GP2: Hungaroring | 24.07.2009
Andi Zuber im Exklusivinterview
Andi Zuber leistet heuer im GP2-Team von Giancarlo Fisichella Aufbauarbeit – der Steirer hofft weiterhin, in die Formel 1 aufzusteigen.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: GP2
Lässig sitzt Andi Zuber auf einem der kleinen Transportfahrzeuge des Fisichella Motorsport Teams – der Steirer gehört in der GP2 mittlerweile, in seiner vierten Saison, zu den erfahrenen Piloten, die von ihren jungen Konkurrenten gerne einmal um Rat gebeten werden. Schon im Winter 2007 hat Zuber im damaligen Honda-Werksteam einen Formel 1-Test absolviert, der ihm jedoch nicht den ersehnten Testfahrerjob einbrachte. Dennoch bleibt das Ziel des 26-jährigen die „Königsklasse“ – im kommenden Jahr werden drei neue F1-Teams antreten, Zubers neuer Manager Enrico Zanarini arbeitet daran, dass Zuber wieder eine F1-Chance erhält…
Am Beginn der Saison hast du davon gesprochen, dass du das Fisichella Motorsports Team langsam zum Erfolg führen möchtest (FMSI wurde 2008 in der Teamwertung nur 10.). Zunächst Punkteränge, ab Saisonmitte regelmäßige Podestplätze – bislang hat das ja gut funktioniert, du wurdest zuletzt auf dem Nürburgring Dritter.
Ganz genau, wir haben einen überraschend guten Job erledigt, das gesamte Team. Wir haben ein ziemlich gutes Paket geschnürt – zwar noch nicht ganz zugeschnürt, da fehlen noch ein mehr Sachen, aber es wird besser und besser. Mein Ziel ist es, dass ich am Ende der Saison von der Leistung des Autos her um einen Sieg mitfahren kann.
Wir sind jetzt mehr im Fahrplan als wir gedacht haben und wir haben jetzt schon recht viele Punkte auf dem Konto. Wir waren auch ziemlich oft auf dem Podium. Ich hoffe natürlich, dass dieses Wochenende vielleicht wieder eines dazukommt. Wichtiger aber sind die Punkte – und das Auto immer wieder zu verbessern.
Wie kann man das verbessern?
Da kann man leider nur noch kleine Schritte machen. Weil wir nie Tests haben. Aber es schaut besser aus, als wir erhofft haben.
Dein Teamkollege Luis Razia ist noch nicht so stark – das heißt, du machst das im Alleingang?
Ja, deshalb tun wir uns auch in der Teamwertung schwer, weil ich derzeit eigentlich ein Einzelkämpfer bin. Aber der Luis hat auch schon ein GP2 Asia-Rennen gewonnen und er hat schon viele Punkte in der GP2 Asia gesammelt. Ich denke, er braucht noch ein, zwei Rennen. Irgendwann wird das schon kommen – denn langsam ist er nicht.
Er tut sich mit der Abstimmung schwer?
Genau, es ist einfach schwierig, dieses Auto zu fahren. Generell ist ein GP2-Auto schwer zu fahren – und wenn dann noch am Setup ein bisschen was daneben ist – da muss man auf gewisse Sachen aufpassen, das kann man als Rookie gar nicht wissen.
Holt er sich Tipps bei dir?
Ja, dauernd. Das ist auch normal –und es ist auch clever von ihm. Das würde ich auch machen, wenn ich Rookie wäre und einen erfahrenen Teamkollegen hätte.
Gab es umgekehrt schon einmal etwas, das du dir von ihm hättest abschauen können?
Eher nicht – weil er eben ein Rookie ist und ich habe so viel zu tun mit dem Team, damit wir eben das Auto vorwärts bringen, da fließt die ganze Energie rein.
Wird mit dem Testverbot wirklich so viel Geld eingespart?
Natürlich wird Geld eingespart, wenn es keine Testfahrten mehr gibt. Wenn wir Testfahrten hätten, wäre das Budget noch höher. Ein normales Budget ist ohnehin schon so hoch in der GP2 – das kann doch ohnehin kein Mensch mehr bezahlen. Deshalb finde ich das schon in Ordnung, dass es keine Tests mehr gibt.
