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Peter Klein im Exklusivinterview:
"Fehler machst du bis zum Ende..."

Teil 3 des Exklusiv-Interviews mit dem langjährigen ORF-Reporter Peter Klein: Über die Macht des TV-Journalisten, über Sendezeit zu verfügen...

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Peter Klein privat

Der dritte Teil unseres Gesprächs, also die zweite Etappe, fand nicht mehr auf dem Flughafen von Cardiff, sondern ein paar Tage später in Wien, bei einem Charity-Event in den Ringstraßengalerien statt. Irgendwie lag in der Luft, dass es zu dem Thema "Macht" noch etwas zu sagen gibt. Peter Klein erzählte dann auch eine Geschichte - aber lesen Sie selbst...

Sie haben in Ihrer Funktion als ORF-Reporter doch auch über viel Macht verfügt. Hat sich das dann auch so angefühlt? Sie haben zwar nicht über Tod und Leben, aber doch über TV-Minuten entschieden.

Tod und Leben ist sicherlich übertrieben. Wenn man heute mit einem Sponsor spricht - was interessiert ihn? Ein Sponsor will ein Bild in der Zeitung, ein Bild im Fernsehen. Das bewegte Bild ist natürlich besonders wichtig. Beim Fernsehen kommt es immer darauf an, wie hoch die Quoten sind, wie viele Zuschauer man hat. Natürlich hat man da einen sehr hohen Stellenwert - das ist überhaupt keine Frage.

Macht bedeutet aber auch, dass man etwas möglich machen kann. Ein positives Beispiel: Ich kann mich erinnern - Rudolf Stohl hatte, ich glaube es war 1985, plötzlich einen neuen Hauptsponsor. Es war ein Zigarettensponsor, das ist kein Geheimnis. Und der erste Einsatz war die Rallye Hongkong - Peking. Und wie immer habe ich vorher beim Shakedown, damals hieß das halt Trainingsfahrt, mit dem Kamerateam Aufnahmen gemacht.

Der Audi Quattro war gelb lackiert und mit dem Logo des Zigarettensponsors versehen. Die Rallye startete im Hafen von Hongkong, man musste dort hin nur knapp 60 Kilometer fahren. Ich bin Sonntag um 6 Uhr früh mit meinem Kamerateam losgefahren - hin zur Grenze, zu diesem Checkpoint. Denn man muss sich das vorstellen, das war ja vor 22 Jahren und ich wollte filmen, wie der Herr Stohl über die Grenze fährt. Aber der Herr Stohl kam nicht. Der Herr Stohl hatte auf der Anfahrt einen Motorschaden - man hat dann versucht, noch einen großen Motor einzubauen, doch das ging alles nicht. Wir warteten zwei oder drei Stunden - und alle sind über die Grenze gefahren, nur der Herr Stohl nicht.

Ich bin dann losgefahren - und irgendwann in der Nacht von Sonntag auf Montag fuhren wir alleine auf einer Straße - und dort, wo die Rallye stattfand, gab es 35 Jahre lang nur Lastwagenverkehr, da hat es keine Ausländer gegeben. Und ich fuhr damals mit einem der ersten Modelle des VW Synchro, in voller Kampfbemalung, mit ORF-Schildern - jeder, der mich sah, meinte, ich sei quasi der 'Leader of the Gang'. Und auf einmal sehe ich im Rückspiegel, wie sich Scheinwerfer nähern.

Ich bin sehr zügig gefahren, der Herr hinter mir fuhr aber anscheinend noch zügiger. Er kam immer näher. Und ich war schon ziemlich verbittert - weil ich mir dachte, dass keiner so schnell fahren kann. Es stellte sich heraus: Es war der Rudi Stohl. Er saß in einem Bus, er war also aus der Rallye ausgeschieden, und er hat das Gepäck der Journalisten transportiert.

Weil er gesagt hat: 'Ich bin gestartet und ich will Peking sehen!' Er hat mir dann um 3 Uhr am Morgen irgendwo in China erzählt, was ihm passiert ist. Da habe ich zu ihm gesagt; 'Du, Gott sei Dank haben wir einige Aufnahmen von dir machen können' - wir hatten Startbilder, auch welche auf der Strecke und der Kameramann hat sich auch einmal reingesetzt.

