MotoGP: Barcelona | 04.07.2010
Lorenzo gewinnt erneut
Jorge Lorenzo ist weiter nicht zu knacken, der WM-Leader gewinnt auch in Barcelona, Karel Abraham top in der Moto2, Marquez dominiert 125er.
Jorge Lorenzo hat am Sonntagnachmittag den Großen Preis von Katalonien gewonnen. Der Yamaha-Pilot feierte in Barcelona seinen fünften Saisonsieg - den dritten in Folge - und baute damit seine Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft auf 52 Punkte aus. Zweiter wurde Dani Pedrosa, der sich in einem packenden Zweikampf gegen Casey Stoner durchsetzen konnte. Randy de Puniet schaffte mit Platz vier sein bislang bestes Ergebnis in dieser Saison.
Bei hochsommerlichen Temperaturen um 34 Grad Celsius setzte sich kurz nach dem Start zunächst Pedrosa an die Spitze. Der Honda-Pilot zog aus der zweiten Startreihe sofort an sämtlichen Konkurrenten vorbei und hätte unangefochten in die erste Kurve einbiegen können. Allerdings verbremste sich Pedrosa, kam zu weit nach außen ab, und musste in die asphaltierte Auslaufzone ausweichen.
So konnten unter anderem Lorenzo, Stoner, Andrea Dovizioso und de Puniet an Pedrosa vorbeiziehen, der sich schließlich erst an zehnter Stelle wieder ins Feld einfädeln konnte. Hinter der Vierergruppe an der Spitze rangierten zunächst die beiden Suzuki-Piloten sowie Marco Simoncelli.
Dovizioso gab in der Anfangsphase des Rennens sichtbar alles, um Lorenzo an der Spitze nicht entwischen zu lassen. Der Italiener ging in der zweiten Runde zunächst an Stoner vorbei, um dann einen Umlauf später sogar kurzzeitig die Führung zu übernehmen. Doch Lorenzo konterte Doviziosos Attacke schon im fünften Umlauf und gab die Führung bis zum Ziel nicht mehr ab.
Pedrosa mit Aufholjagd
Währenddessen hatte sich Pedrosa durch das Mittelfeld gekämpft und bereits den Anschluss an den viertplatzierten De Puniet geschafft. Kurz darauf verbremste sich Stoner im Zweikampf mit Dovizioso beim Anbremsen auf die erste Kurve, konnte sich aber mir viel Glück und Geschick auf seiner Desmosedici halten und sich hinter de Puniet und Pedrosa wieder ins Rennen eingliedern.
An der selben Stelle, an der sich Pedrosa und Stoner verbremst hatten, hatte auch Lokalmatador Aleix Espargaró mehrmals seine Probleme. Beim ersten Mal gelang es ihm ebenfalls noch den Notausgang zu erwischen, beim zweiten Verbremser rutschte der Pramac-Pilot allerdings unhaltbar von der Strecke und schied aus.
Vorentscheidung in Runde 15
Nach acht Runden hatten Lorenzo und Dovizioso an der Spitze einen Vorsprung von rund zweieinhalb Sekunden auf das Trio Pedrosa, de Puniet und Stoner herausgefahren, während sich Simoncelli nach wie vor tapfer auf Rang sechs vor den beiden Suzuki-Piloten hielt. Doch in Runde 14 war der Druck für den Gresini-Piloten offenbar zu hoch: Simoncelli stürzte und schied aus.
Nur eine Runde später war auch die Vorentscheidung im Kampf um den Rennsieg gefallen. Dovizioso stürzte beim Versuch, um jeden Preis am bärenstarken Lorenzo dranzubleiben. Der Honda-Werksfahrer rappelte sich zwar wieder auf, konnte aber nur noch Schadensbegrenzung betreiben und als 14. ins Ziel fahren.
Kousuke Akiyoshi, der Honda Testfahrer, der in Assen und Barcelona für den verletzten Hiroshi Aoyama eingesprungen ist, verabschiedete sich heute mit drei weiteren Punkten und einem 13. Platz beim Gran Premi de Catalunya vom Interwetten Honda MotoGP Team. Akiyoshi war nur bei den letzten beiden Grand Prix als Ersatz im Interwetten Honda MotoGP Team dabei und übergibt ab dem Sachsenring Rennen an den San Marinesen Alex de Angelis.
