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Luxus-Wolke

Der Lexus RX steht nun bereits in der vierten Generation vor uns - ausschließlich als Hybrid-Version 450h. Wir testen das 313-PS-SUV.

Text und Fotos: Johannes Toth

Die relativ junge Automarke – erst 1989 stellte der damalige Toyota-Präsident Eiji Toyoda den ersten Lexus in die Verkaufsräume der USA – sollte den durchwegs zufriedenen Toyota-Kunden die Möglichkeit bieten, elegantere und luxuriösere Wagen aus dem eigenen Konzern zu fahren. Der geschäftstüchtige Herr Toyoda wollte damit das Abwandern seiner Stamm-Klientel zu vor allem deutschen Prestige-Marken verhindern.

Das Konzept dürfte aufgegangen sein, denn inzwischen ist Lexus als eigenständige Marke des oberen Segments bekannt. Die Ähnlichkeit des Namens mit dem Begriff Luxus ist demnach weder zufällig noch reiner Marketinggag. Vor allem, seit bei Lexus das Design auf scharf gestellt wurde, ist das nun bereits von außen sichtbar.

Beginnend beim "Diabolo"-Kühlergrill, dessen Bezeichnung nichts teuflisches an sich hat, sondern vom Jongliergerät kommt und auf englisch "spindle grille" genannt wird, ziehen sich spannende Kanten markant über das gesamte Auto. Die Dachlinie zieht sich hinten coupéhaft langsam nach unten, was durch Zierleisten und optische Verlängerung der Fenster verstärkt wird.

Im Innenraum dann sowohl optisch als auch haptisch ausschließlich hochwertige Materialien. Alles was wir berühren, fühlt sich unvergleichlich weich an. Das Leder der Sitze ist geschmeidig, die belederten Handauflagen in den Türen und der Mittelkonsole sind ebenso wie das Lenkrad weich unterfüttert. Die beste aller Beifahrerinnen streicht gerne über das warme, offenporige Semianilinleder unserer President-Ausstattung und säuselt leise: So muss Luxus!

Innenraum gibt es hier bei knapp 4,9 m Außenlänge zur Genüge. Rundum und mittig viele große und teilweise vergrößerbare Ablagefächer und viel Fußraum auch für die hinteren Passagiere. Auf Grund der hohen SUV-Bauweise, und auch weil es keinen mittigen Kardantunnel gibt, ist es im Fond sogar geräumiger als in längenmäßig vergleichbaren Automobilen.

Wenn die Chefetage nicht aus Prestigegründen auf eine Limousine besteht, ist der RX 450h als Chauffeur-Fahrzeug durchaus eine Überlegung wert.

Convenience, also Bequemlichkeit, scheint als Motto über diesem Wagen zu schweben. Bei Annäherung im Dunkeln leuchten die Türhandgriffe auf und das schlüssellose Zugangssystem ermöglicht das Einsteigen, ohne nach der Fernbedienung kramen zu müssen.

Das Tapsen nach dem Drücker für die Innenbeleuchtung hat sein Ende gefunden, da diese sensitiv ist. Ein Handgriff in die Nähe der Lichtquelle reicht, um ein- und auszuschalten. Die elektrischen Fenster heben und senken sich sehr leise und sehr zügig, die Handbremse zieht sich selbsttätig in Getriebestellung P an und löst sich in D wieder automatisch.

Den Schalthebel des Automatikgetriebes auf D zu stellen, funktioniert leider etwas hakelig. Die vom Mutterkonzern bekannte, stufenlose E-CVT Automatik beschleunigt dann ohne Zugkraftunterbrechung in 7,7 Sekunden auf 100 km/h.

Kräftige Beschleunigungsvorgänge gehen aber konstruktionsbedingt auch in einem Lexus nicht ohne Aufheulen des Motors vor sich. Da die Geräuschdämmung jedoch auf sehr hohem Niveau liegt, ist es innen auch in dieser Fahrsituation sehr leise.

Wofür der große Lexus in der höchsten Ausstattung "President" gebaut wurde, besagt bereits der Name. Mehr zum ruhigen Gleiten als zum eiligen Dahinflitzen. Die Federung ist angenehm weich, die Lenkung etwas indifferent. Bei flotter Fahrt heult vor allem beim Herausbeschleunigen aus den Kurven das variable Getriebe auf und die Reifen beginnen zu wimmern. Sofern das den Fahrer noch nicht beeindruckt, fleht das System mittels Warnhinweis bereits am Gipfel des 480 m hohen Leithagebirges um Gnade: „Bitte Pause einlegen!“ - meint damit allerdings nicht, dass es selbst eine benötigen würde, sondern unterstellt dem Lenker latente Müdigkeit.

