
Formel 2: Valencia | 02.06.2009
Ein „ganzer“ und zwei „halbe“ Österreicher in der Formel 2
In Valencia fand das erste Rennwochenende der neuen Formel 2 statt. Im zweiten Lauf belegten Bortolotti, Eng und Soucek die Plätze zwei bis vier.
Michael Noir Trawniczek
25 Jahre lang gab es keine Formel 2 – denn die damals zweithöchste Formelrennserie, in der sich in der Vergangenheit nicht nur künftige, sondern auch aktuelle Formel 1-Stars tummelten, wurde 1984 von der Formel 3000 abgelöst, seit dem Jahr 2005 firmiert die „kleine Formel 1“ unter dem Namen GP2.
Am vergangenen Wochenende wurde im spanischen Valencia das erste Rennwochenende der neu gegründeten Formel 2 abgehalten – diese Rennserie hat mit der Original-F2 so gut wie nichts gemeinsam und stellt auch keinesfalls die zweithöchste Formelrennserie dar, denn die Boliden der GP2 oder auch jene der World Series by Renault sind stärker respektive schneller.
Keine Einsatzteams
Doch die Formel 2 ist aus einem anderen Grund bemerkenswert: Die von Williams F1 konstruierten, rund 400 PS starken Einheitsboliden werden nicht von Teams eingesetzt, sondern von der Formel 2-Organisation MotorSport Vision (MSV) betreut – jeweils drei Piloten teilen sich einen Renningenieur.
Die Einsatzkosten sind wesentlich geringer als in der GP2 oder der vergleichbaren Formel 3. Die Autos entsprechen mit ihrer simplen Aerodynamik dem aktuellen Formel 1-Trend. Dazu gibt es einen Boost-Button, der für sechs Sekunden eine Mehrleistung von 50 PS freisetzt und so für vermehrte Überholmanöver sorgen soll.
Drei Piloten mit Österreich-Bezug
Im 25 Bewerber starken Feld sind auch drei aus der Formel 1-Geschichte bekannte Namen vertreten: Alex Brundle, Henry Surtees und Jolyon Palmer wandeln auf den Spuren ihrer Väter. Mit der Schweizerin Natacha Gachnang ist auch eine Pilotin im Feld vertreten.
Und schließlich sind drei Piloten mit Österreich-Bezug dabei: Red Bull nahm sich Mirko Bortolotti an, der als italienischer Formel 3-Champion im Winter bei einem Formel 1-Test mit Ferrari einen Rundenrekord in den Asphalt brennen konnte – in der Formel 2 fährt Bortolotti jedoch mit italienischer Lizenz. Andy Soucek, vormals in der GP2 unterwegs, tritt als Spanier auf, wo er schließlich auch geboren wurde und seinen Alltag verbringt. Mit Philipp Eng ist aber auch ein „echter“ Österreicher am Start.
Wickens nicht zu schlagen
Die allererste Poleposition der neuen Formel 2 sicherte sich Robert Wickens, der ebenfalls von Red Bull unterstützt wird. Der Kanadier schnappte sich auch für den zweiten Lauf die erste Startposition und war in der Folge in beiden Rennen nicht zu schlagen. „Es ging die ganze Zeit über eigentlich nur darum, mit den Reifen vernünftig umzugehen“, erklärte Wickens. Neben ihm standen nach dem ersten Lauf der Italiener Carlos Iaconelli sowie Kazim Vasiliauskas aus Litauen auf dem Siegerpodest.
Dabei hätte auch Andy Soucek vom Podest lächeln können, der sich für den dritten Startplatz qualifizieren und beim Start Platz zwei erringen konnte. Der sicher aussehende zweite Platz ging dem 23-jährigen jedoch verloren, als sein Wagen mit einem Benzinpumpendefekt zum Erliegen kam. Dafür konnte sich Bortolotti vom zwölften Startplatz auf Rang sechs vorarbeiten. Philipp Eng beendete das erste Formel 2-Rennen der Neuzeit auf Platz zwölf – der Österreicher ärgerte sich, denn vor der letzten Runde lag er auf dem guten fünften Platz, ehe er sich auf der letzten Runde drehte.
