RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Rallye: EXKLUSIV

„Mit Nostalgik werden wir untergehen“

Mehrfachstaatsmeister Achim Mörtl findet „Fuck you Greta“ wenig hilfreich im Wandel der Mobilität - im Interview mit motorline.cc-Redakteur Michael Noir Trawniczek...

Michael Noir Trawniczek
Foto: racecom.at

Achim, die Welt und auch der Rallyesport scheinen im Wandel der Zeit zu liegen - wenn dann Baumschlager Rallye Racing ein Elektroautoprojekt ankündigt, setzt es in den sozialen Medien schon mal ‚Schimpfer‘ von den Puristen unter den Rallyefans...

Es ist natürlich schön, wenn Menschen nostalgisch veranlagt sind und sie in romantischer Rennpuristik versinken. Nur erleben wir gerade einen Wandel in der Mobilität, der von der Politik vorgegeben wird. Ob ich dafür bin oder dagegen, sei dahingestellt - denn der Sport wird sich den Änderungen anpassen müssen. Wenn da der Motorsport nicht mitzieht, wird vom Motorsport wenig überbleiben.

Kreisel, Stohl, Raimund - die zwei großen Einsatzteams unseres Landes haben es recht schnell kapiert, dass sie etwas tun müssen. Und die Puristen unter den Fans frage ich: Wo bitte ist das Problem mit Hybridautos? Wenn man beispielsweise dann die Etappe rein mit Strom fahren kann?

Man hat das Gefühl, dass manche alles, gleich ob Elektro oder Hybrid, generell ablehnen weil das nicht ihren Rennsport-Idealen entspricht...

Hier muss noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden. Ganz nüchtern. Wir reden seit Jahren über Elektromobilität - ernsthaft seit rund 1,5 Jahren. Man wird staunen, wie schnell da jetzt die Entwicklung voranschreiten wird. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Es werden auch neue Feststoffe kommen und dergleichen. Wenn du einen Facebook-Firmenaccount hast, dann ist das eine fixe Größe - es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als offen zu bleiben. Denn der Mobilitätswandel ist jetzt zu einer gesellschaftlichen Forderung geworden, die zurzeit ganz einfach erzwungen wird.

Man kann dem natürlich auch mit einem deftigen „Fuck you Greta!“ entgegenwirken, wie das hierzulande schon auf einem Heckflügel gesichtet wurde...

Ich glaube nicht, dass das dazu beiträgt, dass man eine starke Lobby aufbaut, um den Motorsport am Leben zu erhalten. Ich glaube eher, dass solche Botschaften nur zeigen, was für Idioten wir sein können. Mit dieser Einstellung wären wir vor hundert Jahren beim Pferdefuhrwerk geblieben und hättten es wohl heute noch.

Es geht sehr vielen um den brachialen Sound der Verbrennungsmotoren...

Worum geht es im Motorsport? Ich würde sagen in erster Linie um spannende Action. Der Sound - der ist mir als Fahrer egal. Das Ding muss gehen wie die Sau! Warum begeistern sich immer noch viele Menschen für den Rallyesport? Wohl auch, weil es geil anschiebt und eine gute Optik hat. Den Sound könnte man auch mit einem drehzahlabhängigen Soundgenerator erzeugen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch eine Botschaft versenden und dass der Sport immer noch ein Vorreiter zu sein hat. Wenn wir da nur die Rolle vertreten würden von jenen, die gegen alles Neue sind, wäre das nicht gut für den Sport.

Weil jetzt so oft das Wort ‚Sport‘ gesagt wurde: Manche hegten Hoffnung in Sportminister Heinz-Christian Strache - sodass Motorsport endlich als Sport anerkannt wird. Doch stattdessen hat sich Strache vehement dafür eingesetzt, dass neben Schach auch Poker einen Sportstatus und damit BFO-Förderungen erhält.

Jetzt soll Werner Kogler Sportminister werden - ihn müsste man ins Rallyeauto setzen und zum Schwitzen bringen. Warum soll nicht ein Grüner versuchen, die über Jahrzehnte gepflegte Ungerechtigkeit von Schach als Sport und Motorsport als kein Sport zu beenden? Oft kommt es im Leben anders, als man denkt...


