MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Vorschau: Wer kann Rossi schlagen?

Ausblick auf den Saisonauftakt - 17 Fahrer im MotoGP-Feld, davon immerhin 13 Weltmeister – News auch in den kleineren Klassen.

Nach fünf Monaten Winterpause geht es am kommenden Wochenende endlich wieder los - die MotoGP startet in Doha in ihre neunte Saison. Der Kalender der Saison 2010 umfasst 18 Rennen, darunter allein vier Grand Prix in Spanien.

Wie schon in den vergangenen beiden Jahren bildet das Flutlicht-Rennen auf dem Losail International Circuit in der Wüste Qatars den Auftakt. Das Finale findet wie gehabt im November in Valencia statt. Neu dabei ist die Strecke in Aragonien bei Alcañiz, die den nach wie vor nicht fertiggestellten Balatonring ersetzt.

Trotz der langen Rennpause wurde in diesem Winter so wenig getestet wie nie. Auch in der MotoGP muss gespart werden, weshalb sämtliche Stammfahrer im neuen Jahr an lediglich sechs Tagen ihre neuen Maschinen testen durften. Der dominierende Pilot war dabei Titelverteidiger Valentino Rossi, der an fünf der sechs Tage die jeweilige Bestzeit fuhr. Nur Casey Stoner schaffte es am letzten Testtag in Qatar, den Weltmeister einmal knapp zu übertrumpfen.

Damit ist bereits einiges über das gegenwärtige Kräfteverhältnis in der MotoGP gesagt: Yamaha-Pilot Rossi scheint auch nach neun gewonnenen WM-Titeln kein bisschen müde zu sein und hat sich akribisch auf die neue Saison vorbereitet. Filippi Prezioso, Generaldirektor von Ducati Corse, sah Rossi bei den Testfahrten sogar schon im "Qualifikationsmodus". "Er ist aggressiv und motiviert. Die Situation ist zweifellos etwas beängstigend", so der Ducati-Boss.

Ducatis Antwort auf Rossis beängstigende Frühform soll vor allem in Person von Stoner gegeben werden. Der Weltmeister von 2007 hat sich nach seiner krankheitsbedingten Pause im Spätsommer des vergangenen Jahres bereits gegen Ende der letzten Saison mit zwei Siegen eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Tagesbestzeit beim abschließenden Test vor dem Saisonstart zeigt, dass mit Stoner jederzeit zu rechnen ist. Außerdem scheint die Desmosedici GP10 Dank des neuen "Big-Bang"-Motors fahrbarer zu sein als ihre Vorgängerin.

Lorenzo lädiert, Pedrosa problematisch

Hinter den beiden Top-Stars ist die Lage vor dem ersten Rennen des Jahres dagegen etwas unklarer. Vize-Weltmeister Jorge Lorenzo hat sich während seiner Saisonvorbereitungen den Daumen gebrochen und musste sogar operiert werden. Rossis Teamkollege verpasste dadurch den zweiten Test in Sepang und war zuletzt sichtbar angeschlagen. "Ich brauche noch mehr Zeit, um mich zu hundert Prozent von meiner Verletzung zu erholen, aber immerhin kann ich in Qatar fahren", so Lorenzo.

Das vierte Mitglied der bisherigen Top 4 der MotoGP, Dani Pedrosa, scheint momentan ebenfalls kein ernsthafter Anwärter auf Rennsiege zu sein. Zwar geht der Honda-Pilot endlich mal wieder vollkommen verletzungsfrei in eine neue Saison, war aber dafür bei den jüngsten Tests sehr weit von der Spitze entfernt. Offenbar kommt Pedrosa mit der Umstellung auf das neue Öhlins-Fahrwerk der Honda noch nicht zurecht.

Dovizioso bester Honda-Pilot

Im Gegensatz dazu kommt Pedrosas Teamkollege Andrea Dovizioso der Spitze, also Rossi und Stoner, immer näher. Der Italiener vollzog die Umstellung auf Öhlins bereits im Verlauf der vergangenen Saison. Dieser Schritt scheint sich nun auszuzahlen, Dovizioso ist gut drauf uns sagt: "Ich denke, wir können mit unserer Saisonvorbereitung zufrieden sein."

Mit dieser Einschätzung steht Dovizioso im Honda-Lager derzeit ziemlich alleine da. Denn neben Pedrosa kamen auch die beiden Gresini-Fahrer Marco Melandri und Marco Simoncelli bei den Testfahrten mit der neuen Honda RC212V nicht besonders gut zurecht und balgten sich mit einem weiteren Honda-Piloten, Rookie Hiroshi Aoyama, zumeist auf den hintersten Plätzen.

