
Rallye: News | 27.01.2014
Wolfgang Troicher im ARC-Interview
Wolfgang Troicher erklärt in einem von der ARC ausgesandten Presseinterview die Neuerungen der Austrian Rallye Challenge 2014. Er spart nicht an harten Bandagen gegenüber der ORM und warnt vor einer Abwanderung.
Text: ARC
Foto: Alpe Adria Rally Cup
Wolfgang Troicher ist der Veranstalter der Jacques Lemans Rallye in Kärnten und Mitglied der „Austrian Rallye Challenge-Association“ zum Thema Austrian Rallye Challenge Neu und erklärt die diesjährigen Änderungen in der ARC.
Was gibt es Neues bei der ARC ab 2014 und was wird beibehalten?
Die wichtigste Erneuerung ab 2014 ist wohl, das die ARC als Clubmeisterschaft ausgerichtet wird.
Warum war nach 13 Jahren Erfolgsgeschichte diese Umstellung notwendig?
„Die Austrian Rally Challenge soll in Zukunft noch interessanter werden, daher sind wir bestrebt noch weitere Rallyes aufzunehmen. Wir wollen unserer Challenge-Familie die Möglichkeit bieten, aus einer größeren Auswahl von Rallyes wählen zu können. Jeder Teilnehmer soll sich die für ihn besten Veranstaltngen aussuchen können, darunter sind auch neue Rallyes im Ausland. Dies ist bei einem meisterschaftsähnlichen Bewerb, wie es die ARC in der Vergangenheit war nicht möglich, da nur eine Rallye im Ausland in die Wertung aufgenommen werden darf. Sollte mehr als eine Rallye aufgenommen werden, so müsste man die ARC bei der FIA anmelden, was aus Kostengründen nicht möglich ist."
"Eine Clubmeisterschaft unterliegt diesen Bestimmungen nicht und hat nebenbei noch den Vorteil, dass sie nicht auf FIA-Zone beschränkt ist. Das heißt, es können bei einer Clubmeisterschaft auch Teams gewertet werden, die aus einem Land kommen, dass nicht in der FIA Zone Zentraleuropa ist.Ein Vorteil, der in Zeiten der EU eigentlich schon lange selbstverständlich sein sollte und in Hinsicht auf die Zukunft der ARC nicht außer Acht gelassen werden sollte.“
Die ARC hat für 2014 derzeit fünf Rallyes im Kalender. Ist an eine Erweiterung gedacht oder sind fünf Rallyes in Zeiten wie diesen nicht genug?
„Natürlich könnte man denken, daß wir in Zeiten wie diesen noch weniger Rallyes mit noch weniger SP-Kilometer fahren sollten, um alles noch günstiger zu machen.Ich glaube aber, dass das Gegenteil auf lange Sicht der richtige Weg ist. Mehr Auswahl und Top-Qualität werden uns in Zukunft weiterhelfen und diesen Weg wollen wir mit der ARC als Clubmeisterschaft in Zukunft auch gehen. Wir bieten den Teilnehmern der ARC neben der Schneerosenrallye, der AvD Niederbayern und der Remus Herbstrallye Leiben nun auch eine Sprintrallye am selben Wochenede mit der Jacques Lemans Rallye an, was allen Teams hilft, einiges an Geld zu sparen und wir wollen noch zwei weitere Rallyes im benachbarten Ausland anbieten, die als Jokerrallyes zur Auswahl stehen. Die Qualität der ARC wird dadurch angehoben und es ist für jeden was dabei. Jeder kann sich die sechs besten Veranstaltungen aussuchen, die zu ihm und seinem Budget passen.“
Was steht hinter der Idee der neuen Sprintrallye?
„Nun, die OSK hat uns Veranstaltern schon vor längerer Zeit ein neues Regelement angeboten, um kostengünstigere Veranstaltungen durchführen zu können. Leider wurde dies nur einmal mit eher schlechtem Erfolg im Lavanttal versucht und dann nie mehr wieder probiert. Auch der zweite Versuch beim Waldviertler Rallye Festival 2012 - zwei Sprintrallyes an einem Tag - wurde schnell wieder abgewürgt. Wir wollen diese Idee durchziehen, um zu wissen, ob dies eventuell eine Zukunft hat und vielleicht sogar bei anderen Challenge-Läufen anzuwenden wäre."
"Die Sprintrallye wird zirka 50 SP-Kilometer haben und am Freitag den 30. Mai 2014 in St. Veit stattfinden. Am Samstag, den 31.Mai starten wir dann mit der achten Jacques Lemans Kärnten Rallye. Beide Rallyes zählen zu den Clubmeisterschaften der Austrian Rallye Challenge und des Alpe Adria Rally Cups. Alle Teams, die beide Veranstaltungen bestreiten, sparen sich die Anreisekosten und Rückreisekosten für eine zweite Veranstaltung und können an einem Wochenende gleich zweimal punkten. Ein besonders günstiges Nenngeld bei beiden Veranstaltungen soll den Spargedanken noch unterstützen und so dem Ruf der Challenge gerecht werden. Anspruchsvoll – attraktiv – leistbar.“
Gibt es auch in der Saison 2014 wieder die ARC Premio ?
„Natürlich wird die Premio auch 2014 beibehalten.Schließlich sind alle Teilnehmer vom ersten Moment an als Gewinner dabei!“
Wie ist das zu verstehen?
