
Rallye-WM: Kommentar | 29.01.2009
Ein bisschen verrückt – und total sympathisch!
Petter Solberg wird ab der Norwegen-Rallye mit einem eigenen Team einen privaten Citroen Xsara einsetzen – ist der Norweger jetzt verrückt?
Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc
„Okay – ich weiß, dass mich viele Leute für verrückt halten, weil ich das tue. Hätten Marcus Grönholm, Tommi Mäkinen oder Colin McRae so etwas getan? Ich denke nicht.“ – Petter Solberg in einem Gespräch mit der offiziellen WRC-Homepage. Nur – was hat er Verrücktes getan?
Bekanntlich hat der arbeitslose Ex-Werkspilot für die Norwegen-Rallye genannt, vorerst ohne Angabe einer Fahrzeugtype – mit dem Hinweis, notfalls würde er seinen alten Volvo aus der Garage holen. Nun, ganz so schlimm wurde es nicht. Wobei Manfred Stohl das vielleicht anders sehen könnte? ;)
Wie auch immer - Petter Solberg wird nicht nur in Norwegen, sondern möglicherweise auch den Rest der Saison 2009 auf einem Citroen Xsara WRC bestreiten. Der Wagen soll aus dem Jahr 2006 stammen.
Solberg sagte: „Wir werden mit meinem eigenen Team an den Start gehen und der Plan ist es, die ganze Saison zu bestreiten – wobei ich noch nicht die gesamte Saison beieinander habe. Ich habe diesen Deal innerhalb von 20 Tagen abgewickelt und ich erwarte, dass sich im Laufe der Saison noch etwas ändern wird. Niemand weiß, was die Zukunft bringt aber ich bin happy mit dem, was wir in dieser kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben.“
Der Norweger hat seinen Xsara bereits getestet – auf Schnee. „Good fun“ habe dieser Test bereitet. Über die Konkurrenzfähigkeit des Autos könne er erst nach der Norwegen-Rallye etwas sagen, fügte Solberg hinzu. Der Xsara sei eine Übergangslösung: „Alles was ich tue, mache ich gedanklich bereits für 2010.“ Bis dahin habe er genug Zeit, um Verhandlungen über ein mögliches Werkscockpit respektive einen „bezahlten Job“ als WM-Pilot zu führen. „Ich hatte viele Gespräche mit Herstellern – und die Dinge sehen für 2010 sehr gut aus“, verriet Solberg noch. Und er fügte hinzu: „Von jetzt an bin ich frei – und ich kann tun und lassen, was ich will.“
Man kann davon ausgehen, dass Petter Solberg mit dem nötigen „Kleingeld“ locker einen Ford Focus und vielleicht auch einen C4 hätte fahren können – zumal Ford-Teamchef Malcolm Wilson bereits dahingehende Signale ausgesendet hat. Er wäre dann jedoch wie Francois Duval oder Urmo Aava und Co. nicht mehr als ein zahlender Kunde gewesen. Offensichtlich wollte Solberg das nicht. Offensichtlich hofft der Weltmeister aus 2003 auf ein Werkscockpit für die Saison 2010, auf einen „paid drive“.
Die Lösung mit dem Xsara erinnert ein bisschen an die Pläne des Andreas Wimmer – Sie erinnern sich: Ein „Austria Express“ genanntes Team mit Manfred Stohl und Wimmer am Steuer zweier Peugeot 307 WRC. Freilich wurde das Projekt nie realisiert…
Und auch wenn es noch so illusorisch war – diese Lösung hatte etwas. So wie auch jene von Solberg etwas hat. Sie ist schlicht und ergreifend vor allem eines: sie ist sympathisch!
In einer Zeit, in der bei den Kunden- und zum Teil auch den Werksteams nur noch mit dem dicken Geldkoffer gefahren werden darf, ist es bewundernswert, wenn einer sich auf die Füße stellt und einfach ein eigenes Projekt startet. Ein altes Auto kaufen und mit dem eigenen Team antreten – das ist vielleicht verrückt. Aber genau deshalb muss man diesem Petter Solberg dankbar sein – ich werde ihm jedenfalls kräftig die Daumen drücken, auf dass er im veralteten Weltmeisterwagen ein paar Punkte abstaubt. Und dass er für 2010 bekommt, was eigentlich jeder WM-Pilot verdient: Einen „paid drive“!