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„Wir haben Zeit, wollen uns Schritt für Schritt steigern!“

Sie sind als Vierte die bestplatzierten Youngsters in der Rallye-ÖM 2009 – im Interview verraten sie, dass sie auch 2010 bei Eddy Schlager fahren wollen.

Michael Noir Trawniczek

Die „jungen Wilden“ im Team von Eddy Schlager haben heuer die Rallye-ÖM bereichert. Im Rampenlicht stand Patrick Winter, der gleich bei seinem zweiten Einsatz im Schlager-Evo IX, bei der Bosch-Rallye den dritten Gesamtrang einfahren und bei der Maribor-Rallye Platz zwei belegen konnte. Von seinem Teamchef wurde Winter als „schwierig“ bezeichnet, wenig später gingen Schlager und Winter getrennte Wege.

Schon damals war es Schlager wichtig, auch auf die Leistungen seines Fahrerduos Alexander Tazreiter und Elke Aigner aufmerksam zu machen – weniger spektakulär als Winter, dafür umso verlässlicher gingen die beiden ans Werk, sodass sie am Ende auf dem beeindruckenden vierten Gesamtrang der ÖM-Tabelle landeten, womit sie die bestplatzierten Rookies in der Staatsmeisterschaft 2009 sind. Elke Aigner landete in der Co-Pilotenwertung sogar auf Platz drei.

motorline.cc bat Alexander Tazreiter und Elke Aigner zum Interview.

Alex ist heuer Vierter in der Fahrerwertung der Rallye-ÖM geworden, Elke wurde bei den Co-Piloten sogar Dritte – ihr seid also in der Tabelle die bestplatzierten Youngsters...

Alexander Tazreiter: Eigentlich schon, ja. Es hat heuer super funktioniert – es hat wahrscheinlich keiner geglaubt, dass wir am Ende des Jahres so weit vorne sein werden. Sicher hat auch viel Glück dazu gehört, aber wir haben es eigentlich das ganze Jahr über nicht übertrieben. Wir haben immer darauf geachtet, dass wir zügig oder schnell fahren, ohne es dabei aber zu übertreiben. Es gab keine heiklen Situationen, wo du nachher sagst: ‚Bist du deppert, jetzt haben wir aber Glück gehabt!’ Es hat einfach immer gepasst und es hat extrem viel Glück dazu gehört – aber das braucht man auch in diesem Sport.

Jetzt gibt es Fahrer wie den Patrick Winter, der anfangs bei Eddy Schlager euer Teamkollege war und der als Aufsteiger des Jahres gefeiert wurde, viel Medienpräsenz hatte. Jetzt könnte man sagen, dass er ja vom Punktestand her eigentlich hinter euch liegt – tut das weh, wenn man da so ein bisschen im medialen Schatten steht?

Alexander Tazreiter: Weh tut es mir eigentlich nicht – den Patrick und mich kann man nicht so richtig vergleichen. Er fährt halt viel aggressiver – ich nehme mich lieber ein bisschen zurück und schaue mir das einmal an, ich will mich einfach herantasten und ich muss es nicht von heute auf morgen machen, ich habe noch Zeit. Ich will einfach nicht zu viel riskieren – gut, ein Unfall kann immer passieren, da kann man noch so vorsichtig fahren.

Ich bin nicht so unterwegs, dass ich sage: ‚Das muss jetzt sofort unbedingt funktionieren, koste es, was es wolle!’ Weil wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht. Ich versuche lieber, an mir zu arbeiten, sodass wir von Rallye zu Rallye schneller werden und der Abstand zur Spitze immer kleiner wird. Und da hoffe ich, dass wir uns im nächsten Jahr von den Zeiten her noch weiter steigern können. Heuer haben wir davon profitiert, dass wir immer ins Ziel gekommen sind – im nächsten Jahr werden wir vielleicht einige Sekunden finden, sodass wir näher an die Spitze gelangen.

Also spürst du, dass noch Zeit aufzuholen ist?