Akiyoshi fand das heutige Rennen schwierig, denn als Testfahrer ist er ein anderes Niveau gewöhnt. Jetzt fliegt der 35-jährige Japaner in sein Heimatland zurück und nimmt einige neue Erfahrungen, die er in der MotoGP sammeln konnte als Testfahrer mit in seine zukünftige Arbeit.
Moto2: Horrorcrash von Morales
Die Moto2-Kategorie hat ihren Ruf als spektakulärste, unterhaltsamste und spannendste der drei WM-Klassen in Barcelona ein weiteres Mal eindrucksvoll unterstrichen. Yuki Takahashi gewann nach 23 packenden Runden den Großen Preis von Katalonien vor Tom Lüthi und Julián Simón. WM-Leader Toni Elias musste sich kurz vor dem Ziel Karel Abraham geschlagen geben und sich mit Rang fünf begnügen.
Doch der Reihe nach. Der von Platz drei gestartete Lüthi gewann den Start und führte das Rennen nach der ersten Kurve vor Elias, Takahashi, Andrea Iannone und Simón an. Die Spitzengruppe profitierte von ihren guten Startplätzen, denn im Mittelfeld kam es beim Anbremsen auf die erste Kurve einen Massencrash, der unter anderem Mike di Meglio, Shoya Tomizawa, Alex Debón, Héctor Faubel, Roberto Rolfo und Dominique Aegerter aus dem Rennen riss.
Doch der Segen der vorderen Plätze sollte sich zumindest für Iannone schon bald als Fluch herausstellen. Der Pole-Sitter war eingangs der zweiten Runde an Takahashi vorbeigangen - ausgerechnet an der Unfallstelle der ersten Runde, wo zu diesem Zeitpunkt noch die Streckenposten mit den Aufräumarbeiten beschäftigt waren und deshalb gelbe Flaggen geschwenkt wurden.
Iannone, der die gelben Flaggen offensichtlich übersehen hatte, ging kurz darauf auch an Lüthi vorbei und setzte sich schnell vom Rest des Feldes ab. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn schon in der sechsten Runde bedeutete ihm ein Streckenposten bei Start-Ziel per Anzeigetafel, dass er die zuvor gewonnen Position wieder abgeben und sich auf Rang zwei zurückfallen lassen müsste.
Iannone übersieht Boxentafel
Iannone hätte für dieses Manöver fünf Runden Zeit gehabt, doch er übersah sämtliche Zeichen der Rennleitung und auch die seines Teams, das ihm nicht nur wild gestikulierend auf der Boxenmauer, sondern auch mit einem handgeschrieben Zettel, auf dem "VAI 2" ("Geh' 2") stand, entgegen hielt. So kam es wie es kommen musste, Iannone wurde von der Rennleitung mit einer Durchfahrtstrafe belegt.
Die Anzeige dieser Bestrafung nahm der zu dem Zeitpunkt überlegen in Führung liegende Iannone schließlich wahr und am Ende der 15. Runde rollte er mit der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern durch die längste Boxengasse des WM-Kalenders. Der Speed-Up-Pilot sollte das Ziel schließlich als 13. erreichen. Die drei WM-Zähler waren nur ein schwacher Trost.
Unterdessen hatte sich Takahashi längst von Lüthi und Simón abgesetzt und führte nach zwei Dritteln der Renndistanz über drei Sekunden Vorsprung das Rennen an. Während sich der Schweizer im Zweikampf gegen den amtierenden 125er-Weltmeister durchsetzen und auf Platz zwei fahren konnte, kämpfte der in der turbulenten Anfangsphase etwas zurückgefallene Elias noch um den vierten Rang.
