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Rallye: News

„Mit so einem Auto schnell sein, das können viele…“

Walter Röhrl bekräftigt in einem Zeitungsinterview seine Meinung von den modernen Rallyeautos. Zwar könne man die Epochen nicht vergleichen, aber….

Michael Noir Trawniczek
Foto: Markus Kucera/Ennstal-Classic

Walter Röhrl. Als Rallyepilot für viele Fans ein gottgleiches Lichtwesen. Nicht nur wegen seiner Erfolge in der Vergangenheit, sondern weil er auch heute noch, mit 65, ein Meister hinter dem Lenkrad ist und bei so manchen Einsätzen in historischen Rallyeboliden mit sensationellen SP-Zeiten aufhorchen lässt.

Walter Röhrl. Als Mensch einer, der mit seinen Aussagen stets polarisiert hat und auch heute noch regelmäßig für heftige Diskussionen sorgt. Weil er so spricht, wie er Auto fährt: Kompromisslos. Sich selbst, aber auch anderen gegenüber…

Besonders heftig werden jene Röhrl-Aussagen diskutiert, wonach die heutigen Autos „leicht zu fahren“ und die aktuellen Fahrer „Müsli-Buben“ seien. Erst unlängst hat Österreichs derzeit einziger Export in der Königsklasse der Rallye-Weltmeisterschaft, Ilka Minor, Co-Pilotin bei M-Sport-Werksfahrer Evgeny Novikov, öffentlich Stellung bezogen und sich gegen die ihrer Meinung nach respektlosen Aussagen gegenüber der heutigen Fahrer-Generation ausgesprochen…

In einem mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung geführten Doppelinterview mit Sepp Wiegand, seinem aufgrund seines naturgegebenen Fahrtalents möglichen Nachfolger als deutscher Export am internationalen Rallye-Himmel, bleibt Röhrl seiner Linie treu: Direkt, unbequem und oft auch widersprüchlich…

Direkt, unbequem - aber auch widersprüchlich

Röhrl sagt zum einen: „Diese ganze Vergleicherei und auch diese Sprüche von wegen bester Rallye-Fahrer des Millenniums - das ist alles ein totaler Blödsinn.“ Auf seiner Website jedoch führt Walter Röhrl auch die Rubrik „Auszeichnungen“, dort sind „Bester Rallyefahrer aller Zeiten“ und „Rallyefahrer des Milleniums“ angeführt…

In dem besagten FAZ-Interview fügt Röhrl hinzu: „Man kann diese Epochen im Rallye-Sport nicht vergleichen.“ Um im selben Atemzug genau das zu tun, nämlich die beiden Epochen miteinander zu vergleichen: „Ich glaube, dass ich es leichter gehabt habe. Heute ist es ziemlich einfach, die modernen Rallye-Autos zu fahren. Mit so einem Auto schnell sein, das können viele. In unserer Zeit war es so schwierig, diese Autos zu fahren, dass sich der Gute ganz schnell zehn Minuten von den anderen abgesetzt hat.“

Der Gute hatte es Röhrl zufolge also leichter, weil es prinzipiell schwerer war. Heute sei es laut Röhrl quasi umgekehrt: „Heute muss der Sepp [Wiegand, d. Red.] auf der letzten Rille fahren, um sich von den anderen ein bisschen abzusetzen. Diese kleinen Parameter gibt es heute ja gar nicht mehr, in denen wir uns unterschieden haben.“

Laut Walter Röhrl müssen die heutigen Piloten also dermaßen wenig Können aufbringen, dass es für den wahren Könner immer schwieriger werden würde, von diesem Talent zu profitieren, denn: „Sepp muss ja nicht mehr schalten. Er muss keine Kondition für vierzig Stunden im Auto haben, er muss bei Nebel und in der Nacht nicht besonders gut sehen können. Und deswegen wird es immer schwerer, sich abzusetzen.“

Erklärend fügt Röhrl hinzu: „Der Grundgedanke war früher die Prüfung von Mensch und Material auf Zuverlässigkeit. Diese aneinandergereihten Minirennen heute haben ja nichts mehr mit diesem Gedanken zu tun.“

Immerhin habe sich eines nicht verändert, räumt Röhrl ein: „Zum Glück ist der wichtigste Grund, warum ich den Rallye-Sport für den größten Motorsport halte, immer noch der gleiche. Wenn Sepp glaubt, er ist der große Star, und er lässt es brennen, dann fährt er sich morgen die Rübe ab - weil der Baum eben nicht auf die Seite springt.“

Und: „Jedes Jahr werden die Autos schneller, und jedes Jahr wird den Fahrern noch mehr Platz für Fehler eingeräumt. Das ist pervers. Das ist doch ein Sport, der dich zur Gewissenhaftigkeit erzieht. Der Abgrund ist eben da, da musst du den Fuß vom Gas nehmen und nicht fordern, dass einer den Abgrund auffüllt. Das ist die Erziehung zu einem ernsthaften Charakter. Weil sonst ganz schnell die Lichter ausgehen.“

Laut Walter Röhrl müssen die heutigen Piloten also weder schalten können, noch eine Kondition aufweisen, noch bei Nacht und Nebel gut sehen können – dennoch müssen sie aber mit den modernen Autos, die immer schneller werden, mit ihren unfassbar kurzen Bremswegen, ihren aufgrund optimierter Schaltzeiten unglaublichen Beschleunigungswerten und den hohen Kurvengeschwindigkeiten auf den Sprintprüfungen vom ersten bis zum letzten Meter an „auf der letzten Rille fahren“ - dabei jedoch dürften sie es nicht übertreiben, denn sonst sei ganz schnell „die Rübe ab“, weil der Baum auch heute nicht zur Seite springt. Warum das allerdings leichter sein sollte als die frühere „Prüfung auf Zuverlässigkeit“, bleibt vorerst offen…

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