfolger für den zu Lotus gewechselten Carlos Reutemann zu finden... Das Ergebnis ist bekannt: Scheckter holte in der Saison ´79 wie Teamkollege Gilles Villeneuve drei Siege, hatte in der WM am Ende mit vier Punkten Vorsprung die Nase vorn. Der absolute Höhepunkt in der Karriere Scheckters, dem kein weiterer mehr folgen sollte. 1980 brachte es Jody mit dem wahrscheinlich schlechtesten Ferrari-F1-Renner aller Zeiten läppische zwei WM-Punkte – und stellte daraufhin den Formel-1-Helm ins Eck...