
Sports Car Challenge Most | 28.08.2006
Alles Gute kommt von oben
Volles Haus in Most: der Truck-GP der tschechischen Republik zog wie immer eine stattliche Menge von Fans nicht nur aus Tschechien selbst, sondern auch aus dem benachbarten Ostdeutschland an.
Johannes.Gauglica@motorline.cc, Fotos: Meike Kerstin
Vor dieser schönen Kulisse nahm auch die Sports Car Challenge den 4,2 Kilometer langen Kurs unter die Räder. Nur Mutter Natur hatte keine Lust, mitzuspielen: es blieb das ganze Wochenende über regnerisch und kühl. Der Regen sollte nicht der einzige Aufreger des Tages sein.
Lauf 1:
22 Autos waren qualifiziert, und unmittelbar vor dem Start zum Rennen gab es Aufregung: zuerst über einige Wetterwechsel, die die Reifenwahl zum Pokerspiel machten, und dann über einen Hubschrauber. Eine TV-Crew filmte die Truck-Action beim Qualifying der Schwergewichte aus der Luft, dem Helikopter-Piloten war das Wort „Mindestflughöhe“ offenbar nicht bekannt. Quer durch das Fahrerlager wurden Zelte und Equipment umgerissen, auch bei einigen SCC-Teams entstand großer Sachschaden.
Bei der Rennleitung hagelte es Beschwerden, der Start zum ersten SCC-Rennen musste verschoben werden. Die Teams der Sports Car Challenge schafften es dann binnen 15 Minuten, neben den „Aufräumarbeiten“ ihre Autos rennfertig zu machen. Der Hubschauber flog währenddessen munter weiter seine „Luftangriffe“ auf den Paddock.
Zurück zum sportlichen Teil: wer auf Slicks gesetzt hatte, hatte verloren. Im immer stärkeren Regen zeigte sich Wolfgang Payr im PRC-Cosworth als der Dominator des Rennens: er hatte von der Pole aus seinen Dauerrivalen Tony Sinclair immer unter Kontrolle, baute seinen Vorsprung rasch auf 14 Sekunden aus und hielt sich dann konstant an der Spitze.
Sinclair seinerseits musste sich mit einem Auto zurechtfinden, das in dieser Konfiguration noch nicht im Regen gelaufen war – erstaunlich eigentlich für den Jade, ein britisches Fabrikat. Das Vertrauensverhältnis Fahrer-Auto war noch nicht in ausreichender Weise vorhanden, dementsprechend war er mit dem zweiten Platz nicht unglücklich.
Hinter den beiden spielte sich in der Anfangsphase ein Dreikampf der Division-2-Autos ab: Karl-Heinz Matzinger im Hoffmann-PRC erwischte einen Bombenstart und setzte sich vor Seriensieger Pius Truffer. Ein Dreher warf Matzinger schon in er zweiten Runde wieder etliche Plätze zurück, der Oberösterreicher startete dann eine beherzte Aufholjagd und wurde noch Klassendritter. An der Spitze der Division 2, auf dem dritten Gesamtrang, fuhr Truffer ein Rennen mit einem Auge im Rückspiegel.
Sportwagen-Rookie Jörg Peham im PRC-Honda folgte dem Schweizer in knappem Abstand und ließ nicht locker. Letztlich gab sich Peham mit dem zweiten Platz im Debüt-Rennen zufrieden, damit holte sich Pius Truffer mit einer tollen Leistung bei widrigen (und teilweise wirklich widerlichen) Bedingungen erneut den Klassensieg.
Getrennt wurden die beiden schnellsten Division-2-Autos vom Sieger der GT-Klasse: Klaus Stanek im Koglbauer-Porsche nutzte die Verhältnisse aus und fuhr munter im Spitzenfeld der Prototypen mit. Dem zweitschnellsten GT, pilotiert von seinem österreichischen Landsmann Martin Sagmeister, schenkte er über 42 Sekunden ein; der drittplatzierte Peter Bernhard aus der Schweiz war eine Runde zurück. Ski-Legende Patrick Ortlieb klassierte sich im sechs Autos starken Gran-Turismo-Feld auf dem vierten Rang, als Zölfter gesamt.
