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"Ich hab mein Leben lang mit vielen Quälern arbeiten müssen..."

Im dritten Teil des Interviews spricht Raphael Sperrer über den aktuellen Stand im Dakar-Projekt und das Ende seiner "Beziehung" mit der Rallye-ÖM.

Stefan Schmudermaier & Manfred Wolf

Hier lesen Sie den dritten Teil des großen Interviews mit Raphael Sperrer, weitere Teile finden Sie in der rechten Navigation!

Um auf die Rallye-Raid-Geschichte zurückzukommen: Es war ja eigentlich geplant, dass Du heuer schon die Dakar fährst.

Geplant hätt’ ich’s eigentlich schon ab 2003. Aber zwischen Planen und Realisieren ist ein großer Unterschied. Und ich habe ja auch ein Ziel: Eine ordentliche Geschichte zu machen und nicht bloß eine Rallye zu fahren. Sondern auch schon eine Vorbereitung im Rallye-Raid-Worldcup, dann die Dakar zu fahren und auch den nächsten Rallye-Raid-Worldcup und die nächste Dakar. Zumindest die Aussicht darauf.

Ich hätte die Chance, die Dakar zu fahren, heuer gehabt, mit viel Biegen und Brechen hätte ich es zusammengebracht. Nur wenn die "Kraxn" nach drei Tagen stehen bleibt oder ich irgendwo dagegen gefahren bin – was ja leicht passieren kann – dann wären meine Partner enttäuscht gewesen und ich hätte einen schlechten Start gehabt.

Und ich habe auf diesem Gebiet keinen Zeitdruck, weil meine Voraussetzungen konserviert sind, psychisch wie physisch. Ich arbeite daran im Hintergrund, wirklich äußerst stark und es ist nur eine Frage, wann ich einen langfristigen Partner in dieses Projekt holen kann und dann werden wir angreifen.

Also Du möchtest vorher schon den Raid-Worldcup fahren, bevor Du bei der Dakar startest.

Naja natürlich, ich kann mich ja nicht in das Auto setzen und dann… ich meine, können tut man alles.

Du könntest testen.

Nein, das kannst du nicht simulieren. Du kannst keine Dakar simulieren. Schau, VW testet ein ganzes Jahr und bringt ein Auto auf Platz drei ins Ziel. Also, das kann man nicht simulieren. Einer meiner Teamchefs, eigentlich mein Lieblingsteamchef, Erwin Weber, der die Dakar mehrfach bestritten hat und einmal als Werksfahrer sogar Zweiter wurde, der weiß ganz genau, was dort abgeht.

Der sagt: Du kannst mit einem Top-Auto am Start stehen und am ersten Tag kommst du nicht ins Ziel. Es kann dir kein Mensch sagen wie’s geht. Es muss einfach passen und du darfst keinen Druck haben, dass du schnell fährst. Wenn du die ersten fünf Tage schnell fährst, ist die Kraxn im Eimer. Du musst so fahren, dass das Material optimal genützt wird, aber nicht überstrapaziert.

Gibt es schon Pläne im Hinblick auf eine Marke oder ein Team oder wird das etwas komplett eigenständiges?

Grundsätzlich ist es so, dass ich nicht glaube, dass ein österreichischer Importeur – und ich habe auch mit einigen gesprochen – nächstes Jahr oder heuer etwas Ordentliches macht. Deshalb ist es Automarken unabhängig.

Schön wär’s natürlich, wenn ein österreichischer Importeur etwas machen würde. Weil ich glaube, dieser Sport ist auch medial an einer Schwelle, wo die nächsten Jahre viel Positives kommen wird. Aber vielleicht ergibt es sich noch. Momentan ist es halt nur konzentriert auf ein Sponsorpaket. Und dann geht man her und sagt: Welches Team hat ein gutes Material, wer zieht dich nicht über den Tisch und wer macht einen ordentlichen Support.

Und was für eine Fahrzeugkategorie ist auch noch offen?

Es gibt für mich eh nur ein Auto. Hinter den Prototypen die Gruppe A. Quasi ein schneller Klein-LKW. Nissan Patrol, Mitsubishi Pajero, BMW X5. Es gibt zum Beispiel in Italien ein super Team, mit dem wir uns schon einig gewesen wären, die hatten eine Platz frei. Aber du verbrennst auch mit so einem Start 300.000,- Euro. Und ab dem Moment, wo du ja sagst, das ist drei Wochen vor der Veranstaltung, ist das Geld verbrannt. Egal, was passiert. Und das kann ich keinem Partner zumuten.

