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GP2-Sieger Andreas Zuber im motorline.cc-Talk, Teil 1

Am vergangenen Sonntag feierte Andi Zuber in Istanbul seine Sternstunde: Erster Sieg in der GP2-Serie. motorline.cc bat den Steirer zum Interview.

Michael Noir Trawniczek

Seit dem vergangenen Rennsonntag ist Andreas Zuber nicht mehr nur Rennsportinsidern ein Begriff - sein Sieg beim Sonntagssprint in der GP2-Serie - wo er Größen wie den viel gelobten Tabellenführer Lewis Hamilton, Weltmeistersohn Nelson Piquet Jr. und auch die ehemaligen Formel 1-Piloten "Gimmy" Bruni, Giorgio Pantano und Timo Glock hinter sich lassen konnte - katapultierte den in Dubai lebenden Österreicher in die Schlagzeilen der heimischen Motorsport-Medienlandschaft.

motorline.cc bat den 23jährigen Steirer zum Interview - im ersten Teil spricht Andi Zuber über das gewaltige Echo, welches sein Triumph ausgelöst hat, sowie über die Schwierigkeit, als Rookie in der Formel 1-Sprungbrettklasse Fuß zu fassen - Stichwort "Rundengeiz", den gibt es nämlich auch in der GP2.

Zudem verrät Zuber das "Geheimrezept" seiner Raketenstarts - bislang konnte er im Durchschnitt jeweils vier bis fünf Plätze gutmachen - und er versichert: "Ich fahre 2007 garantiert wieder GP2!" Den zweiten Teil des Andi Zuber-Exklusivinterviews finden Sie ab Freitagmittag auf motorline.cc..

Gratulation zu deinem ersten GP2-Sieg! Die "Medienmaschine", vor allem die österreichische, hat sich wohl auf dich gestürzt - wie war das Echo? Wie waren die Tage danach?

Die ganzen Interviews und Fototermine, die ich bis jetzt hatte, waren anstrengender als das Rennen selbst. Ich bin seit dem Sonntag nicht mehr zur Ruhe gekommen. Aber am Wochenende gebe ich mir eine Auszeit - da ich ja für Monza fit sein muss. Es ist schon ein Stress - aber es ist ein sehr, sehr schöner Stress.

Wie gehst du mit dem erhöhten Medieninteresse um?

Es ist ein Teil des Jobs, deswegen mache ich es gerne und bin auch immer bereit, Interviews oder andere Termine wahrzunehmen. Ich gehe damit sehr locker um, aber andererseits muss man auch immer aufpassen, dass man keinesfalls etwas Falsches sagt - das kann nämlich gleich einmal nach hinten losgehen.

Die GP2-Läufe werden ja meist vor den Augen der Formel 1-"Feldherren" absolviert - gab es Reaktionen seitens der "Königsklasse", der Piloten oder gar Teamchefs?

Also von den Teamchefs direkt nicht - aber indirekt habe ich mitbekommen, dass sich seitens der Formel 1 ein bisschen etwas getan hat. Ich muss die Leistung noch stabilisieren, danach sehen wir weiter. Meine Freunde Nico Rosberg und Robert Kubica haben mir herzlich gratuliert, das freut mich sehr.

Du bist bekannt für deine Raketenstarts, machst in der ersten Runde außergewöhnlich viele Plätze gut. Auch am letzten Sonntag hast du Pole-Sitter Negrao stehen gelassen, sodass es "wie ein Fehlstart aussah", wie es ein schwer beeindruckter britischer Journalist beschrieb. Wie erklärst du dir diese Gabe? Woher kommt das? Hast du gar ein "Geheimrezept"?

Ja, das habe ich. Mein Coach Walter Penker ist das "Geheimrezept"! Er hat mich nach dem Prinzip "Übung macht den Meister" so lange auf einem Reaktionstester mit grünem und rotem Licht testen lassen, bis ich absolut top war. Und seit dem letzten Jahr habe ich im Schnitt immer vier bis fünf Plätze gutmachen können.

Du bist im Vorjahr in der World Series by Renault vorne mitgefahren, hast einen Sieg erobert und bist insgesamt viermal auf dem Podium gestanden - in der GP2 lief es bis zu deinem Sieg vergleichsweise mager. Woran liegt das? Ist die Luft in der "kleinen Formel 1" um so viel dünner? Gibt es große Unterschiede zwischen den Teams?

Das größte Problem für mich als Rookie, in dieser harten Meisterschaft, ist das freie Training. Wir haben leider nur dreißig Minuten, um die Strecken kennen zu lernen und das Auto abzustimmen. Machst du im Qualifying einen kleinen Fehler, rutscht du sofort auf Platz 15 oder gar noch schlechter ab. Und dann hast du im Rennen auch nicht mehr allzu viele Chancen.

Und man bedenke: Es gibt nur vier Rookies, die vorne mitmischen können - das sind Franck Perera, Lewis Hamilton, Michael Ammermüller und ich. Bei den Teams gibt es schon Unterschiede, zwar nicht so groß wie in der Formel 1, aber man spürt sie trotzdem. Deswegen kommen für mich im kommenden Jahr nur drei Teams in Frage: Trident Racing, ART Grand Prix oder i-sport International.

