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Manfred Stohl im Exklusivinterview

Manfred Stohl spricht über die immer noch offene Zukunft, die schwierige Situation in Österreich, den Xsara, der sein Freund nicht ist und die kommenden Rallyes.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: GEPA

Im Anschluss an die Pressekonferenz auf dem Schloss Wilhelminenberg stellte sich Manfred Stohl den Fragen von motorline.cc.

Manfred, hat sich schon jemand von Suzuki bei dir gemeldet?

Wen genau meinst du? Suzuki Europa? Suzuki International? Suzuki Österreich? Suzuki Waldviertel? (lacht schelmisch)

Okay, anders formuliert: Hat sich jemand bei dir gemeldet, der mit dem WRC-Projekt von Suzuki etwas zu tun hat?

Nein, es hat sich seit Korsika nichts geändert. Suzuki hat derzeit noch sehr viele Probleme mit dem eigenen Projekt, das einmal alles unter Dach und Fach zu bekommen, die ganze Logistik in den Griff zu bekommen. So ein WRC-Einstieg bedeutet viel Arbeit für so eine Firma. Und ich glaube, dass Suzuki zurzeit noch andere Probleme hat als die Fahrerentscheidung.

Wie schätzt du das WRC-Debüt von Suzuki auf Korsika ein?

Schau, ein WRC zu bauen ist sehr schwierig. Es gibt Leute, die sagen, ein WRC wäre schwieriger zu bauen als ein Formel 1-Auto. Gut, das kann ich nicht kommentieren und will ich auch nicht kommentieren, aber Fakt ist: Wenn ein neuer Hersteller in die WRC kommt und von Top 3-Platzierungen spricht, dann meine ich, dass dies schwer überzogen ist - außer er war schon einmal in der WRC, so wie das bei anderen Herstellern der Fall war. Aber es ist schön, dass ein neuer Hersteller kommt und ich denke, Suzuki wird seinen Weg gehen und für mich war das Ergebnis auf Korsika okay. Das Ergebnis war so, wie ich es erwartet habe.

Könnte es sein, dass in nächster Zeit, nach der Wales-Rallye, mit dem SX 4 WRC Testfahrten gemacht werden mit Hinblick auf die Cockpitvergabe?

Also es wurden ja bereits Testfahrten gemacht, mit verschiedenen Fahrern. Aber es ist durchaus möglich - ich kann es auch noch nicht abschätzen, wie Suzuki deren Strategie entwickelt. Ich war gestern in Tokyo auf der Motorshow - auch dort wird am Suzuki-Stand der Rallyesport sehr hoch angeschrieben, da gab es viel Promotion. Aber wie sie ihre Fahrerentscheidung letztlich treffen werden, konnte auch ich nicht herausfinden.

Was kannst du konkret unternehmen, um an ein WRC-Cockpit zu kommen?

In Wirklichkeit nichts - du kannst nur abwarten, bis Entscheidungen fallen. Du kannst dich nur immer wieder ins Rampenlicht stellen, das Gespräch mit verschiedenen Leuten suchen, viel diskutieren, deine positiven Seiten hervorheben und einfach hoffen, dass du interessant bist.

Was viele immer unterschätzen und was in Österreich leider überhaupt nicht funktioniert, ist die verbale Unterstützung der Importeure. Die Importeure glauben immer, sie brauchen Geld, um etwas zu bewegen. Aber wir wissen heute, dass Importeure, die ein gutes Geschäft machen, die ihre Arbeit gut machen, auch ihre Wünsche deponieren können und dass diese auch erhört werden.

Und Ford?

Ich glaube nicht, dass Ford Österreich ein Budget hat, um den Manfred Stohl bei Ford M-Sport einzukaufen. Und Ford kann es sich leisten, von den Fahrern Geld zu verlangen - weil sie momentan ein Topauto haben. Aber es würde mich freuen, nach 2002 wieder mit Ford zusammenzuarbeiten. Aber es ist nicht leicht.

