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ORM, W4: Vorschau Keferböck
Foto: GAWOONI Racing Team

„Kefer“ & Pirelli-Mann: Wie aus der Not schon im Vorfeld eine gefeierte Tugend wurde...

Das GAWOONI Racing Team unternimmt in den kommenden Tagen eine außergewöhnliche Mission: Bei der Rallye W4 wird Pirelli-Mann Thomas Hummer Stamm-Co Ilka Minor vertreten und aus dem „Gebetsbuch“ lesen. Ein einmaliges Abenteuer für die beiden Charakterköpfe, die schon lange gut befreundet sind...

Das GAWOONI Racing Team plante die Saison 2021 von Anfang an als eine „gute Mischung“ - einen Mix also aus Weltmeisterschafts-Rallyes und Läufen zur Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft (ORM). So kam es, dass Johannes Keferböck, obwohl den losen Untergrund und vor allem die von Christian Schuberth-Mrlik organisierte Rallye W4 wertschätzend, das ORM-Finale nicht im Kalender eingetragen hatte, weil man zu diesem Zeitpunkt auch über eine Teilnahme an der Spanien-Rallye nachgedacht hatte. Letztendlich war das Wochenende um den 6. November vom GAWOONI Racing Team nicht belegt, weshalb Ilka Minor, mit über 300 Rallyes eine bekannte Größe - und ein Name, der immer wieder in den Nennlisten der Rallyes auf aller Welt auftaucht. Als gefragte Copilotin sieht man sie aber nicht nur mit Größen wie Henning Solberg oder Eyind Brynildsen über die Sonderprüfungen „glühen“ - die in Wien lebende Kärntnerin nimmt auch gerne auf dem „heißen Sitz“ eines Rallye-Rookies oder eines weniger erfahrenen Piloten Platz - für das kommende Wochenende jedenfalls ist Ilka Minor gebucht und es gilt der Grundsatz: „First come, first serve“.

Johannes Keferböck hat dafür nicht nur größtes Verständnis, sondern sieht das auch als einen wichtigen moralischen Grundsatz: „Wenn du das anders machen würdest, dann würdest du kaum auf eine derartige internationale Copilotenkarriere zurückblicken können. Denn die Menschen wollen und brauchen Verlässlichkeit - und bei Ilka wissen alle, dass sie sich auf ihre Dienste zu hundert Prozent verlassen können...“

Während also „Kefer“ ansonsten zu jenen Glücklichen zählt, die auf die Qualitäten von Ilka Minor bauen können, musste er im Vorfeld der Rallye W4, die er nun doch bestreiten wird, auf dem“freien Copilotenmarkt“ umsehen. Johannes ächzt: „Wir haben in Österreich viele sehr gute Copilotinnen und Copiloten mit R5-Erfahrung - doch die sind de facto alle ‚vergeben‘, viele von ihnen findest du auch auf der Nennliste der Rallye W4...“

“Ich freue mich extrem!“

Als es dann langsam knapp wurde mit der Zeit, hat Johannes „gehadert mit einer Absage, ich wollte ganz einfach fahren“ - und so kam es zu einer ungewöhnlichen Kooperation mit einem sicher jedem Aktiven persönlich bekannten Mann, der aber nicht als Copilot in den Kontakten geführt wird. Johannes grinst: „Er ist mein Pirelli-Mann! Wir sind schon lange befreundet und zwischenmenschlich kann ganz sicher nichts schiefgehen.“

Die meisten Leser*innen werden bereits wissen., um wen es sich handelt: Thomas Hummer, der umtriebige und stets seine Kunden persönlich beratende Pirelli-Mann, ist aber auch als Beifahrer kein unbeschriebenes Blatt. Die tschechische Statistik-Seite ewrc-results.com weist Thomas Hummer mit exakt 13 Rallyes seit seinem Debüt 2009 aus. Damals hat Hummer seine“Teilzeitcopilotenkarriere“ gleich mit echten Größen des Sports begonnen: Debüt an der Seite von Herbert Grünsteidl, 2010 eine Rallye mit Gerhard Aigner - mit Fritz Poiss, der leider nicht mehr unter uns ist, verband Thomas Hummer eine ganz besondere Freundschaft: „Er war ein außergewöhnlicher Mensch - und die Rallye hier im Waldviertel war ‚seine‘ Rallye, er hat ja auch hier gelebt.“

Die 14. Fahrt im ŠKODA FABIA Rally2 evo wird schon rein fahrzeugtechnisch der bislang schnellste Rallyeauftritt von Thomas Hummer, der nicht verhehlt, dass er die gegenwärtige Situation feiert: „Ich freue mich extrem! Und die Chemie im Auto wird ganz sicher passen, die hat bei uns schon immer gestimmt. Für mich ist es einfach wunderbar, mich weiterentwickeln zu können, auch diese Erfahrung aktiv machen zu können. Denn das hilft mir natürlich auch in meinem Job - gewisse Situationen kann ich dann sicher noch besser nachvollziehen.“

“Freude am Fahren im Fokus“

Was Johannes Keferböck wichtig ist: „Wir werden bei dieser Rallye den Spaß und die Freude am Fahren im Fokus haben. Es war von Vornherein klar, dass konkrete sportliche Ziele in dieser Situation keinen Sinn machen und sogar kontraproduktiv wären - deshalb habe ich den ORM-Stand oder irgendwelche Ergebnis-Prognosen komplett ausgeblendet, es gibt an diesem Wochenende ganz einfach ein anderes Thema...“

Was wiederum nicht heißt, dass „Kefer“ und der „Pirelli-Mann“ komplett ohne Ehrgreiz lund dem Ziel einer möglichst optimalen Performance losfahren werden. Johannes glaubt, dass gleich die erste Sonderprüfung eine besondere Challenge für das neue Duo sein könnte: „Das ist eine anspruchsvolle Strecke - auf Schotter bedeutet aber zumindest, dass wir nicht ganz so schnell unterwegs sein werden wie es mit einem R5 auf Asphalt üblich ist. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir Rundkurse dabei haben. Wir können also in Ruhe und ohne jeden Stress besichtigen.“

Das ungewöhnliche Duo Johannes Keferböck und Thomas Hummer wird in günstigen Zeitfenstern unterstützt von Ilkla Minor. Johannes: „Wir sind mit Ilka in Verbindung und können sie anrufen - natürlich nur dann, wenn sie nicht gerade selbst im Auto sitzt...“

Als sich Johannes und Thomas aus dem Besichtigungswagen melden, klingen sie ein wenig wie zwei Junggesellen, die eine einmalige Reise unternehmen und sich darüber freuen, das bevorstehende Abenteuer gemeinsam zu genießen...

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