Wie schwierig war die Umstellung vom Formel Renault V6 auf den GP2-Boliden?

Es war okay. Mit dem GP2-Auto hast du zirka 200 PS mehr zur Verfügung, deswegen musst du mit dem Gaspedal sanfter umgehen, und deswegen übersteuert der Wagen auch mehr als der World Series by Renault-Bolide, den ich im letzten Jahr fuhr. Es gibt nur einen Weg: Man muss sich darauf einstellen und sein eigenes Lieblings-Setup finden - dann kannst du um Siege kämpfen.

Dein Stallkollege bei Trident Racing ist der ehemalige Formel 1-Pilot Gianmaria Bruni. In einem "Sportwoche"-Interview hast du erzählt, dass du vor der Sommerpause mit dessen Setup-Einstellung gefahren bist und du jetzt einen eigenen Weg gehst. Hast du am Anfang seine Abstimmung fahren müssen oder war das freiwillig? Ist er quasi der Nr.1-Pilot im Team? Wo liegen die Unterschiede zwischen eurer Herangehensweise beim Abstimmen?

Zwecks der Datenaufzeichnung und der Weiterentwicklung, die mein Team am Auto durchführte, sind wir immer mit dem gleichen Setup an die Strecken gereist. Aber das Auto ist mehr auf Gimmys Wünsche hin weiterentwickelt worden - da er auch Italiener ist und dadurch schon mal die Kommunikation besser funktionierte, da er auch mehr Erfahrung hat und dadurch mehr Einfluss beim Team besitzt. Mein Team und ich glaubten anfangs auch, dass ich mit seinem Setup zurechtkomme - aber da hatten wir uns leider geirrt. Deswegen treten wir jetzt in Monza auch wieder mit zwei verschiedenen Setups an.

Du musstest auch einige Strecken lernen - ein zusätzliches Handicap, vor allem wenn man so wenig fahren kann, wie du es geschildert hast. Wie viele Kurse hast du nicht gekannt?

Mehr als die Hälfte. Aber auch wenn du die Strecke gut kennst, muss der GP2-Bolide gut liegen und das Setup passen - sonst stehst du trotzdem hinten im Qualifying.

Der "Rundengeiz" herrscht ja auch oder vor allem in der Formel 1, dort wird wegen der Motorenhaltbarkeitsregeln und der limitierten Reifen so wenig wie möglich gefahren. Wie so oft leiden die Fans, die ihre Stars an der Kommandobrücke herumsitzen sehen und die Piloten, die lieber fahren als sparen würden - was sagst du dazu? Sicherlich gibt es das Kostensenkungsargument - aber ist es nicht sogar auch ein gewisses Sicherheitsrisiko, dass Neulinge so wenig zum Fahren kommen?

Ich glaube nicht, dass es direkt ein Sicherheitsrisiko darstellt, da die jungen Piloten aufgrund ihrer Tätigkeit in den Nachwuchsserien die meisten Strecken ohnehin kennen. Aber man muss dann, wenn die Zeit so knapp ist und man so wenig zum Fahren kommt, natürlich mehr Risiko eingehen, um schnell zu sein. Und dann kann es schon einmal passieren, dass man einen Crash baut. Ich hoffe, dass die Sportbehörde FIA eine Regelung findet - damit man wieder mehr fahren kann und es auch für die Fans am Freitag interessanter wird.

Stichwort Formel 1 - die ist ja dein großes Ziel. Zunächst jedoch bleibst du in der GP2, so hat man es vernommen. Wie sehen deine diesbezüglichen Pläne aus? In wie weit hat dir der Sieg dabei geholfen, ein gutes GP2-Team für 2007 zu finden? Welches wäre dein Wunschteam? Und welche Ziele setzt du dir für 2007? Wie sicher ist es eigentlich, dass du auch im kommenden Jahr in der GP2 fahren wirst?

Also ich fahre zu hundert Prozent im kommenden Jahr in der GP2-Serie, das ist klar. In welchem Team ich fahren werde, ist allerdings noch offen. Wunschteams gibt es drei: Trident Racing, ART Grand Prix oder i-sport International. Der Sieg wird mir bei den Verhandlungen natürlich in sehr großem Maße hilfreich sein - denn die Teamverantwortlichen sehen auch, dass ich 2007 um die Meisterschaft mitfahren und gewinnen kann. Mein Ziel ist es jedenfalls, 2007 in den Top 3 der GP2-Gesamtwertung zu landen.

- Ende des ersten Teils -

Lesen Sie ab Freitagmittag auf motorline.cc - Teil 2 des großen Exklusivinterviews mit GP2-Türkei-Sieger Andi Zuber: Wie er seine Kollegen wie Lewis Hamilton, Nelson Piquet Jr., Timo Glock usw. einschätzt. Wie es ihm gelungen ist, ohne Red Bull-Gelder in die "kleine Formel 1" aufzusteigen. Wie es zum Kontakt mit den "Kapazundern" Walter Penker und dem ehemaligen Villeneuve-Trainer Erwin Göllner kam. Über sein Verhältnis zu den prominenten Vertretern der "Formel Austria", wie Alex Wurz, Gerhard Berger und Co. Und schließlich die Frage aller Fragen: Wann wird Andi Zuber in der Formel 1 zu sehen sein?

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