
ETCC 2009 | 25.10.2009
Thompson ist Europa-Champion
Grauer Himmel, kleines Feld, und beinahe ein Überraschungssieg – aber am Schluss gewann mit James Thompson doch ein arrivierter Profi.
Kleine Besetzung in Portugal: Das Starterfeld von 15 Autos war wenig eindrucksvoll für einen offiziellen FIA-Titelentscheid. Die Idee vom Gipfeltreffen der besten nationalen Tourenwagenfahrer erweist sich in ihrer Umsetzung als problematisch.
Norbert Michelisz erwies sich im Qualifying in Braga als der Mann der Stunde:
Der Ungar, der heuer den Markenpokal Seat Leon Eurocup gewonnen hat, bekam von der spanischen Marke die Chance auf einen Auftritt im Tourenwagen nach WTCC-Reglement beim Europacup-Rennen in Portugal.
Mit dem einzigen Dieselauto im Feld schnappte er nach einer Attacke in allerletzter Minute dem Deutschen Franz Engstler (BMW) die Pole Position weg. Die Kleinigkeit von 0,077 Sekunden war entscheidend!
Auch Titelverteidiger Michel Nykjær und WTCC-Mann James Thompson hatten ein Wörtchen mitzureden.
Die Plätze in Reihe 2 gingen aber an den portugiesischen Lokalmatador Duarte Félix da Costa und seinen britischen Teamkollegen Harry Vaulkhard in ihren Chevy Lacetti.
Tomas Engström und James Thompson in ihren Honda Accord platzierten sich in Startreihe 3; Nykjær war nur Achter.
Die Rennen
Für Lauf 1 wurden Regenreifen gewählt, die Piste trocknete im Verlauf des 17-Runden-Rennens auf dem 3 Kilometer langen Kurs auf.
Michelisz legte eine abgeklärte Leistung hin, er hielt sich Engstler vom Leib und siegte mit 4 Zehnteln Vorsprung.
Dahinter machte Thompson Plätze gut und sah zeitweise wie ein Herausforderer aus; er kam als Dritter ins Ziel. Ernüchterung hingegen im Chevrolet-Lager: Für Nykjær war nach Platz 4 die Aussicht auf den dritten ETCC-Titel in Folge nicht mehr die beste.
Da Costa musste ebenso in die Botanik wie Vaulkhard; der Brite erreichte noch Rang 5, der Portugiese stand als Achter immerhin auf der Pole für das zweite Rennen.
Bei einem Gerangel in der ersten Kurve gerieten einige Autos auf Abwege: Michelisz (Startplatz 8) fand auf Platz 7 wieder auf die Strecke, Thompson (Startplatz 6) war nur mehr Achter.
Hinter da Costa, seinem Landsmann Francisco Carvalho und Vaulkhard sah auf ienmal Engstler als Vierplatzierter wie der "Mister Europacup" aus. Michelisz dagegen hatte alsbald ausgeträumt, denn ein Reifenpoker erwies sich als Fehlschlag.
Die Piste trocknete rasch auf, und Regenreifen auf der Hinterachse waren die falsche Wahl gegenüber den Slicks der Konkurrenz
Da Costa kreiselte in Runde 2 von der Fahrbahn, Carvalho hielt sich noch eine weitere Runde an der Spitze, bevor Vaulkhard und Engstler vorbeigingen. Die große Aufholjagd legten mittlerweile Thompson und Engström hin.
In Runde 11 ging "Thommo" an Engstlers BMW vorbei und nahm seinen Landsmann Vaulkhard ins Visier. Die beiden kennen einander aus der britischen Meisterschaft. Eine Runde später leistete Vaulkhard sich unter Druck einen Fehler in der ersten Kurve – er rutschte auf Rang 6 ab.
Thompson war in Führung.und ließ sich den Sieg im zweiten Rennen nicht mehr nehmen. Franz Engstler lag im Ziel 2,8 Sekunden zurück auf Platz 2, und Tomas Engström ging nach hartem Kampf in der Endphase noch an Carvalho vorbei auf den 3. Platz.
Michel Nykjær verabschiedete sich mit einem Ausfall vom Europameistertitel; Norbert Michelisz war mit Position 5 aus dem Rennen um den Gesamtsieg, er wird Gesamtdritter.
Franz Engstler und James Thompson kommen auf je 16 Punkte, der Laufsieg entscheidet: James Thompson ist Europacupsieger 2009.
Der Vollständigkeit halber die Gewinner der anderen beiden Kategorien: Der Lette Marcis Birkens im Honda Civic Type R ist Schnellster der drei SP-Fahrer, und Carsten Seifert (Deutschland, Ford Fiesta) legte als einziger S1600-Pilot quasi ein Schaulaufen hin.
Die Klassen Super Production und S1600 sollte man sich nächstes Jahr überhaupt schenken, wenn sich wieder ein so karges Nennergebnis abzeichnet.