
HU: Veszprém Rallye | 18.07.2014
„Mini-Safari-Abenteuer“ für Eugen Friedl und Stephan Hofbauer
Sommer und Schotter - es war wieder an der Zeit, mit Stephan Hofbauer als Co-Pilot in Ungarn zu starten, um eine Negativserie zu beenden und außerdem war mit dem Desaster vom Vorjahr auch noch „eine Rechnung offen“.
Text: Eugen Friedl
Foto: Team Friedl
Nach den vielen technischen Problemen und den Enttäuschungen der letzten Monate haben wir uns dafür entschieden, dass Schmidt-Racing den Historic-Ford Escort wieder auf Vordermann bringen soll. Neben dem Schwerpunkt der Revision von Motor und Vergasereinheit wurde auch viel Augenmerk auf Detailverbesserungen gelegt.
Der Abschlusstest auf einem Autocross-Ring mit hartem Schotter verlief schon vielversprechend und wir konnten motiviert in die ungarische Puszta aufbrechen.
Veszprem-Rallye ist für die Ausländer als „Underdog“ so etwas, wie wenn die Bobfahrer aus Jamaika zu Olympia fahren.Die Nennliste war nur so gespickt mit RRC, S2000, R5, P208, Evo IX R4, DS3R3T, R3, C2R2, Evo VI...und schnellen Ladas.
Nachdem es am Besichtigungstag heftig regnete, war schon ein Vorgeschmack vorhanden, was uns erwarten kann. Teilweise mussten wir Österreicher uns gegenseitig aus den Schlammlöchern herausziehen.
Am ersten Rallyetag war es sonnig, es trocknete größtenteils auf, aber es blieben viele Schlammlöcher übrig, die selbst für die Allradler ein Umfahren in der Botanik erforderte, um nicht steckenzubleiben oder einen Motorschaden durch „Wasserschlag“ zu riskieren - eben wie bei einer Safari-Rallye in Ostafrika.
Sonderprüfung 1 war gleich die klassische 19 km lange SP „Marko-Jutaspuszta“ mit allen Herausforderungen: Schnelle Schotterpassagen, Wasserdurchfahrt und finnische Kuppen. Der Fun und die Emotion war sofort da - eben tolles Rallyefahren mit einer „Heckschleuder“.
Das einzige technische Problem war, dass die Scheibenwischer in und nach den Schlammpassagen teilweise länger stecken blieben, sodass die Sicht gleich null war und damit einiges an Zeit verloren ging.
Da ein ständiges Betätigen der Scheibenwaschanlage im Kampfgeist unumgänglich war, mussten wir im Cockpit kurzerhand improvisieren: Meine Hände zum Driven und Stephans zur Bedienung der Scheibenwaschanlage. Immer war leider der Gedanke da, ob der altersschwache Scheibenwischermotor wieder stecken bleibt oder nicht. Es sollte übrigens das einzige Problem während der gesamten Rallye bleiben, somit zeigte sich welch perfekte Autovorbereitung durch die erfahrene Truppe von Schmidt-Racing erfolgte.
Am zweiten Tag (Sonntag) kamen wir immer besser in Schwung, verbesserten in jeder SP des zweiten Durchgangs unsere eigenen Sonderprüfungszeiten gegenüber dem jeweils ersten Durchgangs und vergrößerten unseren Vorsprung stetig auch gegenüber der österreichisch-kroatischen Volvo-Meute.
Die für diese Rallye neu zusammengestellte Service Crew - bestehend aus Norbert Tomaschek und den Brüdern Helmut und Gerhard Aigner - machten mit Ihrer Einsatzbereitschaft einen absolut tollen Job.
Der Fun-Faktor war hoch – selektive Sonderprüfungen und der Escort lief wie ein Schweizer Uhrwerk.
Absoluter emotionaler Höhepunkt war der zweite Durchgang der 18 km langen Sonderprüfung „Hajmasker“ – einfach geil!
Stephan im Ziel: „Jetzt haben wir den Escort aber richtig fliegen lassen!“
Die letzte Sonderprüfung musste wegen eines gewaltigen Wolkenbruchs abgesagt werden, das wäre noch eine weitere Safari-Challenge geworden.
Ziel erreicht - alle total happy!"
Resümee: 29. Gesamtrang (nur zwei heckangetriebene Autos im Klassement vor uns) und Sieg der Ausländerwertung. Aber was noch viel wichtiger und erfreulicher war: Endlich ist unser Escort standfest, die Negativserie beendet und gemeinsam mit Stephan wurde erstmals im Escort das Ziel einer Rallye erreicht (er konnte es im ersten Moment gar nicht so richtig glauben!).
Vielen Dank an alle Beteiligten, die sowohl in der Vorbereitung als auch während der Rallye ihren Beitrag zum gemeinsamen Erfolg leisteten.
Mit den anderen MCL Teilnehmern wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, was legendär bleiben wird.