Und es ist irgendwie auch eine Challenge, als Fahrer in ein Team zu kommen, das noch nicht so viele Erfolge hatte, mit dem Ingenieur super zusammenzuarbeiten, das Team zusammen zu schweißen, sodass das Paket dann eben immer besser wird. Das ist eine Challenge und es ist einfach schön, wenn man sieht, dass dein Team ein bisschen glücklicher ist. Wenn wir Punkte sammeln, wenn wir konstant sind und nicht nur einmal ein Hoch haben, sondern immer wieder vorn dabei sind - denn das ist wichtig und das ist uns bislang sehr gut gelungen. Und ich hoffe, dass es so weiter geht.
Wie sieht es mit dem Juniortest in der Formel 1 aus?
Da muss zunächst das Concorde-Agreement von sämtlichen Formel 1-Teams unterschrieben werden, dann wissen wir, wie viele Testtage für die Juniorfahrer übrig sind. Natürlich stehen wir schon in Kontakt mit gewissen Teams – das erledigt alles mein Manager, der Enrico Zanarini. Was dann im Endeffekt heraus schaut – ob ein Test oder irgendetwas anderes, das wissen wir erst nach der Saison, im Oktober oder November.
Du siehst dich also schon noch in der Formel 1?
Ich hoffe schon. Wir arbeiten hart daran – und mehr als hart arbeiten können wir ohnehin nicht tun.
Du hast bereits einen Formel 1 getestet, bei Honda. Daraus wurde das heute so erfolgreiche Brawn-Team. Denkst du dir manchmal, was sein könnte, wenn das damals mit Honda geklappt hätte und du jetzt vielleicht sogar in einem Brawn sitzen könntest?
Natürlich überlegt man sich gewisse Dinge – und die Leute dort sind ja immer noch die gleichen. Wobei eben der Ross Brawn einen super Job gemacht hat. Er hat das ganze Team zusammengeschweißt. Ich habe mir schon gedacht: ‚Man, wenn der Test ein oder zwei Jahre später gewesen wäre, das wäre schön gewesen!’ Aber das kann man sich eben nicht aussuchen – und der Test war trotzdem schön, das war eine super Erfahrung für mich, ein Formel 1-Auto zu testen, auch wenn es kein Topauto war. Aber ‚Hätte-wäre ich’ gibt es sowieso nicht – und vielleicht klappt es ja noch bei irgendeinem Team. Sodass ich dann endlich einmal ein Formel 1-Auto mit Slicks fahren kann.
Die neue F2 kostet 250.000 Euro pro Saison, die GP2 gleich einmal 1,2 Millionen Euro. Überlegt man da nicht, auf die günstigere Variante umzusteigen? Oder sind die F2-Autos einfach zu schwach im Vergleich mit der Gp2?
Die Formel 2 ist natürlich ein super Konzept, sie ist günstig und für viele Fahrer attraktiv – aber nicht für einen Piloten, der schon das vierte Jahr in der GP2 fährt. Für keinen, der schon einmal in der GP2 gefahren ist. Weil die Autos einfach langsamer sind und wirklich wenig Aerodynamik haben, nämlich sehr wenig Aerodynamik.
Die haben zwar 450 PS, aber sie haben sehr wenig aerodynamischen Anpressdruck. Vom Fahrverhalten kommt das nicht an einen F1 oder an ein GP2-Auto heran, weil wir eben viel mehr mit Aero arbeiten, und die wirklich total wenig Aero haben. Und deswegen sage ich, dass die F2 für mich nicht in Frage kommt. Da würde ich eher noch irgendetwas anderes machen.
Die GP2 hat ja fast schon mehr Aerodynamik, zumindest hat sie mehr Flügel…
Ja, sie hat mehr Flügel – aber mehr Aerodynamik als die Formel 1 hat sie nicht. Die F1-Autos sind dermaßen optimiert und sie werden ja auch ständig weiterentwickelt. Wenn man das Red Bull-Auto ansieht – der schaut ja schon aus wie ein Space Shuttle. Also wir haben ganz bestimmt weniger aerodynamischen Abtrieb als ein aktuelles Formel 1-Auto.
Welche Zielsetzung gibt es hier auf dem Hungaroring?
Ich hoffe, dass ich wieder fleißig Punkte sammeln kann, das wäre super.
Hier sind besonders viele Fans aus Österreich, macht das für dich einen Unterschied?
Naja., es sind auf dem Nürburgring auch viele Österreicher gewesen. Natürlich ist es schöner, wenn viele Fans da sind – aber wenn du im Rennauto sitzt, denkst nur an eines: nämlich konzentrieren und schnell fahren. Wenn du dann aber aus dem Auto steigst und am Abend mit deinen Freunden Abendessen gehst, dann ist das natürlich schön…