„Nun, wie in den letzten Jahren bekommen die Premio-Eingeschriebenen einen besonderen Rabatt beim Startgeld der verschiedenen Rallyes und sparen sich alleine bei den vier Inlandsveranstaltungen automatisch 470 Euro ein. Bei 400 Euro Premio-Einschreibegebühr hat daher jeder Teilnehmer automatisch einen Gewinn von 70 Euro gemacht. Bei der Niederbayern-Rallye gibt es ohnehin ein sehr günstiges Nenngeld und bei den beiden geplanten Jokerrallyes wird das Nenngeld auch sehr gering ausfallen. Zusätzlich gibt es dann noch hohe Preisgelder zu gewinnen.“
Welche Visionen gibt es für die ARC-Clubmeisterschaft in den nächsten Jahren und wie, glauben Sie, geht es in der österreichischen Rallyeszene weiter?
„Wir wollen unserem Motto 'Anspruchsvoll, attraktiv und leistbar' weiterhin treu bleiben und die einen oder anderen Dinge zum Wohle unserer Kunden auch noch verbessern. Denn unsere Starter sind unsere Kunden und wir können die zukünftig schweren Zeiten, die auf uns zukommen können, nur gemeinsam meistern. Eine größere Auswahl von anspruchsvollen Rallyes anzubieten ist ein Teil unserer Vision."
"Durch Siegesprämien und reduzierte Nenngelder die Attraktivität der ARC noch zu steigern, ist der zweite Teil dieser Vision und im dritten Teil geht es um das Wohlfühlerlebnis. Denn der überwiegende Teil der ARC-Teilnehmer betreibt diesen kostenintensiven Sport, um am Wochenende in einer familiären Umgebung etwas Spaß zu haben.“
Wie ist das denn nun gemeint?
„In Zeiten wie diesen haben wir alle mit Krisen zu kämpfen. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Budgets unserer Kunden aus und viele können nicht mehr in dieser Intensität ihren Sport ausüben. Jedes Team wird sich in Zukunft diese Veranstaltungen aussuchen, wo es für sein Geld am meisten bekommt und dabei nicht mehr darauf schauen, ob dies ein ORM oder ein ARC Lauf ist."
"Das Nenngeld bzw. die SP-Kilometerkosten werden dabei die unwichtigste Rolle spielen und ob die Rallye im ORF oder anderen TV Sendern gezeigt wird, ist für diese Teams sowieso egal. Denn bei unseren Medien gibt es in der ORM ohnehin nur drei bis vier Namen und mögliche Sieger, über die berichtet wird. Den anderen Teams und das sind 90 Prozent der Starter, wird leider immer mehr das Gefühl vermittelt, dass sie zwar als Nenngeldlieferanten willkommen sind, sonst aber nur geduldet werden."
"Da wird es auch nichts helfen, wenn ein Veranstalter, der einen Europameisterschaftslauf durchführt, aus Mangel an Ideen sich den Namen der Erfolgsserie Challenge aneignet, dann noch eine Eintagesveranstaltung macht und sogar das Punktesystem der Challenge und die Premio abkupfert."
"Das alleine ist zu wenig. Die Gleichbehandlung aller Teams von der Startnummer eins bis zum letzten Starter sowie ein familiäres Umfeld und damit auch das Gefühl, wirklich willkommen zu sein, auch wenn es sich um keinen sogenannten Star handelt, werden im Gesamtpaket immer wichtiger werden. Solche Teams nehmen sogar längere Anreisen zu kürzeren Rallyes ins Ausland auf sich, weil sie dort ganz anders behandelt werden und herzlich aufgenommen werden. Ein Alarmzeichen, das bisher von den meisten Veranstaltern nicht erkannt wurde!“
Was sollte man also in Zukunft als Veranstalter noch mehr beachten?
„Die Veranstalter müssen ihre Teilnehmer in Zukunft wieder mehr als Kunden sehen und sich mehr Gedanken darüber machen, was ihre Kunden am Herzen haben. Denn die 95 Prozent derer, die sowieso niemals gewinnen können und nie in einem Medium vorkommen, sind jene Kunden, die unsere Veranstaltungen am Leben erhalten."
"Kleinigkeiten wie eine freundliche Begrüßung, Hilfsbereitschaft bei besonderen Anliegen und ein Danke oder aufmunternde Worte zum richtigen Zeitpunkt, zeigen diesen Teams, dass sie auch willkommen sind, obwohl sie keine Stars sind."
"Neben einer perfekten Organisation und tollen Sonderprüfungen, was ohnehin von uns erwartet wird, könnten die oben genannten Kleinigkeiten mehr Erfolg bringen, als große und teure TV Berichte. Ein TV- Bericht, den jeder Veranstalter ohnehin mit teurem Geld bezahlen muss und von dem maximal die ersten drei Piloten und deren Sponsoren profitieren. Ich behaupte sogar, dass der Großteil der Veranstalter darauf verzichten könnte, ohne große Sponsorgelder zu verlieren. In vielen Fällen ist so ein Bericht nur für das Ego des Veranstalters wichtig."
"Die Veranstalter sollten dieses Geld lieber einsparen und in Form von Ermäßigungen oder Siegesprämien an die kleineren Teams weitergeben. Denn würden all diese braven Nenngeldlieferanten nicht starten, gäbe es keine Rallyes mehr. Erst wenn das in den Köpfen aller Veranstalter manifestiert ist, wird sich wieder etwas ändern.Und ob der SP-Kilometer, wie in der Statistik von Hrn. Schöpf in der Rally & more im vorigen Jahr dargestellt, nun 4,57 oder 4,68 Euro kostet, wäre dann wohl auch nicht das Kriterium."
Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit der ARC.