RALLYE

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Race Rent Austria: Rallye pur in Schwer(t)berg

Die Race Rent Austria-„Familie“ erlebte auf den wahrlich selektiven Prüfungen der Mühlsteinrallye sämtliche Höhen und Tiefen - es gab Ausritte, Highspeed-Dramen, Pokale und geglückte Premieren. Alles in allem Rallye pur - von zehn Teams sahen sechs den Zielbogen.

„Es war eine sehr schwierige Mühlsteinrallye und es hat einige Teams hart erwischt - die langen und zum Teil sehr schnellen Sonderprüfungen haben Mensch und Material herausgefordert, aber so ist der Rallyesport“, zieht Race Rent Austria-Teamchef Wolfgang Schmollngruber Bilanz. Den angepeilten Sieg in der Protoklasse konnte man diesmal nicht erringen. Dafür bleibt das Preisgeld für das Klassenpodium in der Familie - denn schnellster RRA-Pilot wurde diesmal Alexander Schmollngruber auf Platz drei der Klasse 8.

Von den zehn im Bewerb gestarteten Race Rent Austria-Teams kamen immerhin sechs ins Ziel: Alexander Schmollngruber/Christoph Wögerer auf Platz zwölf gesamt, Marco Aubrunner/Christoph Fischer auf Platz 14, Rudolf Leitner/Roland Matusch auf Platz 21, Manuel Wurm/Stefan Hackl auf Platz 35, Felix Grundnig/Laura Pöltl auf Platz 47 sowie Iris Gerhard/Robert Linhart auf Platz 60.

Was den RRA-Teamchef freut: „Es sind beide Rookies, Felix Grundnig und Iris Gerhard ins Ziel gekommen - sie konnten bei ihrer ersten Rallye daher maximale Kilometer abspulen und so am meisten dazulernen. Und natürlich bleibt so auch die Freude an diesem Sport erhalten und der Hunger nach mehr...“

Schart/Offner: „Doppelter Rittberger“

„Ich bin auf der ersten Prüfung noch zu verhalten gefahren - die Highspeedstreckenteile und die darauf folgenden Spitzkehren waren doch recht anspruchsvoll. Wir fuhren auf der langen Geraden satte 214,3 km/h und ich brauche doch immer einige Kilometer, um reinzukommen. Nachdem wir für den zweiten Durchgang den Aufschrieb modifiziert haben, lief es schon viel besser, denn diese schnelle Rallye kam unserem Auto eigentlich sehr entgegen“, erzählt Andreas Schart, der mit Copilot Rolf Offner seinen von Race Rent Austria zur absoluten „Proto-Waffe“ optimierten Mitsubishi Lancer Evo IX Proto zündete.

Auf dem Rundkurs Schwertberg konnte man sich weiter steigern - zunächst: „Wir waren da richtig schnell unterwegs - bis es zu unserem Crash kam. Zunächst sind wir auf einen Citroen R5 aufgelaufen, dann waren wir in einer Links 2 viel zu schnell, es lag auch eine Menge Split auf der Fahrbahn, sodass wir uns mit einem doppelten Rittberger verabschiedet haben. Unser Auto landete auf einem Zaun - von dem konnten wir uns immerhin noch selbst befreien...“

Mittlerweile steht der ramponierte Bolide wieder in Wolfsberg, in der berühmten „Race Rent Austria-Außenstelle“, wie Andreas verrät: „Das Auto ist bereits zerlegt.“ Lachend fügt er hinzu: „Mein Werksmechaniker, Stefan Offner ist hier längst federführend - ich bin nur noch eine Art Hilfskraft...“

Gemeinsam mit seinem Chefmechaniker möchte Andreas nun die Gewichtsoptimierung seines Boliden weiter vorantreiben: „Wir wollen das Auto gründlich verbessern, um dann umso stärker zurückzukehren...“

Stockinger/Moser: „Blödsinniger Crash“

„Es war ein blödsinniger Crash“, ärgert sich Markus Stockinger über seinen Abgang auf SP4: „Wir hatten noch kalte Reifen, auf einem Rechtsabzweig gerieten wir in einen Schlenker und wir sind dann in einen Container gekracht. Meinem Co Johann Rainer Moser und mir ist nichts passiert, das Auto wurde auch nicht allzu dramatisch beschädigt. Blöd ist es halt - weil wir unseren Mazda 2 Proto gerade erst, nach unserem Testunfall, hergerichtet haben...“

Auf SP3 gab es zwar ein „technisches Problem mit dem, Gaspedal“, doch mit der gezeigten Performance am Vormittag zeigt sich Markus Stockinger durchaus zufrieden: Auf SP1 fuhren Stockinger/Moser die zehntschnellste Zeit, sogar vor Proto-Dominator Christoph Zellhofer, auf SP2 wurde es die achtschnellste Gesamtzeit. Markus nickt: „Selbstverständlich will man immer gewinnen - aber wir haben erneut gesehen, dass wir uns schon dort hin bewegen, wo wir letztendlich hinwollen.“ Daher werden auch beide noch ausstehenden Rallyes auf heimischem Boden, die Rallye W4 und die Herbstrallye absolviert.