Das ist ein uraltes Politikum, zum einen mit dem ARBÖ und dem ÖAMTC und zum anderen mit der Bundessportorganisation. Natürlich sollte man dennoch weiterhin an der Argumentation arbeiten, die den Motorsport als Sportart darstellt. Abgesehen davon, dass auch körperliche Kräfte beansprucht werden geht es im Rennsport sehr viel um die koordinativen Fähigkeiten, die genauso fordernd sind und eine gute Kondition voraussetzen. In Wahrheit ist der Motorsport ein Hochleistungssport auf allerhöchstem Niveau - wozu man körperlich topfit sein muss.

Was vielen nicht klar ist: Mit Sportförderungen kann ich einen langfristigen Leistungsaufbau betreiben, ich kann Driver Coaches installieren. Nachwuchsförderungen etwa, wie es die französische FFSA seit Ewigkeiten schon erfolgreich betreibt.

Das Ganze geht auch Hand in Hand damit, dass Spitzensportler ihr Wissen weitergeben, was im Rallyesport Leben retten kann. Wir müssen ja auch Vorbilder sein und Rallyefahrer gelten zumindest derzeit immer noch als diejenigen, die ihr Auto beherrschen...

Ich finde es ja geradezu perversest, dass man ferngesteuertes Fahren nun“autonomes Fahren“ getauft hat. Dabei passieren die allermeisten Unfälle, weil die Menschen fahrtechnisch überfordert sind. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ein einziger Tag in einem Rallye-Schotterkurs - oder spitzen wir es noch mehr zu: Ein einziges Mal, wo du dich weil Frontantrieb mit einem kräftigen Gasstoß vor einem Abflug rettest, wird dir so viel Angst rauben, dass du in solchen Situationen nicht mehr panisch reagieren wirst...

Ich habe gehört, dass man das ehrgeizige Ziel verfolgt, jährlich unter 400 Verkehrstote zu gelangen - nur mit Verboten wird das jedoch nicht gelingen. Ein weiteres wichtiges Element ist die Freude am Fahren - es muss auch Spaß machen. Ich habe in Kärnten eine Gruppe mit Kindern, mit der wir einmal in der Woche E-Kart fahren gehen - einfach weil es Spaß macht und die Kids ganz automatisch gewisse Driver Skills erlangen...

Was würdest du abschließend zu der angesprochenen Thematik sagen?

Der Motorsport soll und muss Vorreiter und Vorbild sein - nur so wird er sich halten. Da hilft es nicht, dass man mit ‚Fuck you greta!‘ dem entgegen wirkt. Motorsportler sollen weiterhin ihr Wissen weitergeben und so für eine verbesserte Verkehrssicherheit sorgen. Rennsport ist ein Hochleistungssport und es wäre an der Zeit, endlich nach zig Jahrzehnten in die BSO aufgenommen zu werden, um Nachwuchstalente effektiv nach oben bringen zu können.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Lavanttal-Rallye: Vorschau BRR/Wagner

Julian Wagner blickt zuversichtlich ins Lavanttal

Nach dem schweren Unfall bei der Rebenlandrallye vor drei Wochen freuen sich Julian Wagner und Hanna Ostlender nun auf ein erneut starkes Starterfeld bei der Lavanttal Rallye.

Osterrallye: Bericht Mayer

Mayer: Gelungener Test bei Osterrallye

Eine Woche vor dem Saisonstart im Alpe Adria Rallye Cup: Gelungener Test von Daniel Mayer - Rang 3 bei Oster-Rallye in Deutschland!

Lavanttal-Rallye: Wetter

. . . und auch der Sommer sagt sich an

Auf der meteorologischen Nennliste zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg am 5. und 6. April finden sich mit Sonnenschein und Wärme zwei Teilnehmer der angenehmen, aber unzuverlässigen Art

Lavanttal-Rallye: Vorschau Neubauer

Hoffen auf mehr Fortune im Lavanttal

Nach dem frühen Ausfall im Rebenland hofft der Salzburger nun auf mehr Fortune. Mit Co Bernhard Ettel könnte er den 4. Gesamtsieg bei der Lavanttal Rallye holen - wie schon in der Steiermark wartet erneut starke Konkurrenz auf das Skoda-Duo

Lavanttal-Rallye: Nach SP2

Zwei Fragen nach zwei Prüfungen

Der Auftakt zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg ist erfolgt / An der Spitze duellieren sich mit Simon Wagner und Hermann Neubauer zwei alte Bekannte / Die Verfolger warten noch ab