Die Debütanten im Feld: neben Jörg Peham gaben auch Mirco Schultis und Carlo M. Bermes ihren Sportwagen-Einstand. „Mr. Dress for Less“ gab noch dazu sein Comeback nach langer Verletzungspause, und er hat nichts verlernt: die Umstellung auf den leichten Sportwagen gelang auch ihm tadellos. Trotz einer eingesprungenen Pirouette wurde er noch Fünfter der Division. Weniger Glück hatte Carlo M. Bermes, der Sieger der Nachwuchssichtung von Hoffmann Racing: er musste mit immer gröberen Motoraussetzern schließlich w.o. geben.
Ergebnis 1. Lauf:
1. Wolfgang Payr/A, PRC-Cosworth (1. Div.1), 15 Runden in 29:02,550
2. Tony Sinclair/GB, Jade-IES (2. Div.1), -16,363sec.
3. Pius Truffer/CH, PRC-BMW (1. Div.2), -59,866
4. Jörg Peham/A, PRC-Honda (2. Div.2), -1:06,436
5. Klaus Stanek/A, Porsche 996 Cup (1. Div.4), -1:17,339
6. Gerd Beisel/D, PRC-BM (3. Div.1), -1:34,827
7. Karl-Heinz Matzinger/A, PRC-Opel (3. Div.2), -1:35,422
8. Gerhard Münch/D, Norma-Honda, -1:35,822
9. Mirco Schultis/D, PRC-Honda, -1:47,552
10. Martin Sagmeister/A, Porsche 996 Cup (2. Div.4), -1:58,383
11. Peter Bernhard/CH, Porsche 996 Cup (3. div.4), -1 Rd.
12. Patrick Ortlieb/A, Porsche 996 Cup
13. Paul Pfefferkorn/A, Porsche 996 Cup
14. Gregor Fischer/CH, PRC-BMW, -2 Rd.
15. Rudi Hämmerle/A, PRC-Honda
16. Henry Uhlig/D, PRC-Opel
17. Philipp Zumstein/CH, Porsche 996 GT3-R
18. Thomas Wolfert/D, MRP-Opel
19. Carlo M. Bermes/D, PRC-Opel, -6 Rd.
20. Adi Gärtner/D, Martini-Alfa, -13 Rd.
nicht gestartet:
Otto Dragoun/A, PRC-Opel
Peter Kormann/D, PRC-BMW
Am Sonntag gab dann zunächst Tony Sinclair den Ton an. Mit neuem Vertrauen in sein Auto war er drei Sekunden schneller als Wolfgang Payr, das britisch-österreichische Dauerduell ging in die nächste Runde. Zwei PRC in Reihe 2: neben Division-1-Fahrer Gerd Beisel in Reihe 2 war der schnellste Division-2-Qualifikant, und das war Jörg Peham.
Von Pius Truffer war hingegen diesmal nicht viel zu sehen, nach zwei Runden parkte er seinen PRC-BMW wieder an der Box. Er musste das Rennen aus der siebenten Reihe in Angriff nehmen. Eine starke Leistung lieferte sein Landsmann Gregor Fischer ab, als drittschnellster Pilot der großen Sportwagen-Klasse qualifizierte er sich für Startplatz, seine stärkste Leistung bisher.
Und als wäre es mit der Rennleitung verabredet, fing es knapp vor dem Start des zweiten Laufes wieder stark zu regnen an. Einige Fahrer wechselten auf Regenreifen oder Intermediates, andere blieben auf Slicks… - wieder eine Lotterie. Als das Safety Car in die Box ausscherte, war die Strecke noch naß, aber der Himmel wieder trocken.