Bortolotti, Eng und Soucek auf P2, 3 & 4
Im Qualifying für den zweiten Lauf konnte Soucek seinen Wagen dank einiger Setup-Änderungen direkt neben Polesetter Wickens in die erste Startreihe stellen. Dahinter lauerten Bortolotti und Nicola de Marco in Reihe zwei sowie Philipp Eng und Mikhail Aleshin in Reihe drei.
Am Start jedoch würgte Soucek seinen Motor ab, weshalb er auf Rang fünf zurückfiel. Hinter Dominator Wickens („Das ist das bislang beste Rennwochenende meiner Karriere“) konnte der zweite RB-Junior Mirko Bortolotti den zweiten Platz belegen, Philipp Eng konnte als Dritter das Podest besteigen. Soucek konnte im Verlauf des Rennens einen Platz gutmachen und als Vierter erste F2-Punkte einstreifen.
Leistbares Budget
Nach dem ersten Rennwochenende der neu gegründeten Formel 2 gab es Lob von jenem Mann, der 1984 den letzten F2-Lauf für sich entscheiden konnte – der spätere F1-Pilot Philipp Streiff erklärte: „Wir haben das heutige Budget einer F2-Saison mit jener Summe verglichen, die ich 1984 aufbringen musste – und sogar wenn man die Inflation berücksichtigt, ist es der selbe Preis. Das ist für die heutigen Piloten, für ihre Sponsoren und Familien fantastisch – denn sonst hätten sie womöglich stagniert, weiterhin Motorsport betreiben zu können.“
MSV-Chef Jonathan Palmer, ebenfalls ein früherer F1-Pilot, der bereits seine eigene Rennserie (Formel Palmer) abhielt und für die F2-Organisation verantwortlich zeichnet, zog eine positive Bilanz: „Es hat mich mit Stolz erfüllt, alle 25 Autos in Action zu sehen – natürlich müssen wir noch Verbesserungen an den Autos und den Reifen vornehmen, aber Williams hat einen extrem guten Job erledigt. In dieser Meisterschaft geht es einzig und alleine darum, diesen jungen Piloten die Chance zu geben, dass sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und sie sich für die Formel 1 empfehlen können.“
Mosley: „Von der F2 direkt in die F1“
FIA-Präsident Max Mosley, der maßgeblich an der Wiedereinführung der Formel 2 beteiligt war, überzeugte sich vor Ort von den Fortschritten seines „Babys“ und erklärte: „Am meisten hat mich beeindruckt, wie zuverlässig die Autos waren. Zudem war es auch beeindruckend zu sehen, wie im Qualifying 15 Piloten aus zwölf Nationen innerhalb von nur einer Sekunde lagen.“
Mosley ist überzeugt: „Ich denke, dass diese Meisterschaft sehr präzise zu den Kostensenkungsmaßnahmen passt, die in der Formel 1 eingeführt werden.“ Mosley fügte hinzu, dass die Top 3-Piloten der Formel 2 eine Superlizenz erhalten. „Diese Meisterschaft ermöglicht es den Leuten, in die Formel 1 zu gelangen, ohne dafür ein Vermögen ausgeben zu müssen. Es würde mich nicht überraschen, wenn einige Fahrer der diesjährigen Formel 2 in die Formel 1 aufsteigen würden.“
Ergebnis Lauf 1
1. Robert Wickens 37:03.621 2. Carlos Iaconelli +3.870 3. Kazim Vasiliauskas +5.241 4. Mikhail Aleshin +8.554 5. Julien Jousse +9.922 6. Mirko Bortolotti +10.904 7. Henry Surtees +11.319 8. Alex Brundle +12.326 ... 12. Philipp Eng +17.675 ... out Andy Soucek
Ergebnis Lauf 2
1. Robert Wickens 25:22.024 2. Mirko Bortolotti +5.911 3. Philipp Eng +7.881 4. Andy Soucek +8.615 5. Nicola de Marco +9.780 6. Mikhail Aleshin +11.707 7. Edoardo Piscopo +13.601 8. Carlos Iaconelli +16.616
Meisterschaft
1. WICKENS Robert 20 Punkte 2. BORTOLOTTI Mirko 11 Punkte 3. IACONELLI Carlos 9 Punkte 4. ALESHIN Mikhail 8 Punkte 5. VASILIAUSKAS Kazim 6 Punkte =. ENG Philipp 6 Punkte 7. SOUCEK Andy 5 Punkte 8. JOUSSE Julien 4 Punkte