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WTCC: Oschersleben

Kann BMW seine "Siegesserie" fortsetzen?

Seit 2005 hat BMW in Oschersleben jede Saison zumindest ein WTCC-Rennen gewonnen; im Jahr der Chevrolet-Dominanz ein schwieriges Vorhaben.

Traditionell steuert die WTCC im Sommer die Motorsport Arena Oschersleben an, wo meist spannende Zweikämpfe und spektakuläre Szenen an der Tagesordnung sind. Auch in diesem Jahr könnte den Zuschauern wieder einmal ein echter Leckerbissen bevorstehen. Nach dem deutschen Gastspiel der Tourenwagen-WM verabschieden sich Fahrer und Teams in die Sommerpause.

Schon seit 2005 gastiert die WTCC in Deutschland und macht einmal jährlich in der Magdeburger Börde Station. Oschersleben wurde schon 994 erstmals urkundlich erwähnt, ist aber erst seit 1997 im Besitz einer eigenen Strecke, die den rund 19.500 Einwohnern der im Osten Deutschlands gelegenen Kleinstadt regelmäßig viel Freude bereitet; DTM und WTCC sind dort überaus gerne gesehen Gäste.

Knapp 35 Kilometer südwestlich von Magdeburg warten eine 3,696 Kilometer lange Rennstrecke und 14 anspruchsvolle Kurven auf das mit 21 Piloten gut gefüllte Starterfeld der WTCC – und die Motorsport Arena hat es durchaus in sich, wie Susumu Watanabe von Reifenlieferant Yokohama zu erläutern weiß: "Oschersleben hat eine recht ebene Oberfläche und lange, enge Kurven."

Kurve eins als entscheidende Passage

"Die schwierigste Passage der Strecke ist Kurve eins, denn dort müssen die Piloten vom Topspeed heftig verzögern, um in die langsamste Kurve des Kurses einzubiegen", meint Watanabe. Trotz dieses schwierigen Nadelöhrs werden die Pneus der Tourenwagen in Oschersleben nicht übermäßig hart rangenommen: "Dieser Kurs stellt nur mittelmäßige Ansprüche an die Reifen", erklärt Watanabe.

Für die Fahrer der Tourenwagen-WM gilt es indes, bei der Abstimmung einen guten Kompromiss zu finden, weist die Motorsport Arena Oschersleben doch sowohl einige schnelle Ecken als auch zahlreiche langsame Passagen auf. Im Fokus ist dabei nicht zuletzt die schwierige Kurve eins: Dort gilt es, die Randsteine aggressiv in die Ideallinie einzubinden und einen Wagen zu haben, der die Kerbs optimal schluckt.

Gänsehaut-Feeling beim Zanardi-Sieg

Am besten wurde diese Herausforderung bislang von den zahlreichen BMW-Piloten gemeistert. Zehn der vergangenen zwölf Rennen konnten die Münchener seit 2005 für sich entscheiden, doch kein Erfolg wurde mehr bejubelt als der Sieg von Alessandro Zanardi beim WM-Debütevent 2005. Der italienische Tausendsassa feierte in Oschersleben seinen ersten Sieg nach seinem Comeback.

Knapp vier Jahre zuvor hatte Zanardi bei einem schrecklichen Champcar-Unfall auf dem EuroSppedway Lausitz beide Beine verloren, ließ sich davon aber nicht einbremsen und kämpfte sich zurück in den Motorsport. Diese Leistung gipfelte vorerst darin, dass er den vielen Fans in der Motorsport Arena Oschersleben einige Gänsehaut-Momente bescherte, als er 2005 als Sieger über die Ziellinie kam.

BMW war – beim Heimspiel vor deutschen Zuschauern – schon immer die bestimmende Marke. Nur zwei Mal konnten die anderen WTCC-Hersteller den Lokalmatadoren ein Schnippchen schlagen: 2007 holte Yvan Muller für Seat einen Lauferfolg, im vergangenen Jahr trug sich Alain Menu für Chevrolet in die Siegerlisten des deutschen WM-Events ein. Und auch 2011 sind die US-Amerikaner die großen Favoriten.

Alles macht Jagd auf Chevrolet

Nur Gabriele Tarquini (Seat) konnte Chevrolet in den bisherigen Saisonrennen einmal einen Strich durch die Rechnung machen, ansonsten haben Rob Huff, Menu und Muller noch eine weiße Weste – die WM-Titelverteidiger sind in diesem Jahr die klare Nummer eins im Starterfeld und dürften auch in Oschersleben heiße Kandidaten für die Spitze sein, wie ein Blick auf die Gesamtwertung zeigt.