Tony Sinclair sah zunächst wie ein Verlierer aus: auf Slicks hatte er keine Chance, seine Position zu verteidigen. Während der Brite nach hinten durchgereicht wurde, zog der Österreicher souverän davon. Beisel war der nächste Verfolger, dahinter alsbald bereits der schnellste der „Lights“, Peham.
Und dann begann langsam aber sicher der Asphalt zu trocknen – und die Slick-Fahrer bekamen sozusagen wieder „Oberwasser“. Ein Profiteur war Mirko Schultis im Dress-for-Less-PRC, anfangs von den GT-Autos hart bedrängt, dann Platz um Platz auf dem Weg nach vorne. Ein weiterer Aufholjäger war Matzinger,von ganz hinten machte er Positionen gut. Und vorne wurde die Entscheidung um den Gesamtsieg immer interessanter. Beisel wehrte sich gegen den unverdrossen angreifenden Peham, und Payrs Vorsprung begann in der Spätsommersonne zu schmelzen. Dahinter tauchte Sinclair in den Top 6 auf, dann in den Top 3.
In der letzten Runde war Sinclair auf P2 und machte volle 10 Sekunden Rückstand gut. In der allerletzten Kurve fand er einen Weg an Payr vorbei und holte sich im Herzschlag-Finish den Sieg. Das Gesamt-Podium war wieder fest in der Hand der „Big Bangers“, mit Peham als Division-2-Sieger auf Platz 4, vor Matzinger und Beisels Teamkollegen bei RWT, Norma-Fahrer Gerhard Münch.
Philipp Zumstein konnte seine GT-Pole nicht umsetzen, der Schweizer Kurt Peter im Porsche 996 Cup hatte trotz bzw. am Anfang gerade wegen seiner Regenreifen alles im Griff, er suchte gegen Rennende bereits die nassen Stellen der Fahrbahn, aber es reichte zum Erfolg mit 44,5 Sekunden Vorsprung vor Martin Sagmeister; Zumstein komplettierte das Podium der Division 4. Wiederum nur „Blech“ gab es für Patrick Ortlieb im trotzdem tadellosen SCC-Debüt.
Resultat 2. Lauf:
1. Tony Sinclair/GB, Jade-IES (1. Div.1), 12 Runden in 22:43,800
2. Wolfgang Payr/A, PRC-cosworth (2. Div.1), -2,188sec.
3. Gerd Beisel/D, PRC-BMW (2. Div.1), -8,565sec.
4. Jörg Peham/A, PRC-Honda (1. Div.2), -9,088sec.
5. Karl-Heinz Matzinger/A, PRC-Opel (2. Div.2), -22.500sec.
6. Gerhard Münch/D, Norma-Honda (3. Div.2), -46,519sec.
7. Peter Kormann/D, PRC-BMW, -49,924sec.
8. Mirco Schultis/D,PRC-Honda , -1:09,439sec.
9. Gregor Fischer/CH, PRC-BMW, -1:24,318
10. Kurt Peter/CH, Porsche 996 Cup (1. Div.4), 1:56,004sec.
11. Martin Sagmeister/A, Porsche 996 Cup (2. Div.4), -2:40,471sec.
12. Philipp Zumstein/CH, Porsche 996 GT3-R (3. Div.4), -1Rd.
13. Patrick Ortlieb/A, Porsche 996 Cup
14. Thomas Wolfert/D, MRP-Opel
15. Klaus Stanek, Porsche 996 Cup
16. Paul Pfefferkorn/A, Porsche 996 Cup
17. Adi Gärtner/CH, Martini-Alfa
18. Henry Uhlig/D, PRC-Opel
19. Rudi Hämmerle/A, PRC-Honda, -3Rd.
20. Carlo Bermes/D, PRC-Opel, -4Rd.
nicht gestartet:
Pius Truffer/CH, PRC-BMW