RALLYE

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Aus dem Landa-ERC-Beifahrersitz in Liepaja
Martin Berts

Warst du nicht Offroad, warst du nicht in Liepaja!

Das Landa Racing Project fasst seinen Einsatz beim ERC-Lauf in Liepaja zusammen. Prädikat: "lesenswert".

Johannes Posch

Auch bei diesem ERC-Lauf war eine Menge an COVID-Auflagen zu erfüllen. Reisende aus Österreich, ein rotes Land, durften nur mit zwei negativen PCR-Tests einreisen. Beim LKW-Tross musste gebangt werden, ob er durch alle Länder reisen durfte, Alternativ-Routen mittels Fähren wurden schon in Betracht gezogen. Schlussendlich konnte beide Teams der DriftCompany in den Rallye-Alltag starten.

Schotter, der bevorzugte Belag von Landa, war nicht zu vergleichen mit dem Schotter, den man aus Österreich kennt. Dieser war zuerst hart, dann lose und schlussendlich zeigte er eine exakte Spur, die man mit 175 km/h auch erstmal noch treffen muss. Der erste Tag, nördlich von Riga, war nicht minder langsamer als der zweite Tag bei Liepaja, aber deutlich enger und dichter bewaldet. Dieser zweite Tag wurde vorwiegend auf teilweise bis zu sechs Meter breiten Schotterstraßen gefahren. „Wenn du glaubst, du fühlst dich auf den breiten Straßen sicherer, dann irrst du gewaltig. Hier gibt es keinen Raum für Fehler. Die meisten Abgänge endeten in einem kapitalen Schaden, die glücklicherweise allesamt gut für die Crew ausgegangen sind.“, so Co-Pilot Landa.

Im zweiten Qualifying seiner Karriere konnte Nikolai Landa bis auf zwei Sekunden an die Spitze heranfahren. Das gab Mut, aber zugleich bremste Beppo Harrach die Erwartungen. Die Qualifying-Strecke wurde dreimal, die Wertungsprüfungen nur einmal befahren. Ausnahme bildeten nur SP5 und SP7, die jeweils zweimal befahren wurden. Nikolai Landa dazu: „Natürlich war ich nach Rom ein wenig stolz, den Abstand auf gute zwei Sekunden reduziert zu haben. Immerhin fährt aktuell in der ERC Junior tatsächlich die Weltelite aus Mangel an WM-Läufen. Zu dem Zeitpunkt machte ich mir auch keine Illusion, dieses knappe Gap dann auch auf den Wertungsprüfungen halten zu können.“

Eröffnet wurde die Rallye gleich mit einer 25km langen Prüfung und den schon aus Rom bekannten Motorproblemen. Mit sehr angespannten Nerven wurde das Service angefunkt, um nach der Lösung des Problems forschen zu lassen. Der große Niki (so wird Niki Mayr-Melnhof vom kleinen Niki unterschieden) hat immer einen M-Sport Ingenieur beiseite und Valter Ribeiro war nun auf die Elektronik des R2 ebenfalls vorbereitet. Mit seiner Hilfe konnte eine mangelnde Kühlung der ECU und Überhitzung derselben festgestellt werden. 90 Grad sind zu viel, da schaltet diese zur Schadensvermeidung einfach ab. Die Kühlzuführung wurde auf ihren optimalen Platz korrekt befestigt und es konnten keine weiteren Überhitzungen mehr festgestellt werden.

Abgesehen von diesem Motorproblem und zwei Ausritten in die Botanik war dies eine problemlose Rallye. „Die Rechtskurve über die Blindkuppe schrieb ich enger als sie war und so sprangen wir direkt in den Graben nach der Kuppe. Um Haaresbreite haben wir den Strommasten verfehlt. Beim zweiten Ausritt kam ich in der Kurve aus der Spur und so ging es auch schon ab ins Unterholz. Glücklicherweise stand da kein Baum, es flogen uns nur die Büsche um die Ohren“, so Landa, mittlerweile mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Sein Vater dazu: „stolz macht mich, dass Nikolai nach den Ausritten einfach unbeirrt weitergefahren ist. Letztes Jahr mit der Susi hätte er vermutlich am Straßenrand zum Durchatmen angehalten. Auf die Frage, ob er eh alles im Griff hat, gab es nur ein kurzes: ‚Yep, alles ok‘.“

Co-Pilot Landa resümiert ein Gespräch mit Beppo Harrach: “Wir rechneten mit vier bis fünf Sekunden Rückstand. Immerhin fährt Nik hier das erste Mal und wir verzichteten bewusst auf die Teilnahme am Testtag. Martins Sesks ist hier aufgewachsen, Torn, Rådström, Hokkanen und Co haben zum Teil mehr als 100 Rallyes bestritten, Nik gerade mal 18. Dass er dann den Abstand von zwei Sekunden halten konnte, machte uns beide und das ganze Team sehr stolz. Es zeigt, dass es ihm nicht an Speed und Mut fehlt, sondern einfach an der Erfahrung.“

Die Rallye hat gezeigt, dass „Schriebmachen“ nicht nur technisch gesehen werden darf, sondern durchaus Emotionen bedarf. Eine Links 6 ist eben nicht immer eine Links 6, man muss die Vorgeschichte dazu miteinfließen lassen. Wenn man mit knapp 180 km/h auf eine solche Kurve zufliegt, stellt sich die Frage: Lässt die Straße es überhaupt zu, dass ich mich korrekt für eine Links 6 positionieren kann? Wenn nicht, beginnt man spätestens hier zu hoffen...

Ein etwas gereifter Junior-Fahrer abschließend: „Traditionell gehört das Schlusswort der Dankesrede und so will ich mich auch hier wieder ehrlich bei meinen Mechanikern der DriftCompany, meiner Familie, unseren Sponsoren und Förderern, sowie natürlich Beppo Harrach, der mir mit dem Videostudium vor Ort sehr zur Seite gestanden ist, aufs Herzlichste bedanken!“

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