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Raphael Sperrer im Exklusiv-Gespräch: „Elektro-Rallye? Nur mit Oberleitung!“

Der sechsfache Rallye-Staatsmeister spricht über Elektro-Rallye - Motto: Was keine Nachhaltigkeit haben würde, könne man dennoch positiv nützen....

Noir Trawniczek

Wenn man mit Raphael Sperrer spricht, merkt man sehr schnell, dass er die Gegenwart am liebsten ironiebereichert erlebt - der sechsfache Rallye-Staatsmeister, der im KTM X-Bow Cup als „Major Adolf Kottan“ immer wieder Siege einfuhr und dessen Tuning Firma Sperrer Motorsports auf ihrer Website „Zuverlässigen Schutz vor Tempomessungen aller Art“ anbietet, kann sich elektrischen Rallyesport durchaus vorstellen - aber „nur mit Oberleitung“.

Sperrer präzisiert: „Das hat keine Nachhhaltigkeit. Wenn ich viel Gewicht beschleunigen und bremsen muss, vernichte ich Energie. Die Energieträger sind noch nicht so weit, dass sie das lösen können.“ Sperrer zeigt aber auch Verständnis dafür, dass man es trotzdem tut: „Die Leute leben von Förderungen und politischen Zusagen.“ Laut Sperrer gibt es hier einen gewissen Nebengeschmack wie er krypitsch anmutend hinzufügt: „Diese Förderungen müssen verdient werden, damit es einer, der es nicht verdient, auch bekommt.“

Prinzipiell müsse man trennen zwischen indivudellem Verkehr und Sport: „Sport erzeugt immer Abgase. Man denke nur an die Heizung im Stadion. Ich spreche ganz bewusst vom Heizen – denn du musst immer alle wirtschaftlichen Aspekte einbeziehen, so zum Bespiel auch die Fabrikation...“

Endlich wieder Entwicklung für die Serie? „Blödsinn!“

Der Elektroantrieb stellt für Sperrer im Individualverkehr nur eine von mehreren Möglichkeiten dar: „Der Verbrennungsmotor ist ja noch nicht am Ende – mit neuen synthetischen Kraftstoffen kannst du ein Schadstoff-Minus von 70 bis 75 Prozent erreichen.“ Dass diese neuen Kraftstoffe teurer seien, ordnet Sperrer ins Reich der Märchen ein: „Ein Liter kostet in der Herstellung weniger als 30 Cent. Wenn du das um 90 Cent verkaufen würdest, würden jene, die an den Tankstellen fossile Kraftstoffe verkaufen, nichts mehr verdienen.“ Auch der Wasserstoff würde sich anbieten, so Sperrer. All das sei aber ohnehin eher Zukunftsmusik: „Stell dich auf die Autobahnbrücke und zähle die Autos, die alternativ angetríeben sind...“

Zurück zum Rallyesport - dass man mit Elektroantrieb endlich wieder für die Serie entwickeln würde, wischt Sperrer mit einer weit ausholenden Bewegung vom Thementisch: „Das ist doch ein Blödsinn! Die Automobilfirmen geben Milliarden aus für die Entwicklung.“ Aber sind nicht gewisse Details, die im Sport schneller entwickelt werden müssen, nützlich für die Serie? Sperrer sagt: „Nein. Diese großen Schritte gibt es nicht mehr. Es ist wie im Fußball – da spielen elf Burschen gegen elf Burschen. Es gibt keine revolutionären Aufgaben mehr.“

“Elektro-Rallye gut - denn alles hat sein Elektroauto“

Ganz am Schluss unseres Gesprächs findet Sperrer dann doch noch ein wenig Erbarmen für den Elektrorallyesport: „Man muss im Sport versuchen, den Bedürfnissen des Publikums nachzukommen. Daher finde ich es super, dass Stohl Racing und Baumschlager Rallye Racing hier die Fahne hochhalten – denn alles hat heute sein Elektroauto. Und schließlich gibt es viele unterschiedliche Publikumsinteressen – warum dann nicht alle bedienen? Ich finde es schade, wenn dann einer dem anderen ein Auge aushackt.“

Dass es in der Rallye-Community einen gar nicht kleinen Teil gibt, der grundlegend Ablehnung gegenüber elektrischen Rallyeautos zeigt, kann Sperrer nachvollziehen, er räumt aber auch ein: „Man musss das deutlich trennen. Jene Leute, die im Sport agieren, sind da weitaus mehr verständnisvoll.“

Und wie schaut es aus mit einem Rallye-Comeback? Die Antwort ist zugleich eine Absage an die ORM, denn Sperrer sagt: „Gib mir eine Million pro Jahr und einen Dreijahresvertrag plus einer weiteren Million Reserve und sage bitte ehrlich dazu, dass du das gerne bezahlst, dann gebe ich ein Comeback bei der Dakar.“

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