Dort führt Huff nach bisher sieben WM-Events mit 263 Punkten vor seinem beiden Teamkollegen Muller (248) und Menu (192). Tom Coronel (BMW) führt mit 124 Zählern die Verfolgergruppe um Tarquini (115) und Tiago Monteiro (Seat/101) an. Norbert Michelisz (BMW/66) folgt auf Rang sieben vor Kristian Poulsen (BMW/59) sowie Javier Villa (BMW/44) und Franz Engstler.

Engstler und Wiechers mit Heimspiel

Letzterer bringt es nach seinem sensationellen dritten Platz von Donington Park auf 43 Punkte und damit auf den zehnten WM-Zwischenrang. Aus diesem Grund geht der einzige Deutsche der WTCC in Oschersleben natürlich besonders motiviert zu Werke. "Ein weiteres Topergebnis wäre das perfekte nachträgliche Geburtstagsgeschenk", meint Engstler – der Routinier ist seit dieser Woche 50 Jahre alt.

Seine große Erfahrung kann der Rennfahrer und Teamchef in Personalunion in der Privatierwertung ausspielen, wo er vor Oschersleben mit 67 Punkten den vierten Gesamtrang bekleidet. Nur Michelisz (77), Poulsen (75) und Darryl O'Young (Chevrolet/72) rangieren vor Engstler, der gemeinsam mit Villa (64) und Michel Nykjær (Seat/61) durchaus noch in Schlagdistanz zu den Führenden der Independentwertung ist.

So verwundert es nicht, dass sich Engstler auf sein Heimspiel freut. "Mittlerweile ist es Tradition, dass uns in Oschersleben viele Freunde und Fans besuchen kommen. Das macht Laune", sagt der 50jährige. Dominik Greiner, Teammanager beim deutschen Wiechers-Rennstall, bestätigt diesen Eindruck: "Unser Heimrennen in Oschersleben ist Jahr für Jahr etwas Besonderes für uns."

"Viele Freunde, Familienmitglieder, Fans und Partner des Teams reisen extra an und drücken uns vor Ort die Daumen. Das gibt uns natürlich einen extra Motivationsschub", meint Greiner. Die jüngsten Ergebnisse der Mannschaft lassen – wie bei Engstler – auf ein gutes Wochenende hoffen, denn Stefano D'Aste kehrt in der Motorsport Arena in das Cockpit des BMW 320 TC zurück.

Der große Überraschungs-Mann von Porto wurde in Donington Park einmalig von Colin Turkington vertreten, weil er seinen Verpflichtungen in der GT4-EM nachkommen musste. Dort schlug sich D'Aste sehr gut und räumte ab – besser könnten die Vorzeichen für den italienischen Fahrer also kaum sein. "Stefano wird es gewiss nicht an Motivation fehlen", sagt Thomas Schiemann von Wiechers.

BMW in Oschersleben mit Gewichtsvorteil?

Groß ist die Spannung auch, welche Auswirkungen die Gewichtstabelle haben wird: Chevrolet startet mit 40 Zusatzkilogramm, BMW und Seat treten ohne Ballast an, und Volvo geht mit 10 Kilogramm weniger in die beiden deutschen Rennen. Für ein interessantes Wochenende dürfte angesichts dieser Situation gesorgt sein. Die Chancen auf einen Heimerfolg von BMW sind in Oschersleben gewiss vorhanden.

Wer auch immer am Sonntag die Siege in der Magdeburger Börde davonträgt, nimmt diese Erfolge mit in die fünfwöchige Sommerpause. Nach dem WM-Event in Oschersleben werden die Rennwagen nämlich erst einmal eingemottet und erst im September wieder auf die Strecke geschickt – und nach dem Europafinale im spanischen Valencia geht es dann schon auf die Übersee-Tournee nach Asien ...

Fakten zum Rennwochenende in Oschersleben:

Streckenlänge: 3,696 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 14 Runden

Die Sieger in Oschersleben, 2005-2010:
2005: Andy Priaulx (BMW), Alex Zanardi (BMW)
2006: Andy Priaulx (BMW), Jörg Müller (BMW)
2007: Yvan Muller (Seat), Augusto Farfus (BMW)
2008: Augusto Farfus (BMW), Felix Porteiro (BMW)
2009: Andy Priaulx (BMW), Augusto Farfus (BMW)
2010: Alain Menu (Chevrolet), Andy Priaulx (BMW)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:35,518 — Rob Huff (Chevrolet, 2010)
Rennen: 1:36,543 — Alain Menu (Chevrolet, 2010)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Samstag, 30. Juli 2011
8:30 - 9:00 Uhr — 1. freies Training
12:15 - 12:45 Uhr — 2. freies Training
14:00 - 14:20 Uhr — Qualifikation (Q1)
14:25 - 14:35 Uhr — Qualifikation (Q2)


Sonntag, 31. Juli 2011
8:30 - 8:45 Uhr — Warmup
11:20 - 11:50 Uhr — Rennen 1
15:05 - 15:35 Uhr — Rennen 2

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