RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Rallye-WM: Interview

„Balance of Performance ist etwas Perverses“

Nachdem wir Rauno Aaltonen fragten, was er von der aktuellen Rallye-WM hält, konfrontierten wir auch Walter Röhrl mit dessen Aussagen.

Michael Hintermayer
Foto: Hintermayer

Im Rahmen der Planai-Classic fragten wir Rauno Aaltonen, was er von der aktuellen Rallye-Weltmeisterschaft und der Formel der World Rallye Cars hält. Im Interview sparte der „Rallyeprofessor“ nicht mit harten Worten gegenüber den Veranstaltern und dem Konzept der WM. Wir konfrontierten Walter Röhrl, der ebenfalls einiges an der momentanen Situation auszusetzen hat mit den Aussagen von Aaltonen.

Walter, was sagst du zu den Aussagen von Rauno Aaltonen, bist du derselben Meinung?
„Genauso ist es. Diese Balance of Performance ist so etwas Perverses. Wenn einer etwas besser macht als andere, dann soll er auch einen Vorteil haben und nicht dafür gestraft werden. Wer früher etwas besser gemacht hat, ist halt vorne weggefahren. Heute versuchen sie alles gleich zu machen. Doch je dichter das Reglement wird, desto mehr wird auch getrickst und geforscht, was wiederum Unmengen von Geld verschlingt. Ich schätze, dass ein aktuelles Polo WRC sicherlich an die 800.000 Euro kostet. Wenn man ein freies Reglement hätte, würde zum Beispiel ein Top-Porsche nicht Mal auf 200.000 Euro kommen. Da hast du einen Motor drin, mit dem du zwölf Rallyes im Jahr fährst, ohne ihn einmal aufzumachen. Bei den WRC muss man nach acht Stunden Laufzeit das Getriebe überholen, um satte 60.000 Euro. Diese Politik, die inzwischen in den Motorsport eingezogen ist macht alles kaputt.“

Du wärst also auch für ein offenes Reglement. Warum denkst du wehren sich die Hersteller und die Obrigkeit des Sports dagegen?
„Ja sicherlich. Ich habe keine Ahnung, warum man es nicht zulässt. Das Problem ist, dass die Hersteller mit Autos, die in Wirklichkeit Großserien-Wagen sind, Erfolge im Motorsport erzielen wollen um dadurch mehr Fahrzeuge zu verkaufen. Darum bringen sie Familienautos zum Sport, aber die Autos, die wirklich für den Renneinsatz entwickelt wurden, dürfen nicht mehr fahren. Das ist pervers.“

Besuchst du noch WM-Läufe, als Zuseher zum Beispiel?
„Nein. Wenn ich dort zusehe, stehe ich herum und denk mir Scheiße, das ist nicht mehr das, was es früher war. Die Autos sehen alle so synthetisch aus, alle gleich. Der Sound ist verloren gegangen, das ist das Schlimmste.“

Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, um den Sport attraktiver zu gestalten?
„Man kann nicht alle Gefahren ausschalten. Es muss jeder wieder ein wenig Selbstverantwortung tragen. Ich kann nicht die Autos zu einem Panzer machen, damit sich keiner mehr darin umbringen kann. Ich verbiete ja auch keinem, dass er Bergsteigen geht. Da gibt’s in einem Jahr so viele Tote, wie im Motorsport in zwanzig Jahren. Aber das ist deren freie Entscheidung, also sollen sie es auch machen. Wenn einer runterfällt weiß er, dass er etwas falsch gemacht hat. Wenn ich heute mit einem alten Audi fahre weiß ich auch, dass keine Sicherheitszelle verbaut ist, wie es in heutigen DTM-Autos der Fall ist. Dann muss ich eben ein wenig vorsichtiger fahren. Es macht keinen Sinn, Autos zu bauen, mit denen man fast jede Kurve am Gas stehen bleiben kann.“

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Nach Mühlstein-Absage

ARC: Wie geht es jetzt weiter?

Mit der Mühlsteinrallye verliert die Austrian Rallye Challenge eine Schlüsselrallye der Saison 2025. Wie geht es jetzt weiter? Wir haben nachgefragt…

FIA stimmt Änderungen für 2027 zu

Neue Silhouetten in der WRC

Die WRC und die FIA haben sich für die Saison 2027 auf Updates im technischen Reglement geeinigt - Die Silhouetten der Boliden werden verändert

WRC Akropolis-Rallye: Nach SP7

Hyundai nach dem Freitag doppelt vorne

Hyundai übernimmt am Freitagnachmittag in Griechenland das Kommando und geht mit der Doppelsitze Tänak/Fourmaux in den Samstag. Schwarz/Ettel auf Platz 14 der WRC2

WRC Akropolis-Rallye: Bericht

Ott Tänak beendet Hyundai-Durststrecke

Toyota verliert erstmals in dieser Saison - Tänak siegt im Hitzerennen von Griechenland: Dabei musste er auf der Zielprüfung sogar zittern. Schwarz/Ettel auf Platz 17 der WRC2.

ARC, ET König Rallye: Bericht Schindelegger

Starke Leistung bei ET König Rallye

Der vierte Lauf der Rallyesaison 2025 fand mit der ET König Rallye im Murtal bei Judenburg statt und das Rallyeteam Schindelegger rief dort eine gewohnt starke Leistung ab. Mit dem Klassensieg bei einer perfekten Rallye meldete sich das Team zurück.

ARC, ET König Rallye: Bericht Friedl

„Fun war vorhanden"

Eugen Friedl und Helmut Aigner vom MCL 68 konnten im Murtal mit ihrem Mitsubishi Evo IX einige Punkte in der ARCP-Wertung erreichen