Starke Vorstellung von Lüthi
Tom Lüthi hat während des Wochenendes des Gran Premi de Catalunya bewiesen, was für ein Kämpfer in ihm steckt, denn auch diesen Grand Prix hat er als dritten Grand Prix in Folge mit einem Podium beendet. Lüthi ist heute nach einem spektakulären Rennen auf den zweiten Platz gefahren und steht jetzt mit 94 Punkten auf Platz zwei in der Weltmeisterschaft. Der Interwetten-Pilot hatte nur eine Woche nach der Operation am gebrochenen Schlüsselbein ein super starkes Grand Prix Wochenende und hat einmal mehr bewiesen, dass er das Zeug zum Weltmeister hat:
"Das ganze Wochenende war ziemlich hart und es war brutal heiß. Mit der frischen Operationsnarbe war das nicht immer angenehm. Dennoch haben wir uns gut geschlagen und konnten aus der ersten Reihe starten. Im Rennen habe ich den zweiten Platz geholt und das ist wirklich gut. Die Punkte heute sind sehr wichtig für mich."
Horrorcrash auf der Zielgeraden
Kenny Noyes und Carmelo Morales kämpften bis zum Zielstrich verbissen um den siebten Platz. Der spanische WM-Debütant wollte den US-Amerikaner noch kurz vor dem Ziel aus dem Windschatten heraus überholen, streifte dabei mit seinem Vorderrad den Hinterreifen seines Konkurrenten und überschlug sich anschließend bei hoher Geschwindigkeit auf der Zielgeraden.
Morales wurde bei dem Sturz von seiner wild umherfliegenden Maschine getroffen und blieb zunächst beinahe regungslos auf dem Grünstreifen vor der Haupttribüne liegen. Eine anschließende Untersuchung im Streckenhospital hat allerdings ergeben, dass sich der 31-Jährige glücklicherweise keine lebensbedrohlichen Verletzungen zugezogen hat.
125ccm: Immer wieder Márquez
Marc Márquez ist nicht aufzuhalten. Der 17-jährige Derbi-Pilot fuhr beim Großen Preis von Katalonien seinen vierten Saisonsieg ein und übernahm damit die Führung in der Zwischenwertung der Fahrer-Weltmeisterschaft. Márquez setzte seine Pole-Position in einen unangefochtenen Start-Ziel-Sieg um und ist damit der jüngste Fahrer, dem jemals vier Grand-Prix-Siege in Serie gelangen.
Schon kurz nach dem Start in das Rennen über 22 Runden war klar, dass sich Márquez nur selbst würde schlagen können. Nach zwei Runden betrug sein Vorsprung auf die Kampfgruppe um Platz zwei bereits 0,6 Sekunden, nach fünf Umläufen war Márquez um 1,6 Sekunden enteilt. Im Ziel wies der Ajo-Pilot schließlich einen satten Vorsprung von 4,6 Sekunden auf Platz zwei auf.
Während Márquez also einsam seine schnellen Runden drehte, entwickelte sich schnell ein packender Dreikampf um die Plätze zwei, drei und vier. Die beiden Aspar-Piloten Nicolás Terol und Bradley Smith balgten sich über die gesamte Renndistanz mit Lokalmatador Pol Espargaró. Die Entscheidung in diesem Wettstreit sollte erst in der letzten Runde fallen, als Terol beim Angriff auf seine beiden Konkurrenten in Kurve zehn erst zu spät bremste und dann beim Herausbeschleunigen Opfer eines Highsiders wurde.
Smith schnappte sich den zweiten Platz von seinem Teamkollegen, der durch seinen Ausfall auch die Führung in der Weltmeisterschaft abgeben musste. Espargaró schaffte als Dritter ebenfalls den Sprung aufs Siegertreppchen. Rund 40 Sekunden dahinter erreichte Sandro Cortese als Vierter das Ziel. Der Teamkollege von Márquez setzte mit einem mutigen Manöver in der letzten Kurve vor dem Ziel gegen Efrén Vazquez durch.
Jonas Folger und Marcel Schrötter rundeten das aus deutscher Sicht hervorragende Ergebnis mit Ankünften in den Punkterängen ab. Folger schaffte als Neunter sogar den Sprung in die Top 10, während Schrötter als 14. ins Ziel kam. Randy Krummenacher zeigte sich im Vergleich zum Qualifying ebenfalls stark verbessert und erreichte nach einer starken Vorstellung als Siebter das Ziel.