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Holt Muller den vierten Titel?

Durch das frühzeitige Saisonende für den WM-Dritten Michel Nykjær ist eine Titelentscheidung schon in Japan wesentlich näher gerückt.

Sechs Buchstaben, die das Herz jedes Motorsport-Fans höher schlagen lassen: Suzuka. In diesem Jahr bereits 51 Jahre alt, aber noch immer ein erklärter Lieblingskurs der Fahrer. Dort beginnt der Asien-Abstecher der WTCC, der die Meisterschaft via Shanghai zum großen Finale nach Macao führen wird. Doch schon in Suzuka werden die Beteiligten voll auf ihre Kosten kommen.

Da wäre zum einen der bevorstehende WM-Titelgewinn von Yvan Muller (Chevrolet). Der WM-Spitzenreiter aus Frankreich braucht nur noch wenige Zähler, um rechnerisch den vierten Gesamtsieg in der Fahrerwertung perfekt zu machen. Nur Gabriele Tarquini (Honda) kann ihm noch einen Strich durch die Rechnung machen, doch das ist unwahrscheinlich.

Der Grund: Muller reist mit einem sehr soliden Vorsprung nach Japan. Tarquini liegt als WM-Zweiter bereits 144 Punkte zurück, und bei den drei letzten Rennwochenenden des Jahres sind noch maximal 165 Punkte zu holen. Vieles spricht also dafür, dass Muller schon nach Japan als frühster Tourenwagen-Weltmeister aller Zeiten feststeht.

Privatier Michel Nykjær (Chevrolet) weist einen Rückstand von 163 Punkten auf, wurde mittlerweile aber von Nika Racing rüde vor die Tür gesetzt – aus finanziellen Gründen; kein Ruhmesblatt für eine offizielle FIA-Weltmeisterschaft, wenn der Drittplatzierte in einer WM-Gesamtwertung kurz vor Saisonende deshalb zur Aufgabe gezwungen wird. Nykjærs Cockpit übernimmt der Japaner Hiroki Yoshimoto.

Das altehrwürdige Suzuka ist vielleicht die berühmtesten Rennstrecke in Japan. Der vom Niederländer John Hugenholtz entworfene Kurs ist bereits die zweite WTCC-Station im Land der aufgehenden Sonne: Von 2008 bis 2010 hatte die Meisterschaft ihre Rennen auf dem Okayama International Circuit ausgetragen, ehe sie zur Saison 2011 den Wechsel nach Suzuka vornahm.

Aus Logistik- und vermutlich auch Prestige-Gründen, denn Suzuka gilt bei Fans und Fahrern als einer der letzten Klassiker im Motorsport. Zudem ist die japanische Rennbahn eine der wenigen, die in Form einer Acht angelegt sind – inklusive der dadurch notwendigen Unterführung. Die Degner-Kurve, die Spoon-Kehre, die 130R – alles klingende Namen, die für Hochstimmung im Fahrerlager sorgen sollten.

Der Haken daran: Die WTCC macht einen Bogen um die genannten Abschnitte und befährt statt des 5,8 Kilometer langen Grand-Prix-Kurses die östliche Kurzvariante mit nur 2,2 Kilometern, die Start und Ziel sowie die bekannten S-Kurven umfasst. Das bedeutet: viel Lenkarbeit für die Piloten, wenige Überholmöglichkeiten, aber hoffentlich trotzdem reichlich Action für die Fans auf den Tribünen.

Schon in der Dunlop-Kurve machen die WTCC-Autos also einen Rechtsbogen und kehren nach der Schikane zurück auf die Zielgerade. Entsprechend hoch ist die Rundenanzahl im Rennen: Pro Lauf sind am Sonntag 26 Runden zu absolvieren, bei einer Rundenzeit von etwas mehr als 52 Sekunden. Die Piloten sind auf jeden Fall ein bisschen enttäuscht, nicht alle Höhepunkte abfahren zu können.

"Das ist wirklich sehr schade", meint der frühere Formel-1-Fahrer Monteiro (Honda). "Denn der große Kurs ist eine der besten Strecken der Welt und stellt eine große Herausforderung dar. Ich kann aber schon verstehen, weshalb man sich anders entschieden hat. Die Bahn ist nun einmal sehr lang, und speziell für Tourenwagen wären die Rundenzeiten wohl extrem hoch", sagt der Portugiese. "Außerdem bekämen die Zuschauer die Autos nicht so oft zu sehen. Es ergibt also durchaus Sinn, den kleinen Kurs zu befahren", meint er.

Suzuka ist eine Strecke der "alten Schule" und keine Anlage auf allerhöchstem Sicherheitsniveau. Wohl auch deshalb nimmt sie für viele Fahrer einen ähnlichen Stellenwert wie Spa-Francorchamps oder die Nordschleife ein – Motorsport am Limit. Dies fasziniert auch die Piloten in der Boxengasse der WTCC: "Suzuka ist ein herrlicher Ort zum Rennfahren, auch für Tourenwagen", sagt Tom Coronel (BMW). Er merkt an: "Dieser Kurs verfügt über eine große Geschichte, und die japanischen Fans sind immer ein Erlebnis für sich."

Monteiro kann dem nur zustimmen. Der Honda-Pilot gerät regelrecht ins Schwärmen und sagt: "Ich liebe diese Strecke." Ähnliches sagen wohl auch die vielen Gastpiloten nebst Yoshimoto, die in Suzuka ins Lenkrad greifen: Jeronimo Badaraco (Chevrolet), Henry Ho (BMW), Takuya Izawa (Honda), Ka Lok Mak (BMW), Kin Veng Ng (Chevrolet), Filipe de Souza (Chevrolet) und Yukinori Taniguchi (BMW) sind zugleich auch jene Piloten, die in der 2013 erstmals ausgetragenen "Asia Trophy" für asiatische Gastfahrer punktberechtigt sind.

Und für Honda stellt das Wochenende in Suzuka etwas ganz Besonderes dar: Mit dem WM-Titel in der Herstellerwertung im Gepäck reist die japanische Marke zum Heimrennen, also an jenen Ort, wo sie vor just einem Jahr ihr WTCC-Debüt als Werksteam gegeben hat. "Man darf gespannt sein, welche Fortschritte wir seither erzielt haben", sagt Monteiro. "Ich denke, wir können um den Sieg kämpfen."

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