Aubrunner/Fischer: Dramatischer Highspeeddreher

Das Publikum beim Riesenjump auf SP1 staunte nicht schlecht, als der rot-weiße Mitsubishi Lancer Evo 6.5 Proto von Marco Aubrunner und Christoph Fischer mit vollem Karacho über die Kuppe fuhr - doch: beabsichtigt war das so nicht...

Marco berichtet von den dramatischen Momenten, als er die lange Gerade mit zirka 180 km/h fuhr, um kurz vor dem Sprung in „leere Eisen“ zu steigen: „Ich habe kurz vor dem Sprung gemerkt, dass wir keine Bremswirkung hatten - denn der rechte Bremssattel wurde schon nach drei Kilometern undicht. Ich habe kurz vor dem Abheben noch auf den Tacho geschaut - wir sind mit 143 km/h abgehoben. Ich habe noch probiert, mittels Herunterschalten von zwei Gängen den Speed zu verringern, dann hatten wir einen Highspeeddreher und auf der rechten Seite war eine Betonmauer, ich wollte dort auf keinen Fall mit der Beifahrerseite reinkrachen - zumn Glück ist mir das gelungen. Hernach sind wir eine gefühlte Ewigkeit dort gestanden, weil es eine Zeit benötigt, bis du das Auto wieder im richtigen Modus hast.“ Ein Video von dem Highspeeddreher finden Sie oben

Erstaunlich: Trotz dieses Vorfalls konnten Aubrunner/Fischer mit der 13. Gesamtzeit aufwarten - auf SP 2 musste man die gesamte Prüfung mit der mangelhaften Bremswirkung weiterfahren - so gesehen ist auch die 28. Zeit recht beachtlich.

Im Service konnte Race Rent Austria den Evo wieder fitmachen: „Dank Schmolli konnten wir die Rallye fortsetzen, da er die richtigen Bremssättel dabei hatte. Das gesamte Service des RRA-Teams war wieder einmal großartig und das Auto war top. Dass auch auf der dritten Prüfung die Bremsen nachgelassen haben, liegt an unserem Auto selbst - wir werden jetzt umrüsten auf die große Bremse.“ Aubrunner fügt den großartigen Satz hinzu: „Wir wollen schnell sein - doch wir müssen auch stehenbleiben können.“

Schmollngruber/Wögerer: Drei Pokale fürs Kinderzimmer

Den Ball ziemlich flach gehalten hat Alexander Schmollngruber im Vorfeld der Mühlsteinrallye - dass er dann nicht nur am Ende sondern von Anfang an der schnellste RRA-Pilot war, hat den Juniorchef und Gelegenheitsrallyepiloten dann doch überrascht: „Als mir Cheesy (Copilot Christoph Wögerer, Anmerkung) nach SP1 die Zeiten vorlas, war ich schon verblüfft. Denn wir sind eigentlich immer auf der sicheren Seite gefahren.“

Ersatunlich auch: „Auf SP2 hatte der Motor nach dem ersten Abzweig nicht mehr seine volle Leistung - wir haben dann im Service einige Teile ausgetauscht. Doch auch auf den Nachmittagsprüfungen gab es immer wieder Zündaussetzer.“ Zudem habe man auf SP3 auf dem Rundkurs hinter einem Vordermann rund zehn bis zwölf Sekunden verloren - zwar kann man schwer bemessen, wie viel Zeit aufgrund der Zündaussetzer verloren ging, doch der dritte Platz in der Protoklasse zeigt, dass es ohne Probleme durchaus noch eine Überraschung geben hätte können...

Jedenfalls habe sich seine kleine Tochter sehr über die insgesamt drei Pokale (P3 in der Klasse 8, P3 in der ARCP und P2 in der JuniorARC) gefreut: „Sie nimmt die Pokale mit in ihr Kinderzimmer und ist dann immer ganz stolz auf ihren Papa - wenn ich mal keinen mitbnringe, ist sie beinahe schon sauer auf mich.“ Kein Wunder! Schließlich ist sie schon „vom Fach“, fährt bereits selbst - im e-Motocross!