Hast du bereits Gespräche mit möglichen Geldgebern geführt oder hast du diesbezüglich zumindest schon einen Plan?

(lacht) Ich habe viele Pläne. Ich habe auch einige wirklich sehr interessante Personen kennengelernt, ich habe auch ein gutes Gefühl. Aber wir wissen alle, dass für solche Projekte, die ein Manfred Stohl auch machen möchte, die Budgets zu 90 oder 95 Prozent vergeben sind. Daher wird 2008 sehr, sehr schwierig werden.

Das klingt jetzt ein bisschen so, als ob da für 2009 schon etwas im Busch wäre?

Nein, nein. Also ich muss dir ganz ehrlich sagen: Wenn ich für 2008 nichts auf die Beine stelle, dann wird es 2009 umso schwerer, das ist einmal amtlich. Deshalb ist die Idee, das Jahr 2008 als Vorbereitungszeit für 2009 zu gestalten, nahezu unmöglich umzusetzen. Aber man muss schon sagen, dass im Jahr 2009 mit nur zwölf WM-Läufen alles ein bisschen einfacher wird. So hoffe ich.

Wer weiß was sich ergibt - nur am Schluss kommt immer heraus: Du brauchst die österreichische Wirtschaft, du brauchst die Importeure, die Automobilzulieferanten - und wir haben genug davon in Österreich. Du musst einfach mit den richtigen Partnern das Richtige bewegen. Und wenn ich von Bewegen rede, dann rede ich nicht von Geld. Dann rede ich auch von anderen Dingen.

Dass die Importeure gar nicht wissen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, solche Entscheidungen zu beeinflussen, ist auszuschließen, oder?

Ja, denn sollte das jemand nicht wissen, dann wäre er wohl fehl am Platz. Aber es gibt halt einfach andere Interessen und das muss man auch zur Kenntnis nehmen. Dass eben nicht jeder Importeur sich dafür einsetzen will oder er sagt: 'Der Rallyesport ist nicht so mein Ding.' Aber: Man hört das ja nicht - man hört von den Importeuren immer: 'Ja, das ist super, machen wir was.' Aber auf der anderen Seite machen wir nichts.

Weißt du, wenn ein Importeur oder Autozulieferer dir klar sagt, dass er Rallyesport nicht machen möchte, dann ist das gut - weil dann weißt du, dass du dort nicht mehr hingehen brauchst. Aber wenn einer sagt 'Ja, toll, das klingt super, ich schaue mir das einmal an' und er gibt dir dann aber nie eine klare Antwort, dann macht er dir das Leben nur noch viel schwerer.

Das klingt ziemlich nach dem so genannten 'österreichischen Weg'...

Ja. Man macht sich Hoffnungen...da geht es gar nicht nur um mich selber, sondern um die jungen Burschen, die jungen Fahrer. Die ja vorhanden sind. Die träumen - genau wie ich vor einigen Jahren noch geträumt habe und alles geglaubt habe, wenn mir jemand irgendetwas erzählt hat. Heute bin ich Realist genug und kann einschätzen, welche Leute es wirklich ernst meinen.

Hat die WRC für dich noch oberste Priorität?

Ja schon. Die WRC ist sicher noch das Maß der Dinge im Rallyesport.

Also bist du nicht in Rücktrittsstimmung wie dein guter Freund Alex Wurz?

Nein, und ich kann auch gar nicht verstehen, dass er seinen Rücktritt erklärt hat. Aber ich sage einmal: Was er gesagt hat, dass er Kinder haben möchte, sich mehr um die Familie kümmern möchte - das klingt auch für mich sehr interessant. Aber Rücktritt gebe ich sicherlich noch keinen bekannt. Selbst wenn ich 2008 in keinem Rallyeauto sitzen sollte, werde ich ganz sicher nicht meinen Rücktritt bekanntgeben.

