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ORM Lavanttal Rallye: Nachbericht RRA
Fotos: Harald Illmer, Race Rent Austria

Race Rent Austria-Teams stürmen das komplette Klasse 8-Podium!

Mit den Plätzen 1, 2 und 3 haben bei der Lavanttal-Rallye ausschließlich RRA-Teams die Podiumsplätze der Klasse 8 belegt. Teamchef Wolfgang Schmollngruber applaudiert und freut sich mit seinen Jungs über die gestiegene Motivation und den großen Erfolg.

Freilich wurde der Ungar Ariel Gyarmati von Austria Motorsport (AMF) aus der Wertung genommen, nachdem in seinem Mitsubishi Lancer Evo IX Proto ein illegaler Restriktor zum Vorschein trat. Dass Gyarmati in der bisherigen Saison lediglich wegen des Restriktors ganz vorne landen konnte, sei dahingestellt - dennoch sind jene Teams, welche in einem solchen Fall nachrücken, klar verdiente würdige Sieger. Nachdem auch der bisherige „Dominator“ der Protoklasse, Christoph Zellhofer einen seiner seltenen Ausfälle hinnehmen musste, war der Weg endgültig frei für das Race Rent Austria-Team...

Stockinger/Bachmayer: Sieg, Party - und weiter optimieren...

Der unverhoffte Klassensieg - im Österreichischen Rallye Cup (ORC) zudem Platz zwei hinter Rallye-Urgestein Hermann Gaßner - schmeckt Markus Stockinger naturgemäß gut - auch weil es für ihn die erste Lavanttal-Rallye war und diese mehr oder weniger problemlos abgelaufen ist: „Es hat gut funktioniert - wenn man bedenkt, dass wir das erste Mal unten gewesen sind. Es sind uns keine großen Hoppalas passiert und die Technik unseres Mazda 2 Proto hat gut gehalten.“

Markus Stockinger und sein in sich ruhender Copilot Harald Bachmayer nahmen das tolle Ergebnis zum Anlass, es ein Bisschen „krachen“ zu lassen - lachend erzählt er: „Ein wenig draufdrücken mussten wir schon - aber es ist nicht ausgeartet.“

Noch unklar ist, ob Stockinger bei der Rallye Krumlov am Start sein wird - dafür sei die Hartbergerland-Rallye sicher - der Siegerchampagner scheint „Stocki“ zu beflügeln, denn die Reaktion auf das großartige Ergebnis ist nicht etwa, sich auf die „faule Haut“ zu legen, ganz im Gegenteil: „Dort wollen wir mit vielen weiteren Verbesserungen antreten - das Gewicht kann man noch ein wenig reduzieren, die Getriebeübersetzung kann man noch optimieren denn unser Topspeed ist noch relativ niedrig...“

Müller/Turecek: „Inneres Stockerl mehr wert als äußeres Stockerl“

Stefan Müller möchte seinen mit Stammcopilot Alexander Turecek erzielten Podiumsplatz keinesfalls überbewerten: „Lassen wir die Kirche im Dorf. Ariel Gyarmati hatte zwar einen illegalen Restriktor in seinem Auto verbaut, doch er bleibt dennoch ein ausgezeichneter Fahrer. Und schließlich hatte Christoph Zellhofer ganz einfach nur Pech...“

Wenig glücklich hat auch die Rallye von Stefan Müller begonnen: „Auf dem langen Rundkurs gab es eine extrem lange Bergabpassage, da ist die Bremse heiß gelaufen und zudem das Pedal aufgrund der Überhitzung ins Leere gefallen, man konnte also nicht pumpen. Da war ich komplett überfordert und habe halt mit der Handbremse versucht, bestmöglich über die Prüfung zu kommen - wie mich dann ein Hintermann überholt hat, wusste ich, dass ich hier nur herumeiere...“ Im Service hat Race Rent Austria-Teamchef Wolfgang Schmollngruber „sicherheitshalber nicht nur entlüftet sondern auch gleich einen neuen Bremszylinder montiert“, erzählt Stefan.

Teamchef Wolfgang Schmollngruber erklärt: „Es gibt keine Rallye in Österreich, die so bremsenmordend ist wie gewisse Prüfungen im Lavanttal. Viele Fahrer haben hier Jahr für Jahr große Probleme - wir haben deshalb im Auto von Stefan die größtmögliche Bremse verbaut, und auch die hintere Fahrwerkhöhe so optimiert, dass die Bremsbalance mehr auf die Hinterachse verlegt werden kann. Wobei die Lage aufgrund der Streckencharakteristik am nächsten Tag entspannter war.“

Dafür gab es auf SP6 viel Schnee und einen „big moment“, der das am Vortag durch den Bremsverlust angeknackste Vertrauen alles andere als wiederherstellte: „Wir waren ohnehin schon extrem langsam unterwegs, als ich einlenkte und das Auto zielstrebig in Richtung eines ziemlich steilen Abhangs rutschte - es war wie auf Glatteis und ich konnte nichts tun außer das Lenkrad halten und beten.“ Ob in dem Gebet der Bitcoin oder etwas anderes “angerufen“ wurde, verrät Müller nicht, wohl aber das Happy End: „Das Auto ist dann genau an der Kante zum Abhang zum Stillstand gekommen.“ Für die restliche SP habe ihm das Erlebte ganz sicher „die Schneid abgekauft“, gibt Stefan ganz offen zu. Und: „Als wir uns nachhause gerettet haben, war ich am Grübeln, ob ich es sein lasse. Doch dann hab ich mich aufgerafft, Markus Stockinger hätte mir sogar Winterreifen zur Verfügung gestellt - doch der zweite Durchgang der Schnee-SP wurde ohnehin gecancelt.“