Motiviert all das nicht dazu, gleich bei der nächsten Rallye erneut ins Cockpit zu steigen? Alexander antwortet pragmatisch: „Das hängt von den Sponsoren ab. Eventuell geht sich heuer noch eine Rallye aus.“

Was sich Alexander Schmollngruber ganz sicher nicht entgehen lassen möchte, ist quasi das teaminterne „Grande Saisonfinale“ bei der Rallyshow Santa Domenica: „Wir haben dort bereits viele Fans gewonnen, es ist eine großartige Veranstaltung und ich kann dort auch mit meinem alten Mazda mithalten.“ Ob er dort auch, wie Wolfgang Schmollngruber im Vorjahr, mit Spikereifen im Schlamm antreten wird? Alexander sagt: „Dort werden Schotterreifen aufgezogen!“

Leitner/Matusch: „Mussten Schikane zurechtrücken“

Glück und Pech spielen im Rallyesport eine große Rolle - das hat Rudolf Leitner gleich von der ersten Prüfung an am eigenen Leib zu spüren bekommen: „Auf SP1 sind wir auf Kollegen Ölsinger aufgelaufen, denn dieser hatte eine kaputte Windschutzscheibe und war entsprechend gefordert. Er hat uns aber, sobald er uns wahrgenommen hat, kollegial Platz gemacht - was uns dennoch etwa 20 Sekunden gekostet hat. Auf SP2 sind wir erneut auf ein Auto aufgelaufen, das Probleme hatte.“

Am Nachmittag erlebten Leitner und sein Copilot Roland Matusch eine Überraschung: „Der Schwertberg-Rundkurs hat beim Besichtigen viel leichter ausgesehen - in der Praxis war die Strecke wegen des vielen Splits wirklich wild, das war äußerst selektiv. Doch ohne Fehler kommt hier ohnehin kaum einer durch.“

So habe man auf SP4 auch noch „eine Schikane zurechtrücken müssen“, wie Leitner mit einem Augenzwinkern hinzufügt. „Das hat die nachfolgenden Teams ganz sicher gefreut, denn sie war nun leichter zu durchfahren.“

Allles in allem zieht Rudolf Leitner eine positive Bilanz und zeigt sich motiviert bis in die Zehenspitzen: „Das Auto lief gut, das Team war top, die Reifenentscheidungen haben gestimmt und es war eine großartige Veranstaltung. Wir freuen uns jetzt schon auf die Rallye W4 und auf die Herbstrallye Dobersberg.“

Gerhard/Linhart: „Wurden Erste von hinten“

Für Iris Gerhard ist nach einigen Vorausautofahrten nun ein Traum in Erfüllung gegangen: Sie fuhr mit Copilot Robert Linhart zum ersten Mal im Bewerb einer Rallye. Und erlebte dabei Höhen und Tiefen: „Auf SP2 sind wir wo angeschlagen, das Race Rent Austria-Team hat sogleich gesehen, dass ein Rad hinten geeiert hat und uns am Nachmittag wieder ein Top-Auto zur Verfügung gestellt. Auf SP3 sind wir auf eine Böschung gefahren und dort drei Minuten hängen geblieben - insgesamt haben die Strecken sehr arg ausgesehen, durch das viele Cutten wurde sehr viel Split und Dreck auf die Strecken geschaufelt. Es haben mehrere Autos die Strecken verlassen...“ Nicht alle jedoch fanden wieder einen Weg zurück - das Duo Gerhard/Linhart fand diesen Weg und landete schließlich wie erhofft im Ziel.

Von den selbst gesteckten Zielen wurde immerhin die Hälfte erreicht: „Wir wollten, dass unsere Platzierung nicht schlechter als unsere Startnummer ist, das haben wir geschafft. Und wir wollten nicht Letzte werden - das ist uns nicht gelungen, aber ich tröste mich damit, dass wir somit etwas gemeinsam haben mit Simon Wagner und Sigi Schwarz - die beiden wurden Erste von vorne, Robert und ich wurden Erste von hinten.“

Die mit Humor gesegnete Spät- und Quereinsteigerin erlebte bei ihrer Rallyepremiere viel Sympathie und Zuspruch und hat dabei auch einiges erkannt, was ihr in ihrer weiteren Karriere als Rallyepilotin zugutekommen wird: „Ich habe jetzt am eigenen Leib gespürt, dass das Fahren im Feld etwas ganz anderes ist als ein Vorausautoeinsatz. Unser Einsatz hat mir erst so richtig gezeigt, was eine Rallye ist. Und natürlich wurde es ein wenig erschwert durch unsere Startnummer - es haben uns schon einige Teams überholen müssen, vor allem auf dem Rundkurs, wo das ohnehin naturgemäß der Fall ist. Sehr nett war Franz Auer senior, der mit seinen 72 Lebensjahren genau wusste, wie schwer das bei der ersten Rallye ist - er hat gemeint: ‚Mach dir keinen Stress und wenn du mich mal im Rückspüiegel siehst, wärs schön wenn du mich vorbeilassen würdest:‘“

Dass sie sich für ihr Debüt keine leichte Rallye ausgesucht hat, ist Iris Gerhard rückwirkend klargeworden: „Die Prüfungen waren ja auch außergewöhnlich lang und wirklich selektiv.“ Was Iris freut: „Die Fans waren ur lieb, haben uns Getränke gebracht und einer brachte sogar eine leckere Torte in den Servicepark. Jetzt freue mich mich auf unseren nächsten Einsatz bei der Rallye W4, davor werden wir noch ein Training einschieben.“

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