RALLYE

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S2000-Talk mit Raimund Baumschlager

Das Auto ist jetzt erst eingetroffen, und muss schon bald wieder weg:
Es kommt aus Zypern und muss am Sonntag nach der BP-Rallye wieder nach Portugal. Sobald bei der BP Ultimate das parc ferme aufgemacht wird, haben wir sechs Mechaniker unten, die das Auto komplett zerlegen, für Schotter umbauen und revidieren. Es muss auch wieder auf die WM-Sponsoren ‚umbeklebt’ werden. Am Sonntag spätestens zum Mittag fährt es von Kärnten weg, 3000 Kilometer nach Faro.

Das bedeutet dann also auch „nur nix z’sammhauen“, oder?
Mittlerweile bin ich da etwas beruhigter – bislang habe ich bislang kein Ersatzauto oder –karosserie gehabt. An dem selben Wochenende ist auch in Tschechien ein Meisterschaftslauf, bei dem beide Werksfahrer fahren, weil in diesem Gebiet die Barum-Rallye stattfinden wird, die zur IRC zählt. Deswegen nutzen sie dort die Möglichkeit zum Testen. Das hätte bedeutet, sollte ich einen Fehler machen und dem Auto was antun, gibt’s in Portugal kein Auto. Ich kann nicht riskieren, für einen österreichischen Meisterschaftslauf die WM in Frage stellen! Deswegen hat die ganze Vereinbarung so lange „gewackelt“. Auch mit den Sponsoren war einiges abzustimmen, weil das Auto blau bleiben muss. Denn sonst wäre die Beklebung jedes Mal so aufwändig und teuer, dass wir bald fürs Bekleben einen Zusatzsponsor gebraucht hätten… - Seit heute Nachmittag ist das alles geklärt.

Was ist rein fahrerisch der Unterschied zwischen einem Gruppe-N-Auto wie etwa dem Mitsubishi Lancer und dem Super 2000?
Erstens das Gewicht, der S2000 ist ca. 200 Kilo leichter als beispielsweise ein Evo IX. Das bedeutet, du kannst weichere Gummimischungen fahren. Das Auto ist um 45 Zentimeter kürzer, da hat man ein bissl mehr Platz zum Spielen! Bei der sequentiellen Schaltung muss man nur mehr ziehen und drücken, der Evo hat eine H-Schaltung. Im S2000 ist alles ausgeräumt, an Bord sind nur die Sicherheitseinrichtungen. Ein kleiner Nachteil, sofern man ihn so nennen will, liegt bei den Differentialen. Dass man beim S2000 mechanische Differentiale fahren muss, beim Evo kann man das Mitteldifferential steuern, auch während der Rallye im Auto mit Knopfdruck zwischen drei verschiedenen Positionen umstellen. Aber grundsätzlich ist das Auto besser und schneller.

Also eher ein Rennauto?
Ja, aber - wenn heute beispielsweise Schnee liegt, ist man mit einem Turbomotor sicher nicht im Nachteil. Man kann von unten weg sanft die Traktion aufbauen. Das hat man zum Beispiel bei der Jänner-Rallye deutlich gesehen. Beim Sauger muss man hoch drehen, hat mehr durchdrehende Räder. Bei Kehren und winkeligen Straßen, die dazu noch schmierig sind, ist es dann natürlich schwer. Dort kann ein Gruppe-N-Auto mit oder ist vielleicht sogar ein bissl überlegen. Aber im Gesamten gesehen ist der S2000 vorn.

Demnach auch aggressiver zu fahren?
Viel aggressiver. Sogar sehr aggressiv! Der Fahrer muss sich doch recht umstellen. Wenn es wirklich schnell gefahren wird, ist ein S2000 wie ein wildes Tier, das zu bändigen ist. Wenn man nicht schnell fährt, ist es zwar sauber und angenehm zu fahren, aber hinterher stimmt halt die Zeit nicht…

Gibt es heuer eine Terminkollision, bei der wie in der ÖM auf den Fabia werden verzichten müssen?
Nein, aber es ist eben jetzt sehr knapp – mit BP-Rallye und am Wochenende drauf WM in Portugal – und dasselbe Thema habe ich mit der Castrol-Rallye und Akropolis. Gottseidank hat das Werk jetzt gesagt, dass es eine Lösung geben wird, sofern wirklich was passieren sollte. Dann müssen wir noch am Samstag nach Tschechien fahren, aus einem weißen Auto ein blaues machen, die Sponsoren drauf und los! Das ist der Vorteil der Tatsache, dass ich Testfahrer bin. Wir werden auch jetzt im Lavanttal viel am Fahrwerk probieren. Ein Werksingenieur ist da und wir werden verschiedenste Einstellungen durcharbeiten, die vielleicht auch einmal danebengehen werden. Das Ziel ist schon, dass wir gewinnen, aber ich darf auch nicht vergessen, warum ich eigentlich da bin.

Also rechtfertigen die Testkilometer den ÖM-Einsatz?
Ja, und ich würde es ansonsten auch finanziell nicht geschafft haben. Das Auto ist wesentlich teurer als zum Beispiel ein Polo. Gottseidank passt jetzt alles zusammen. Und ich glaube, für den Rallyesport in Österreich ist es eine Bereicherung, noch ein S2000-Auto da zu haben.

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