Alexander Tazreiter: Auf alle Fälle. Da ist sicher noch was drinnen. Da wird sich auf alle Fälle etwas tun, aber es kann halt noch ein bisschen dauern. Und wir haben bislang von Rallye zu Rallye stets einen Fortschritt verzeichnen können. Das ist auch extrem wichtig, denn wenn du einmal da stehst und es kommt keine Verbesserung mehr, dann ist das gar nicht gut. Denn was macht man dann? Man riskiert dann volle Wäsche und das geht auf die Dauer sicher nicht gut. Aber wenn man sich kontinuierlich steigert und man immer mehr Vertrauen in das Auto bekommt, man die Reifen immer besser kennen lernt – dann ist das die Art zu lernen, mit der ich voll einverstanden bin.

Elke, sind beim Schrieb auch noch Verbesserungen möglich?

Elke Aigner: Auf jeden Fall, da ist noch einiges drinnen. Genauso ist auch bei der Linienführung noch einiges zu holen. Wir fahren noch nicht jenen Strich, den andere Leute fahren, in dieser Liga.

Die Ideallinie gehört also auch zu den Bereichen, um die du dich kümmerst?

Elke Aigner: Ja, denn der Alex ist von der Tendenz her eher ein Querfahrer. Er mag das, wenn er einfach ein bisschen spektakulärer fahren kann, weil die Zuschauer halt auch mehr darauf abfahren, sage ich jetzt einmal.

Und dann ermahnst du ihn?

Elke Aigner: Ich sage ihm halt immer, er soll mehr Linie fahren – weil Linie halt einfach schneller ist. Und wir lassen durch das Querfahren einige Zeit liegen, die uns dann aber am Schluss fehlt. Weil du vorhin den Patrick Winter angesprochen hast: Der hat sehr viel Rundstreckenerfahrung und hat auch in der Ford Fiesta Trophy einfach viele Erfahrungen sammeln und seinen Speed umsetzen können – das hat der Alex alles noch nicht. Er fuhr vorher einen Evo VI und einen Mazda 323 in der Challenge, das kannst du ja nicht vergleichen. Und dort war er der ‚Driftking’ – und daher gibt es da noch sehr viel Entwicklungspotential. Wenn wir das umsetzen können, werden wir von der Zeit her sicher noch weiter vorne mitfahren können.

Gibt es bei euch ein globales Ziel? Etwas, das ihr anstrebt?

Elke Aigner: Viele Rallyes zu fahren.

Alexander Tazreiter: Ja, was ist ein Ziel? Das ist einfach schwierig – ich möchte mich aber schon in den nächsten Jahren in der österreichischen Meisterschaft vorkämpfen. Jetzt fahren wir im Schnitt um den zehnten Platz und kommen aufgrund von Zufällen und Glück sowie ein paar Ausfällen weiter nach vorne. Aber in ein paar Jahren möchte ich schon sagen können: ‚So, und jetzt weiß ich, dass ich zu den Top 5 oder Top 6 der ÖM zähle!’ Sicher, ich bin jetzt schon Vierter geworden, aber so realistisch muss man ganz ehrlich sein, dass man erkennt, dass da Zufälle und viel Glück im Spiel waren. Da hat halt einfach alles zusammengepasst.

Traust du dir zu, irgendwann die gleichen Zeiten wie der Patrick Winter zu fahren?

Alexander Tazreiter: Das weiß ich nicht. Eventuell – aber bis dahin vergeht sicher noch viel Zeit.

Eddy Schlager hat mir im Sommer Ölabstriche gezeigt von Patrick Winter und von dir – die waren völlig unterschiedlich, der eine war voller Späne, der andere nicht. Du schonst das Material, und wohl auch fährt das knappe Budget mit, oder? Die Angst, einen Schaden zu bewirken, der das Budget sprengt?

Alexander Tazreiter: Sicher, wenn ich etwas beschädige, kostet das für mich ein Heidengeld. Das ist jenes Geld, das ich einfach nicht habe! Wenn ich irgendwo ordentlich antusche, kann ich wahrscheinlich gleich einmal eine Rallye aussetzen. Da fehlt mir einfach das Geld dazu. Und ich schaue auf das Auto, weil es mir nichts bringt, wenn ich bei jeder zweiten Rallye ausfalle mit einem Getriebeschaden. Oder ich reiße mir ein Rad aus, weil ich so wild fahre – da habe ich nichts davon.

