
Rallye-WM: Exklusiv | 30.11.2008
Welches Paket? …erst muss Red Bull entscheiden!
Andi Aigner hat unlängst einen Geheimtest im Citroen C4 absolviert – die Frage nach einem sinnvollen Paket für 2009 steht und fällt mit der Red Bull-Entscheidung…
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Citroen Sport, Photo4
Am kommenden Wochenende kämpft Andreas Aigner in Wales um seine wage Titelchance in der PWRC – sein Sponsor und Förderer, der Energiegetränkekonzern Red Bull wird im Anschluss an das WM-Finale entscheiden müssen, ob und wie der von Raimund Baumschlager und Armin Schwarz im Rahmen der Red Bull Driver Search eingeschlagene Weg des Andreas Aigner fortgesetzt wird.
Natürlich wäre der WM-Titel in dieser Hinsicht äußerst hilfreich – doch auch unabhängig davon stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten sich dem 24-jährigen für die kommende Saison offenbaren?
Dass ein weiteres Jahr in der PWRC so gut wie keinen Sinn ergeben würde, haben Andi Aigner und auch Red Bull Rallye Team-Chef Raimund Baumschlager zuletzt immer wieder betont. Im aktuellen Exklusivinterview mit motorline.cc { erscheint in Kürze auf motorline.cc/rallye bzw. rallye.at}erklärt dazu Baumschlager: „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man bei Red Bull eine solche Möglichkeit anstrebt – und Aigner wäre dann bald einmal so etwas wie der ewige PWRC-Pilot.“
Geheimtest im C4
Baumschlager verrät in dem Gespräch auch, dass Aigner vor einigen Wochen einen geheimen Test mit dem Citroen C4 WRC absolviert hat. Seit der Salzburger „Dosenkonzern“ zur Saisonmitte bei Citroen als Sponsor aufgesprungen ist, wird Aigner mit dem französischen Werk in Verbindung gebracht. Ein solcher Schulterschluss wäre nur logisch. Im Sommer geisterte eine Art „WRC-Juniorteam“ von Citroen durch den Medienwald – als Piloten wurden Junioren-Weltmeister Sébastien Ogier und Vielleicht-PWRC-Champion Andi Aigner genannt…
Doch zurzeit sieht es nicht danach aus, dass es ein solches Zweitteam von Citroen geben wird - zumal die Franzosen im kommenden Jahr ohnehin wieder das M2-Kundenteam PH Sport einsetzen werden. In einer Aussendung bestätigte Citroen vor kurzem, dass Ogier 2009 sechs WM-Rallyes mit einem Citroen C4 WRC bestreiten wird – es wurde jedoch betont, dass es sich hierbei um private Einsätze handelt. Rund um die beiden C4-Cockpits von PH Sport werden neben den diesjährigen Piloten Urmo Aava und Conrad Rautenbach auch die Namen Andreas Mikkelsen und Aaron Burkart kolportiert…
Welche Möglichkeiten bieten sich also Andreas Aigner an? Das Citroen C4 World Rally Car ist mit Sicherheit die am ehesten denkbare oder bessert sinnvolle Variante – Raimund Baumschlager berichtet, dass sich Aigner an seinem Testtag nach leichten Anpassungsproblemen durchaus wohl gefühlt habe im Weltmeisterboliden.
Die Frage des Pakets
Bleibt noch die offene Frage, welche Art von Paket geschnürt werden kann – natürlich nur unter der Voraussetzung, dass sich Red Bull für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Andreas Aigner entscheidet. Da man in Frankreich für Citroen-„Ziehkind“ Ogier kein drittes Werksauto einsetzen möchte, wird man dies mit Sicherheit auch nicht für Andreas Aigner tun. Bleibt also nur die Möglichkeit, sich in den Kampf um eines der PH Sport-Cockpits zu mischen oder aber wie Ogier einen „privaten“ Einsatz zu erwägen. Hier wiederum muss geklärt werden, wie weit Citroen Sport respektive PH Sport beim Einsatz des Boliden behilflich sein können und wollen…
Alternativ gäbe es noch die Möglichkeit, dass Red Bull für den Aigner-C4 ein eigenes Einsatzteam engagiert. Dass für diesen Job rein theoretisch sogar das BRR- bzw. Red Bull Rallye Team in Frage kommen könnte, schließt Raimund Baumschlager zwar nicht aus – er verweist jedoch darauf, dass ein solches Projekt eine „sehr teure Angelegenheit“ sein würde. Zudem wisse er nicht, ob Citroen überhaupt mit Aigner planen würde…
Ohne Red Bull keine Alternativen
Eines ist klar: Die Zukunft des Andi Aigner steht und fällt mit der Entscheidung von Red Bull – nur dann stellen sich die oben angeführten Fragen rund um eine mögliche Rückkehr in die „oberste Spielklasse“ WRC und eine mögliche Zusammenarbeit mit Red Bull-Partner Citroen. Und nur dann würde es rein theoretisch auch noch die Möglichkeit geben, ein anderes World Rally Car – Ford, Subaru oder Suzuki – zum Einsatz zu bringen.
Die Alternativen zur WRC sind im Grunde wenig bis gar nicht attraktiv: Ein weiteres PWRC-Jahr wäre wie oben erwähnt wenig sinnvoll, einen Wechsel in die IRC kann sich Baumschlager zumindest „nicht vorstellen“. Der Rosenauer verrät in dem motorline.cc-Exklusivinterview zudem auch, dass er für Aigner bei Skoda Motorsport hinsichtlich eines möglichen Einsatzes des Skoda Fabia Super 2000 angefragt habe – allerdings ohne positive Rückmeldung. Bleibt noch die Heimkehr in die Rallye-ÖM – doch die ist für Red Bull völlig unattraktiv. Welche Alternativen bestehen würden, sollte der Konzern rund um Dietrich Mateschitz die Aigner-Förderung einstellen, ist derzeit nicht abzusehen...