Danach habe er sich „richtig reingetigert“ , erzählt Stefan Müller. Das Überwinden des kurzfristigen Tiefs wurde ganz offensichtlich belohnt: „Ich bin dann so sicher und so gut wie nie zuvor gefahren. Wenn du das Vertrauen in das Material wiederfindest, kannst du das Gelernte umsetzen. Mir war es vor allem wichtig, dass ich meinen persönlichen Speed wiederfinde und das ist gelungen.“ Alles andere, wie zum Beispiel Podiumsplatzierungen blende ich aus...“ Und dann sagt Stefan Müller den bemerkenswerten Satz: „Das innere Stockerl ist mehr wert als das äußere Stockerl.“ Wir sagen: Sprechen Sie darüber...

Der erlebte Quantensprung in der eigenen Performance macht jedenfalls auch einen sonst eher wenig unruhigen Stefan Müller scharf: Es würde da noch auf Andreas Schart und Markus Stockinger „etwas fehlen - wir werden hier nun ebenfalls an Schräubchen drehen, um die Performance weiter zu verbessern“, sagt er - und man kann die Vorfreude auf den nächsten Einsatz förmlich spüren...

Schart/Offner: Konzertierte OP & SP-Zeiten-Glanz

Es war Dramatik pur - zunächst auf der zweiten Prüfung, wie Andreas Schart berichtet: „Ich sehe am Display einen Druckverlust auf der Hydraulikpumpe, den der Sensor meldet - zugleich spürt man es: Das Auto wird unkontrollierbar, Vorder- und Hinterachse spielen nicht mehr zusammen, man rutscht nur noch herum.“ Was der Wolfsberger Lokalmatador schildert, ist der Abschied des Mitteldiffferenzials. Im Service tauschten die Race Rent Austria-Mechaniker das Mitteldifferenzial und kämpften wie ein Ärzteteam bei Dr. House oder „McDreamy“ konzertiert respektive dirigiert von Wolfgang Schmollngruber um den Patienten Evo IX Proto. Irgendwann sagt Andreas: „Ab jetzt kostet uns jede Minute weiterer Arbeitszeit zehn Strafsekunden.“ Da war noch Hektik im „Getriebe“ - doch wenig später wurde es erschreckend ruhig - die „Ärzte“ haben sich abgewandt - doch verstorben ist der Patient nicht, wie Andreas schildert: „Es lief zunächst alles gut- bis sich herausstellte, dass die Hydraulikpumpe dann doch etwas zu lange ohne Ölversorgung war und sie deshalb nicht mehr zu verwenden war.“ Doch nicht umsonst nennt man die kleine Wolfsberger Werkstatt von Andreas Schart die „RRA-Außenstelle“ und ebendort besorgte man eine neue Pumpe, nach dem neuerlichen Zusammenschrauben unternahmen Wolfgang und Alexander Schmollngruber höchstpersönlich ein paar Ausprobier-Meter, es wurde sogar noch eine Art Feinabstimmung vorgenommen.

Andreas Schart hat sich für den Samstag längst über den Groll ob des Technik-Malheurs hinweg bestens motivieren können, sein Copilot Rolf Offner war happy, dass die zunächst viel zu kurz anmutende Fahrt doch noch weiterging. Es ging um keine Gesamtergebnisse mehr, sondern nur noch um SP-Zeiten, denn gerade auch diese können glänzen, wie uns die Geschichte schon des Öfteren lehrte. Andreas Schart und Rolf Offner konnten mit den SP-Plätzen zwölf sowie zweimal 13 mehr als deutlich aufzeigen und damit auch einmal mehr das große Potential der Proto-Klasse andeuten.

Kogler/Kachel: Nullrunde

Bei Michael Kogler und Andre Kachel war es nach einer problemlosen SP1 die Zufahrt zur SP2, die eine defekte Zündspule hervorbrachte, deren nächtliche Reparatur eine Fortsetzung der Rallye zuließ, nicht jedoch ohne viele Strafminuten für den verbleibenden Freitagabend, welche Kogler und Co dazu veranlasste, die restliche Lavanttal-Rallye quasi als Test in Angriff zu nehmen...

So konnte Michael Kogler am Samstagmorgen gleich einmal seine erste Regen-Lavanttal-Rallye in Angriff nehmen. Michael schildert: „Das war spannend, und für mich ein wenig ungewohnt an der Hinterachse...“

Michael fügt hinzu: „Auf SP7, nach acht bis neun Kilometern, hat der Schalthebel meines historischen Ford Escort zu vibrieren begonnen, schließlich hatten wir keinen Vortrieb mehr. But: thats rally!“

Hübler/Hübler: Fahrerisches Potential

Teamchef Wolfgang Schmolllngruber erklärt: „Das von Hübler erst im vergangenen Herbst von einem Österreicher erworbene Fahrzeug erwies sich schon die letzten zwei Rallyes als sehr problematisch, ständig tauchen neue Baustellen auf. Im Lavanttal mussten wir das verschmutzte Benzinsystem immer wieder ins Leben zurückrufen - die Brüder Hübler konnten trotz unzähliger Probleme inklusive einer zu tauschenden abgerissenen Halbachse die Rallye beenden und sogar einige gute SP-Zeiten in den Asphalt brennen, das fahrerische Potential wäre vorhanden.“

Resumee

Der Teamchef schließt mit: „Wir freuen uns auf die kommenden Einsätze - die Klasse 8-Podiumsgesamteroberung bringt unsere Motivation auf Höchststand!“

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