Wie schaut es bei euch mit Sponsoren aus? Ich nehme einmal an, dass es nicht leicht ist, oder?

Alexander Tazreiter: Leicht ist es auf keinen Fall. Wir sind jetzt zwar eine ganze Saison gefahren – aber es ist nicht wirklich leichter geworden, in Zeiten der Wirtschaftskrise, das ist unheimlich schwierig zurzeit. Und in der momentanen Situation hat uns das zurückliegende Jahr nicht sehr viel geholfen, trotz viertem Platz. Es ist derzeit einfach schwierig, vielleicht wird es in zwei Jahren wieder leichter. Wenn sich dann alles wieder erholt hat, kann man damit vielleicht auftrumpfen, dass man dann bereits über zwei Saisonen Erfahrung verfügt.

Wer finanziert eure Rallye-Aktivitäten?

Alexander Tazreiter: Ein Teil ist durch Sponsoren abgedeckt, aber den Großteil finanziere ich mir eigentlich selbst.

Und wie?

Alexander Tazreiter: Mit Tag und Nacht arbeiten, es gibt nichts anderes. Ich investiere meinen Urlaub in Rallyes und sonst wird eben Tag und Nacht gearbeitet.

Elke Aigner: Unsere Besichtigung sieht auch so aus. Das Besichtigen ist ja kein richtiges Besichtigen, weil der Alex dazwischen 25mal telefoniert. Sodass seine LKWs trotzdem noch Arbeit haben, auch wenn wir auf einer Rallye sind. Da muss er ja trotzdem weiter telefonieren – er ist einfach ein Workoholic. Durch und durch, anders kann man das nicht beschreiben. (lacht)

Ist eure nächste Saison bereits gesichert?

Alexander Tazreiter: Nein, gesichert ist sie noch nicht. Die Lavanttal-Rallye fahren wir aber sicher.

Elke Aigner: Da haben wir bereits die meisten Sponsoren dafür.

Alexander Tazreiter: Ich hoffe, dass sich sonst noch was ergibt – aber wir werden fest daran arbeiten, dass wir die nächste Saison wieder komplett fahren können. Denn es bringt nichts, wenn wir nur drei oder vier Rallyes fahren, wir müssen die gesamte Saison durchziehen. Weil dann kann man auch wieder auf ein ähnliches Endergebnis hoffen wie in diesem Jahr. Was zwar im nächsten Jahr wahrscheinlich noch schwieriger wird als es heuer der Fall war, aber es ist zumindest nicht unmöglich.

Elke Aigner: Und je mehr Saisonen man aufweisen kann, desto mehr kann man auch den Sponsoren vorlegen. Und wenn wir 2010 überlebt haben, dann erwartet man ja für 2011 wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung. Da sollte es dann ja wieder besser werden.

Derzeit kämpfen alle oder zumindest viele ums Überleben – und eben auch ein Patrick Winter weiß noch nicht, wie es weitergeht…

Alexander Tazreiter: Das würde ich extrem schade finden, denn er ist ein Riesentalent. Es gibt fast keinen, der so schnell fahren kann wie er.

Ihr seid bei Eddy Schlager Teamkollegen gewesen – das soll nicht so einfach gewesen sein, wie Eddy im Sommer in einem Interview erzählt hat, als er und Patrick getrennte Wege gingen…

Alexander Tazreiter: Ich persönlich habe da keine Probleme mit ihm, es gab halt Differenzen, unterschiedliche Ansichten. Aber wir haben nicht gestritten und wir reden auch ganz normal miteinander, wenn wir uns sehen.

Elke Aigner: Wir sind halt weiterhin beim Eddy im Team und Patrick kann halt nicht mehr mit dem Eddy, das weiß ja mittlerweile ohnehin jeder.

Ihr werdet also sicher im Team von Eddy Schlager bleiben?

Alexander Tazreiter: Auf alle Fälle. Und wie gesagt, die Lavanattal-Rallye ist ja bereits fixiert – und auch den Rest der Saison wollen wir fahren und das wollen wir ebenfalls im Team von Eddy Schlager.

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