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WTCC: Macao

Finale im Spielerparadies

Vorschau auf das Saisonfinale der WTCC im "Monte Carlo des Ostens" und auf die letzten Entscheidungen im Tourenwagen-Rennjahr 2013.

Macao. Diese fünf Buchstaben lassen das Herz jeden Rennfahrers höher schlagen. Inmitten der asiatischen Spielerstadt wartet nämlich der berühmt-berüchtigte Guia Circuit darauf, einmal pro Saison von den Piloten unter die Räder genommen zu werden. 6,117 Kilometer purer Wahnsinn - so könnte man die Rennstrecke in Macao beschreiben. Ein würdiger Platz für das WTCC-Saisonfinale!

Wie üblich geht die Tourenwagen-WM in der chinesischen Sonderverwaltungszone aber nicht alleine an den Start, sondern teilt sich den spektakulären Guia Circuit wieder mit anderen Meisterschaften. In Macao steht die WTCC ohnehin nicht im Vordergrund, denn diese Rolle nehmen die Nachwuchsfahrer der Formel 3 ein. Der Macao-Grand-Prix dieser Rennserie gilt schon seit geraumer Zeit als Klassiker.

Bei den beiden finalen Sprintrennen der WTCC ist jedoch meist ebenfalls Hochspannung geboten: Mit Ausnahme der Saisons 2010 und 2013 fiel die Titelentscheidung nämlich bisher stets in den Straßen der Kasino-Hochburg. Das bevorstehende Ende des Rennjahres verleitet die Piloten in Macao mitunter eh dazu, vielleicht noch etwas mehr zu wagen als üblich. Crashs in der Startrunde sind keine Seltenheit.

Motorsport hat in Macao schon Tradition

Dies liegt aber nicht zuletzt an der schwierigen Rennbahn, die den Fahrern auf über sechs Kilometern Länge einfach alles abverlangt - und das schon seit den 1950er-Jahren. Die Anfänge des Rennevents auf dem Guia Circuit datieren nämlich aus dem Jahr 1954. Und was als Schatzsuche in der Stadtmitte begann, entwickelte sich bald zu einem Amateurrennen, das bis 1966 regelmäßig durchgeführt wurde.

1967 waren erstmals Motorräder mit von der Partie, ehe 1972 das erste Tourenwagen-Rennen über die Bühne ging. Elf Jahre danach luden die Veranstalter zum ersten Mal die besten Formel-3-Piloten nach Macao ein, um in den Straßen der illustren Stadt die inoffiziellen Weltmeisterschaften für diese Nachwuchsklasse auszurichten. Bis heute pilgert die Crème de la Crème der Formel 3 nach Macao.

Das erste Formel-3-Rennen auf dem Guia Circuit entschied übrigens ein junger Ayrton Senna für sich. Der brasilianische Rennfahrer sollte schon kurz darauf auch in der Formel 1 für Furore sorgen, ist aber nicht der einzige prominente Sieger des Grand Prix in der Spielerstadt. Michael Schumacher nutzte die Formel 3 einst ebenfalls als Sprungbrett und drückte dem Macao-Rennen 1990 seinen Stempel auf.

Ein Blick in die Siegerlisten von Macao

Im Jahr danach war David Coulthard nicht zu schlagen, mit Ralf Schumacher (1995), Ralph Firman (1996), Takuma Sato (2001) und Lucas di Grassi (2005) waren noch weitere spätere Formel-1-Fahrer erfolgreich in Macao am Start. In den Siegerlisten finden sich aber auch bekannte Tourenwagen-Größen wie Rickard Rydell (1992) oder Jörg Müller. Letzterer fuhr 1993 zum Formel-3-Sieg in Macao.

Der Deutsche ist übrigens bis heute der einzige Rennfahrer, der in jüngster Zeit sowohl in der Formel 3 als auch im Tourenwagen das oberste Siegertreppchen erklimmen konnte. Übertroffen wird Müller nur noch von John MacDonald. Der für Hongkong fahrende Brite war im Macao der 1970er-Jahre das Maß aller Dinge und siegte sowohl im Formelauto als auch im Tourenwagen und auf dem Motorrad.

Diese Leistungen wurden bislang nicht wiederholt oder gar übertroffen. Mehrfach-Sieger gibt es aber auch in der WTCC. Seit 2010 hält Rob Huff (Chevrolet) den Rekord in dieser Kategorie: Der Brite fuhr 2008, 2009 und 2010 jeweils bei einem Rennen als Erster über die Linie, siegte 2011 sogar "doppelt". Bei den Marken hält Chevrolet mit neun Erfolgen den ersten Platz beim berühmten Stadtrennen von Macao.