Dann kann Dir passieren, dass Du auf der ersten Sonderprüfung ausfällst und die 300.000,- Euro sind weg.

Also das kann mir immer passieren, dass ich auf der ersten Prüfung ausfalle. Aber wenn ich ein ordentliches Projekt rundherum aufgezogen habe, dann kann ich schon ein Monat vorher Bericht erstatten. Dann mach’ ich Journalisten-Einladungen, vor der Veranstaltung, Events nach der Veranstaltung und so weiter. Dann kann man auch Leute mitnehmen, bei den Worldcup-Veranstaltungen.

Bei der Dakar kann man ja niemanden mitnehmen. Man kann mit einem Importeur in Österreich Events machen. Dann haben die Investoren einen Rückfluss. Der sportliche Erfolg kann dann nur mehr das zusätzliche „Zuckerl“ sein. Dazu braucht man aber langfristige Partner.

Also alles in Schwebe, kann man sagen?

Ja. Aber, wie so oft in meinem Leben: Gewisse Dinge kannst du nicht „darennen“, die musst du „dawarten“… Aber du musst natürlich mit vollem Einsatz dahinterstehen. Aber es kann sein, dass morgen einer dieser vier, fünf Partner, mit denen wir enger verhandeln anruft und sagt: Passt, fahren wir! Zielsetzung wäre, vielleicht so ab Jahresmitte ein, zwei Rennen zu fahren. Ich war voriges Jahr in Dubai, hab’ mir das angeschaut.

Der Erwin (Weber, Anm.), der im Raid-Worldcup ja auch einen Fahrer betreut, den Khalifa al Mutawei, einen Scheich aus Dubai, der übrigens im letzten Jahr die Gesamtwertung mit einem BMW X5 gewonnen hat, der hat zu mir gesagt: Vergiss’ alles, was du bis jetzt vom Rallye fahren weißt. Und das war auch so. Ganz ein eigenes Flair, eine eigene Geschichte…

Was ist mit der „Geschichte Österreich“?

Wenn ich nicht die Pyhrn-Eisenwurzen-Rallye als Veranstalter über hätte, wäre alles weg. Das war für mich ein einschneidendes Erlebnis, wie ich im Sommer 2003 mit meiner Frau auf Urlaub gefahren bin, ich glaube nach Grado. Da bin ich über Kärnten gefahren, über den Neumarkter Sattel. Und genau zu diesem Zeitpunkt war die Castrol-Rallye.

Es war ein heißer Tag, die Servicezone war damals direkt neben der Bundesstraße am Fahrsicherheitszentrum in Mail. Es war wenig los. Und wie ich so vorbeigefahren bin, habe ich mir gedacht: Diese Welt da drüben, Raphael, war für dich 18 Jahre lang alles auf der Welt. Aber das ist abgeschlossen. Nicht negativ gemeint, positiv.

Für mich war das auch innerlich ein Schlussstrich wo ich mir gedacht habe: Jetzt kannst du endlich einmal die Dinge machen, die du schon immer machen wolltest. Freilich habe ich durchs Rallye fahren viele Freiheiten gehabt, keine Frage, das hab’ ich mir auch erarbeitet. Diese Freiheit zu haben, nein zu sagen. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung. Und vor allem: Ich will mit keinen Quälern mehr zusammenarbeiten. Ich habe in meinem Leben mit so vielen Quälern zusammenarbeiten müssen.

Oder mit Leuten, die nicht auf meiner Richtung waren. Wo du dich dann auch nicht verstanden fühlst. Und das kostet so viel Energie, das habe ich unterschätzt. Ich habe das immer dann besonders gemerkt, wenn ich mit Leuten zusammengearbeitet habe, die auf meiner Linie waren oder ich auf deren – dann sind Dinge gegangen, die unvorstellbar waren. Fahrtechnisch.

Aber ich habe halt meine Voraussetzungen gebraucht. Wenn das einer nicht verstanden hat, dann ist das in Diskussionen ausgeartet. Das war wie ein Hemmschuh, wie ein Gewicht, dass du hinter dir nachschleppen musst.

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