In Japan gab es wieder WM-Punkte - mich würde interessieren: Fühlst du dich jetzt wirklich total wohl im Auto, so wie im Peugeot vor einem Jahr?

Nein, dieses Auto, der Xsara wird nie mein Freund sein und daran wird sich auch nichts ändern. Aber okay, die Saison werde ich trotzdem damit zu Ende fahren.

Also wird man dich 2008 ganz sicher nicht in einem Citroen sehen?

Naja, vielleicht liegt mir ja der C4? (Gelächter). Aber sag niemals 'Nie' im Leben. Aus irgendeinem Grund komme ich mit dem Xsara nicht klar, ich weiß nicht wieso, aber es will halt einfach nicht sein. Vielleicht ist auch nur das Glück nicht auf meiner Seite, und dann setzt man sich selbst noch mehr unter Druck.

Das war ja 2005 auch schon so, dass dir der Xsara nicht wirklich gelegen ist, oder?

Es war schwierig. 2005 war auch ein sehr schwieriges Jahr, da gebe ich dir recht. Aber zumindest haben wir 2005 den einen oder anderen Erfolg umsetzen können. Aber scheinbar passt dieses Auto nicht wirklich zu meinem Stil.

Kann es auch daran liegen, dass von Seiten des Teams oder besser des Herstellers zu wenig Informationen zugänglich sind?

Du, was soll ich sagen? Das Team ist auf jeden Fall okay. Kronos Racing macht einen guten Job und bemüht sich - aber Citroen ist natürlich sehr bedacht, dass technisches Knowhow nicht nach außen dringt. Klarerweise. Und vielleicht, weil ich ja doch ein technisch gut informierter Mensch bin, tue ich mir schwer, wenn ich nicht die Informationen habe, die ich brauche. Für meinen Kopf. Das ist oft eine mentale Angelegenheit.

Wenn mir einer sagt: 'Schau her - das Differenzial funktioniert so und so', dann kann ich mich damit eher auseinandersetzen als wenn mir einer sagt: 'Du, ich kann dir leider nicht sagen, was in dem Differenzial drinnen ist, sag mir einfach was du willst'. Da tue ich mir dann ein bisschen schwerer. Aber auch das ist etwas, was ich zur Kenntnis nehme - denn auch ich verrate meine Geheimnisse nicht sehr gerne und wenn man mich nach dem Erdgasauto befragt, sage ich auch so wenig wie möglich.

Wie schätzt du deine Chancen bei den zwei ausstehenden WM-Rallyes in Irland und Wales ein?

Irland wird ganz sicher sehr schwierig - mit dem Peugeot wäre das genau meine Rallye, aber wenn man den Erzählungen Glauben schenken kann, dann wird das eine sehr schwierige Rallye. Schneller Asphalt, eng, wellig - all das, was mir mit dem Xsara nicht liegt.

Was soll ich zur Wales-Rallye sagen? Wales ist die Manfred Stohl-Rallye. Wales ist mein zweites Zuhause. Aber das habe ich auch in Neuseeland geglaubt und es ist mir dort nichts aufgegangen. Ich traue mich schon gar nichts mehr zu sagen - aber ich weiß, dass ich in Wales gut bin und ich hoffe, dass ich es diesmal auch umsetzen kann.

Und die Waldviertel-Rallye?

Die ist ein Spaß, darauf freue ich mich. Da erzählen sie von Prüfungen aus dem 75er-Jahr und so - da war ich gerade einmal drei Jahre alt. Und alle erzählen dir wie geil das wird und dass es praktisch Manfred Stohl-Prüfungen sind. Da bin ich schon sehr neugierig, ob das auch stimmt - oder ob sie mir nur einen Schmäh erzählt haben (lacht). Schade finde ich nur, dass Raimund Baumschlager nicht fährt, aber auch beim Kris Rosenberger und dem Franz Wittman Jr. würde es mir leid tun, wenn sie nicht fahren würden.

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