Fünfeinhalb Rookies

Das Thema Rookies ist überhaupt ein gutes Stichwort, wenn man das Teilnehmerfeld der MotoGP in diesem Jahr betrachtet. Neben Simoncelli und Aoyama bestreiten auch Álvaro Bautista, Héctor Barberá, Aleix Espargaró und Ben Spies 2010 ihre erste volle Saison in der "Königsklasse". Superbike-Weltmeister Spies zieht dabei zweifelsohne die meisten Blicke auf sich, schließlich wird er bereits jetzt als möglicher Nachfolger Rossis oder Lorenzos im Yamaha-Werksteam gehandelt.

Doch zunächst soll Spies an der Seite seines US-amerikanischen Landsmannes Colin Edwards im Tech-3-Team zu einem Spitzenfahrer in der MotoGP heranreifen. Dass Spies das Potenzial dazu besitzt, hat er bereits bei seinen Wild-Card-Einsätzen in der Vergangenheit und auch während der jüngsten Wintertests angedeutet. Damit hebt sich der Texaner auch von seinen Rookie-Kollegen deutlich ab, die allesamt den Sprung aus der gerade dahingeschiedenen 250er-Klasse in die MotoGP wagen und noch mit mehr oder weniger großen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen haben.

Zwei neue Teams: Interwetten & Aspar

Trotz der fünfeinhalb Fahrer-Neulinge (Espargaró stieß bereits während der Saison 2009 zum Pramac-Team) hat sich das Teilnehmerfeld insgesamt nicht vergrößert. Die MotoGP ist nach wie vor ein (zu) kostspieliges Vergnügen, das Scot-Team und Hayate-Kawasaki zogen sich am Ende der vergangenen Saison zurück.

Sie werden durch das neue Interwetten-Team des Schweizers Daniel Epp und dem MotoGP-Projekt der Aspar-Mannschaft ersetzt. Epp bringt mit 250er-Champion Aoyama den einzigen Japaner an den Start und kann sich daher über die Unterstützung Hondas freuen.

Für Hondas Rennabteilung HRC ist dieses Engagement angesichts der Verdienste Aoyamas in der jüngeren Vergangenheit - immerhin der WM-Titel bei den 250ern gegenüber der Aprilia-Übermacht - sicherlich eine Ehrensache.

"Ich freue mich auf den Beginn der neuen Saison in der MotoGP Klasse", sagt Aoyama, "Qatar ist nicht unbedingt meine stärkste Rennstrecke und die Bedingungen da sind nicht immer perfekt. Auch das Fahren bei Nacht ist ziemlich ungewöhnlich und ich werde sehen, wie ich mit dieser neuen Situation zurechtkomme. Ich muss mehr Vertrauen zu meinem neuen Motorrad aufbauen und noch viel lernen, aber ich hoffe, dass ich in Qatar ein gutes Ergebnis einfahren kann.

Interwetten-Teamchef Epp ergänzt: "Ich bin sehr froh, dass es endlich wieder los geht und wir vom Druck des ersten Rennens befreit werden. Die ganzen letzten Monate, eigentlich seit dem Sommer letzten Jahres, waren eine riesige Vorbereitungszeit und nun geht es endlich zur Sache. Die ganzen Tests der Vorsaison sind ganz gut gelaufen, aber erst nach diesem ersten Rennen der Saison wissen wir, wo wir wirklich stehen. Qatar gehört zwar nicht zu den Lieblingsstrecken von Hiro, aber letztes Jahr war sein Saisonauftakt ja auch nicht so schlecht.

Capirossi vor 21. Grand-Prix-Saison

Jorge Martínez' Aspar-Team wagt nach zahlreichen Erfolgen in den kleineren Klassen gemeinsam mit Ducati und Barberá ebenfalls den Sprung in die MotoGP. Ob im Laufe des Jahres noch weitere Teams hinzustoßen, ist noch unklar. FB Corse bemüht sich bekanntlich seit rund einem Jahr um einen Startplatz und hat in Person von Garry McCoy immerhin einen erfahrenen Piloten unter Vertrag.

So bleibt es bis auf weiteres bei 17 Piloten, von denen 13 immerhin schon mindestens einen Weltmeisterschaftstitel in einer der Grand-Prix-Kategorien oder bei den Superbikes gewinnen konnten. Der erfahrenste von allen ist eindeutig Loris Capirossi, der beim Saisonauftakt in Qatar seinen 300. Grand Prix bestreiten wird. Vom Rentnerdasein will der Suzuki-Pilot vor seiner 21. WM-Saison noch überhaupt nichts wissen: "Vielleicht wird dies immer noch nicht meine letzte Saison sein."