Technisch gesehen bewegen wir hier 2,2 Tonnen Eigengewicht mit einem 3.456 ccm großen V6-Benzinmotor mit frontgetriebenen 262 PS, der von zwei Elektromotoren – vorne mit 167 und hinten mit 68 PS – unterstützt wird. Somit gibt es einen behelfsmäßigen Allradantrieb ohne Kardanwelle.

Die Gesamtsystemleistung beträgt 313 PS (die Motoren geben ihre Spitzenleistung nicht gleichzeitig ab), 335 Nm Drehmoment und eine Spitze von 200 km/h. In Echt beschleunigen die Motoren auch im höheren Tempobereich gut und man sollte nie vergessen, dass wir hier den Querschnitt eines Kleiderkastens gegen den Wind stemmen.

Laut Tacho ist bei 215 Schluss mit Lustig und die Drehzahl wird bei dieser Gelegenheit auch gleich von 6.000 auf 4.500 heruntergeregelt. Mr. President hat´s halt nicht gern eilig.

Das selbstständige Umschalten zwischen den beiden Antriebssystemen geht kaum hör- und definitiv nicht spürbar vonstatten. Daran muss man sich aber erst gewöhnen, denn in Begegnungszonen und Wohngebieten ohne Gehsteige sind wir uns nie sicher, ob wir von anderen Verkehrsteilnehmern gehört werden oder nicht.

Oberhalb des Armaturenbretts zeigt ein riesiger teilbarer Screen zum Beispiel den Energiemonitor mit den Fahrzeugkomponenten Benzinmotor, Elektromotor, Batterie und Räder. Hier wird die im moment brennendste Frage im Automobilbau beantwortet: woher kommt sie und wohin geht sie, die Energie.

Außerdem zeigen dort auch die um das Auto verteilten Kameras ihre Bilder und helfen damit beim Rangieren des nicht in jeder Situation übersichtlichen Riesen. Auch das Navigationsgerät weist uns hier den Weg.

Theoretisch lässt sich dieses per Stimmeingabe steuern, was in unserem Testfahrzeug jedoch nicht so reibungslos funktionierte, wie erwartet. Versöhnt wurden wir durch die sexy säuselnde Stimme der Ansagerin. Da sind wir schon mal falsch abgebogen, nur um sie nochmals sprechen zu hören.

Lexus bietet den RX 450h ausschließlich als Vollhybrid mit sehr guter serienmäßiger Ausstattung ab 67.900 Euro an. Kunden, die ein Kreuzerl bei unserer President-Ausstattung machen, bekommen um 87.700 Euro fast alles ins Auto, was die Liste hergibt. Da bleiben nur mehr fünf Optionen über, von denen drei im Testwagen eingebaut waren – Panoramadach, Sitzheizung hinten und Rundum-Kamera.

Der Verbrauch wird von Lexus für Stadt, Land und gemischt jeweils mit sagenhaften 5,5 Liter auf 100 km angegeben. Wunder vermag auch der Hybrid-Antrieb nicht hervorzubringen, aber mit für diese Fahrzeuggröße und -leistung ansehnlichen 8,5 Litern Benzin konnten wir auskommen.

Plus
+ riesig viel Platz: die Familie wird ihn nicht mehr hergeben wollen
+ die angenehmen Wolken des Luxus und der Bequemlichkeit umschweben dieses Auto
+ das Headup Display zeigt mehrere Infos, nicht nur Geschwindigkeit
+ die Heckklappe ist vom Fahrersitz aus zu öffnen und zu schließen
+ wunderbar klares Mark Levinson Surround Soundsystem

Minus
- Spracherkennung und Verkehrszeichenerkennung funktionieren nur mangelhaft
- Sitz-Schenkelauflagen könnten länger sein
- kein Heckscheibenwischer

Resümee
Wer auf Individualität setzt und echten Luxus zum - vergleichsweise - vernünftigen Preis sucht, sollte sich den Lexus RX 450h genauer ansehen. Der Luxus-Japaner ist in den USA sehr beliebt, wird in Europa aber deutlich unter seinem Wert geschlagen. Ein äußerst bequemes Auto, das spannendes Design und viel Platz bietet – und das nicht in jeder Garageneinfahrt parkt.

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