Eine der schwierigsten Strecken überhaupt

Das "Monte Carlo des Ostens" gilt als eine der anspruchsvollsten Pisten der Welt, die nicht nur durch ihre - für einen Stadtkurs ungewöhnliche - Länge besticht. In den neun Runden, welche die WTCC-Fahrer auf dem Guia Circuit zurücklegen müssen, werden Mensch und Maschine enorm strapaziert. Neben einer langen Vollgas-Passage gibt es schließlich auch einen sehr kurvenreichen Mittelabschnitt.

Kurzum: Macao bietet alles, was das Rennfahrer-Herz begehrt. Oder wie es Tom Coronel (ROAL-BMW) ausdrückt: "Macao ist der schwierigste Kurs der Welt und die Nummer eins in unserem Kalender." Einmalig ist der Guia Circuit aber auch aufgrund seiner Streckenführung, die sowohl die schnellste Ecke (Mandarin) als auch die langsamste Kurve (Melco) der gesamten Rennsaison beinhaltet.

Laut Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher ist in der Spielerstadt nicht nur beim Zocken großer Einsatz gefragt. "Der Kurs ist nicht ohne und es kommt darauf an, dass man eine gehörige Portion Mut hat. Du musst dich wohlfühlen im Auto, denn die Strecke lässt keine Fehler zu", sagt der Deutsche. "In der Formel 3 hatte man perfekte Runden absolviert, wenn die Reifenmarkierung danach nicht mehr lesbar war ..."

Eine Entscheidung muss noch fallen

Bei der WTCC gehen indes üblicherweise zuerst die Rückspiegel flöten, wenn sich die Fahrer dem Limit und dabei auch den schwarz-gelben Leitplanken nähern. Eine Fahrt in Macao ist eben auch ein großer Balanceakt, den es bei einem Starterfeld in der Größe von über 30 Autos erst einmal zu meistern gilt. Speziell, wo die wichtigen Entscheidungen schon gefallen sind.

Einzig James Nash (Bamboo-Engineering) und sein Teamkollege Alex MacDowall (Bamboo-Engineering) haben noch ein Ziel vor Augen: den Gewinn der Privatierwertung. Die Trümpfe liegen aber ganz klar bei Nash. Er hat 41 Punkte Vorsprung auf seinen einzigen Rivalen und muss eigentlich nur die Zielflagge sehen. Etwas spannender ist dagegen der Kampf um Platz zwei in der Fahrer-WM.

Gleich drei Piloten dürfen sich noch Chancen auf die Verfolgerposition von Yvan Muller (RML-Chevrolet) ausrechnen. Die besten Karten hat Gabriele Tarquini (Honda) mit 235 Punkten vor Tom Chilton (RML-Chevrolet/213) und Nash (206). Herstellerwertung und Teamwertung wurden bereits vorzeitig zugunsten von Honda und RML entschieden. Auch Muller steht schon seit Japan als Champion fest.

Die Aufmerksamkeit ruht an diesem Wochenende also voll und ganz auf dem Abschneiden der Anwärter auf die besten Plätze hinter den Titelträgern. Und nach einhundert - hoffentlich - aufregenden Rennkilometern verabschiedet sich die Tourenwagen-WM dann in ihre Winterpause. Daran verschwenden die Beteiligten auf dem Guia Circuit aber garantiert noch gar keinen Gedanken.

Fakten zum Rennwochenende in Macao

Streckenlänge: 6,117 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je 9 Runden

Die Sieger in Macao 2005-2012:
2005: Augusto Farfus (Alfa Romeo), Duncan Huisman (BMW)
2006: Andy Priaulx (BMW), Jörg Müller (BMW)
2007: Alain Menu (Chevrolet), Andy Priaulx (BMW)
2008: Alain Menu (Chevrolet), Rob Huff (Chevrolet)
2009: Rob Huff (Chevrolet), Augusto Farfus (BMW)
2010: Rob Huff (Chevrolet), Norbert Michelisz (SEAT)
2011: Rob Huff (Chevrolet), Rob Huff (Chevrolet)
2012: Yvan Muller (Chevrolet), Alain Menu (Chevrolet)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 2:29.422 Minuten - Alain Menu (Chevrolet, 2012)
Rennen: 2:32.063 Minuten - Alain Menu (Chevrolet, 2012)

Der Zeitplan in der Übersicht (MEZ):

Donnerstag, 14. November 2012
06:50-07:20 Uhr - Testsession

Freitag, 15. November 2012
01:30-02:00 Uhr - 1. Freies Training
05:15-05:45 Uhr - 2. Freies Training
08:35-09:05 Uhr - Qualifikation Q1
09:10-09:25 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 17. November 2012
01:30-01:45 Uhr - Warmup
04:05-04:40 Uhr - Rennen 1
05:20-06:00 Uhr - Rennen 2

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