Blick in die weiteren Klassen

In der Moto2 beendete Tom Lüthi den Grand Prix von Qatar im letzten Jahr auf dem sechsten Platz und holte damit bereits beim ersten Rennen der Saison 2009 wertvolle WM-Punkte. Für dieses Jahr hat sich der Schweizer vorgenommen wieder an der Spitze mitzufahren und den Saisonauftakt erneut mit den ersten Punkten in der neuen Moto2 Klasse zu besiegeln.

"Ich weiß nicht, was mich in Qatar erwartet", sagt Lüthi, "wir haben das neue Moto2 Bike dort nicht bei einem Nachttest in der Wüste testen können, daher kann ich nicht sagen, wie ich mit den Bedingungen dort zurechtkommen werde. Was ich weiß ist, dass die Top 10 bei den letzten paar Tests sehr eng zusammen lagen und dass mir nur eine halbe Sekunde auf die Spitze gefehlt hat, was meiner Meinung nach gar kein schlechter Anfang ist. Ich hoffe sehr, dass wir beim Rennen an der Spitze mithalten können, wenigstens ein Top 5 Ergebnis wäre für das erste Rennen der Saison sehr schön."

Auch Teammanager Terrell Thien kann es nicht mehr erwarten: "Ich freue mich, dass es nun endlich losgeht und das Warten ein Ende hat. Ich denke, dass wir nach den letzten Test gut auf diese Saison vorbereitet sind. Qatar liegt Tom eigentlich ganz gut, im letzten Jahr war er ja Sechster. In diesem Jahr sollte es möglich sein, das zu überbieten. Ich gehe mit einem guten Gefühl in diese neue Saison und bin gespannt, was die neue Moto2 Klasse alles mit sich bringt."

Bei den 125ern debütiert Marcel Schrötter im Interwetten-Team . Er wird in Katar seinen ersten WM-Lauf als „Vollzeitfahrer“ bestreiten und hofft seinen ersten Einsatz in Übersee mit wichtigen WM-Punkten beenden zu können. Der Saisonauftakt in Katar ist auch das erste Nachtrennen für den 17-Jährigen, der seine erste Saison in der 125ccm Klasse der MotoGP Weltmeisterschaft mit dem Interwetten Honda 125 Team fahren wird:

"Ich weiß wirklich nicht, was mich auf der Strecke in Katar erwarten wird. Ich war weder schon einmal dort, noch bin ich jemals ein Nachtrennen gefahren. Ich war auch noch nie in Übersee und daher bin ich schon ziemlich gespannt. Beim letzten Test in Jerez bin ich gestürzt, aber mir geht es gut. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung und ich hoffe ich kann ein paar Punkte einfahren. Dennoch weiß ich, dass meine erste Saison eher ein Lehrjahr werden wird, bevor ich die Spitze angreifen kann.

Teammanager Thien: "Zu Marcel kann ich nicht viel sagen. Für ihn ist alles neu. Wir wissen noch nicht, wie er auf der Wüstenstrecke zurechtkommen wird und auch die ganze zeitliche Umstellung wird nicht einfach für ihn werden. Wir geben ihm Zeit, sich an alles zu gewöhnen. Ein paar GP-Punkte wären aber für den Anfang nicht schlecht."

News aus anderen Motorline-Channels:

MotoGP: Losail

Weitere Artikel:

GP von Saudi-Arabien: Freies Training

McLaren gibt Ton an - Crash von Tsunoda

Lando Norris sichert sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Dschidda, Max Verstappen landet auf P3, Yuki Tsunoda kurz vor Ende der Session in der Mauer

"Unprofessionell und respektlos"

Verstappen ein schlechter Verlierer?

Johnny Herbert legt mal wieder gegen Max Verstappen nach: Welches Verhalten er kritisiert und warum dessen Strafe nicht ungerecht, sondern sogar noch zu milde war

Vorschlag für mehr Spannung

Alle drei Reifen-Mischungen als Pflicht?

Die Diskussionen um den niedrigen Reifenverschleiß und die "Dirty Air" gehen weiter: George Russell hat eine Idee, Routinier Fernando Alonso winkt hingegen ab

Vier rote Flaggen am Freitag beim Grand Prix von Japan: Oscar Piastri fährt Bestzeit, Isack Hadjar führt auf P3 sensationell die McLaren-Verfolger an