Und ich habe ihm gesagt: 'Du musst nur immer schauen, dass du beim Serviceplatz da bist, dass wir dich mitfilmen können'. Damals startete Hannu Mikkola, der Shekhar Mehta war mit dabei - die natürlich den Rudi Stohl sehr gut kannten. Es gab also immer wieder Servicebilder: Stohl plaudert hier, Stohl plaudert dort. Die Geschichte war ungefähr 22 Minuten lang in 'Sport am Montag'. Ich habe das so geschnitten, dass der Stohl immer wieder vorgekommen ist, mit Kollegen geplaudert hat. Und nach zirka 16 Minuten ist er dann endgültig ausgefallen. Es ging eben darum, dass er diesen Sponsor zum ersten Mal hatte - das wäre ein Debakel gewesen, wenn der nicht vorgekommen wäre...

Der Beitrag ging also auf Sendung - danach hat mich ein lieber Freund angerufen, der die Geschichte kannte. Der sagte: 'Ich habe das gesehen, das war ein Wahnsinn - hätte der Beitrag noch drei oder vier Minuten gedauert, dann hätte der Stohl womöglich noch die Rallye gewonnen!' Was bedeutet das? Der Herr Stohl ist sechs Jahre lang mit dieser Zigarettenfirma als Sponsor gefahren. Und das wollte ich mit dieser Geschichte sagen: Man hat auch die Macht, dass man sehr viel Positives bewirken kann.

Ich bin der Meinung, dass jeder Journalist wissen sollte, dass das Verhältnis zwischen Journalist und Sportler immer ein Geben und Nehmen ist. Aber eines sollte der Sportjournalist unbedingt wissen: Er ist für den Sportler da - und nicht der Sportler für den Journalisten. Wenn einer mit Macht umgehen kann, dann kann er sehr viel Positives bewirken.

Bei Ihrem Beispiel wird wohl der Rudi Stohl der einzige österreichische Fahrer gewesen sein, oder?

Ja.

Schwierig wird es wahrscheinlich dann, wenn da noch andere Österreicher mitfahren, die dann sagen würden: 'Es ist zwar gut und schön, dass dem sein Sponsor befriedigt wurde und er ihn so behalten konnte - aber eigentlich wäre lieber ich vorgekommen!' - das stelle ich mir schwierig vor, weil man so leicht in Teufels Küche geraten kann.

Absolut. Und es ist mir auch immer wieder passiert. Bis zu meinem letzten Beitrag in Österreich ist mir das passiert, aber das muss man halt aushalten. Wenn einer Leistung bringt, dann kann man ihn sowieso nicht wegwischen. Egal wer das war - ob es ein Wittmann, ein Stohl, ein Haider, ein Fischer, ein Baumschlager oder ein Mörtl war.

Mörtl zum Beispiel, der für mich unglaublich gewonnen hat in den letzten zwei Jahren, der wirklich gut geworden ist - mit all seiner Verschmitztheit, mit all seinem Schmäh, der kann sich auch gut verkaufen. Man nimmt ja sowieso auf all diese Leute Rücksicht - aber natürlich muss ich noch einmal sagen: Der Neid ist der Vater der Niederlage, und zwar der Niederlage des Neidigen nämlich.

Wenn man mit der Macht umgehen kann, dann kann man damit sehr viel Positives bewirken. Sie können heute nicht einmal die niederösterreichische Meisterschaft im Weitspucken ohne Sponsor abhalten. Krass überzeichnet natürlich. Ich war immer ein Fan der eleganten Werbung.

Gibt es jemanden, wo Sie heute sagen: 'Oh, das tut mir leid, den habe ich übersehen!'?

Ich bin ganz sicher, dass ich nicht nur einen, sondern den einen oder anderen übersehen habe. Und das tut mir wirklich leid. Aber: Wenn Sie heute 100, oder 80 oder auch nur 60 Teilnehmer am Start haben, dann können Sie nicht alle sehen und einschätzen. Aber ich habe dafür den einen oder anderen, der nie damit gerechnet hat, dass er ins Bild kommt, aus Glück, Zufall oder Laune ins Bild gebracht und wahrscheinlich damit sogar sehr glücklich gemacht.

Ich nenne nochmals die Familie Adam - ich glaube, dass es die beiden so unendlich verdient haben, einmal im Licht der Öffentlichkeit zu stehen und Anerkennung zu bekommen. Die zwei sind Riesenvorbilder - die Frau über 60 Jahre alt, der Mann über 70 - jeder Pensionist müsste eigentlich sagen: 'Jetzt trete ich mich in den Hintern und mache etwas!'.

Aber wie gesagt: Ich bin ganz sicher, dass ich den einen oder anderen übersehen habe und dass ich vielleicht auch dem einen oder anderen Unrecht getan habe. Aber Fehler machst du als Journalist bis zum Ende, bis der Pfarrer sagt: 'Jetzt hinunter mit dir ins Grab!' Und darum lasse ich mich auch verbrennen.

Die weiteren Teile des Gesprächs mit Peter Klein finden Sie in der Navigation rechts.

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