RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Der rasende Knochen-Ingenieur

Dr. Bernhard Stitz kennt man in der Rallyeszene - als Pilot, aber auch als kompetenten Arzt der Orthopädie. Wie tickt der „Fahrwerksdoktor“?

Noir Trawniczek

Bernhard Stitz kennen viele in der Rallyeszene - zum einen, weil er als Pilot immer wieder beachtliche Ergebnisse einfährt, zum anderen aber auch, weil viele ihre müden, verspannten oder verletzten Knochen in seine Ordination „tragen“ (so auch der Autor dieser Zeilen). Denn Dr. Bernhard Stitz ist im Zivilberuf Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, betreibt mit Freunden eine Klinik in Wiener Neustadt.

Umso verwunderlicher scheint seine Vita: „1995 Abschluss HTL für Maschinenbau/Kraftfahrzeugtechnik Steyr“ steht da. Bernhard Stitz lacht: „Darüber wundern sich viele. Nach einem Jahr als Technischer Zeichner dachte ich: ‚Das kanns aber nicht sein‘ - der Zivildienst bei der Rettung hat mein medizinisches Interesse geweckt und so habe ich zu studieren begonnen - mit dem Wissen, dass ich weiterhin etwas Mechanisches machen werde.“

Stitz, der von sich selbst als „Fahrwerksdoktor“ spricht, kennt sie alle - die „mechanischen“ Wehwehchen von Österreichs Rallye- aber auch Rundstrecken-Lenkradakrobaten. „Natürlich werde ich über Namen nicht sprechen - aber so an die 20 Pilot*innen habe ich sicher in meiner Kartei...“

Mit 36 das „erste Mal“

Wie kam er überhaupt zum Motorsport, wer hat Bernhard Stitz mit dem Racing-Virus infiziert? „Der Vater - wir sind oft schon um vier Uhr morgens zur Jännerrallye. Und das war immer schon mein Ziel, dass ich eine Rallye fahre. Mein Motto lautete: Einmal muss es sein!“ Die erwähnte Vita des 47-jährigen Oberösterreichers zeugt von Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen. Medizinstudium, Facharztausbildung und vieles mehr - all das im zweiten Bildungsweg. Ist Bernhard Stitz ein fleißiger Mensch? „Das kann man durchaus sagen - wenn ich etwas will, ziehe ich es durch.“

Und so kam im 36. Lebensjahr das ersehnte erste Mal - im Rallyeauto, wohlgemerkt. Und wie das so oft der Fall ist, blieb es selbstverständlich nicht bei einem Mal: „2011 war das erste Mal, da habe ich mir von Fischerlehner einen Audi S2 ausgeborgt, doch wir mussten nach dem ersten Tag abstellen. 2012 habe ich mir bei Roman Mühlberger einen Evo gemietet, eine scharfe Version - ich wollte durchfahren und ins Ziel kommen und das ist uns auch gelungen.“

Es folgt eine Pause bis 2015: „Da bin ich mit Harald Bachmayer die Schneebergland-Rallye gefahren. Von da an fuhr ich mehr oder weniger regelmäßig - auch auf der Rundstrecke in einem historischen Formelauto. Ich habe mich auf den Sonderprüfungen quasi von unten nach oben getastet. Irgendwann wollte ich auch einen R5 probieren...“

„Nicht um Sponsoren betteln“

2021 war es so weit. Der Herangehensweise ist geradezu typisch für den verheirateten Familienvater: „Ich habe auf einer Art Simulator geübt - meine Jungs fahren da weitaus mehr als ich - doch es fühlt sich richtig real an. Ich habe es dann im R5 genauso gemacht wie auf dem Playseat - und das hat tatsächlich funktioniert.“

Insgesamt vier R5- bzw. rally2-Einsätze hat sich Bernhard Stitz gegönnt - ein sechster Platz bei der gut besetzten Herbstrallye 2021 und nur ein technischer Ausfall zeugen ebenso von Talent wie auch gute Platzierungen im Evo. Ist an Dr. Bernhard Stitz eine möglicher Weltmeister verloren gegangen? Bernhard schmunzelt: „Das glaube ich nicht, ich bremse immer zu viel - aber ich glaube schon, dass ich das Talent hätte.“ Was Stitz gar nicht mag: „Ich will nicht von Haus zu Haus um Sponsoren betteln gehen - aber ich bewundere jeden, der das Geld aufstellt, um sich seinen Traum zu verwirklichen. Eine komplette Saison in einem rally2 ist aus Eigenmitteln einfach nicht finanzierbar...“

Abenteuer Costa Brava

Da fährt Bernhard lieber mit einem Evo und erlebt damit im fernen Ausland manches Abenteuer. Wie zuletzt bei der Rallye Costa Brava: „Wir haben leider gleich auf der ersten Prüfung die Umlenkrolle verloren, was immens viel Zeit gekostet hat. Aber immerhin konnten Stefan Langthaler und ich dreimal die neuntschnellste Zeit markieren. Diese historische Rallye ist wirklich toll - da fährt alles, was Geschichte geschrieben hat, wie zum Beispiel die komplette Lancia-Armada. Und: Solche Strecken findest du in Österreich nicht - das ist ein wahres Kurvenparadies. Und die Fans sind natürlich der Hammer - die spanische Emotionalität! Dieses Abenteuer möchte ich gerne im nächsten Jahr wiederholen.“

Weitere Rallyes, die Bernhard Stitz in diesem Jahr plant: Rallye Krumlov, Rallye W4, Aspang-Rallye.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Lavanttal-Rallye: Bericht

Gebrüder Wagner feiern ersten Doppelsieg

Staatsmeister Simon Wagner feierte bei der 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg seinen zweiten Sieg nach 2022 / Ein packendes Sekundenduell prägte vor allem die 2WD-Staatsmeisterschaft

Lavanttal-Rallye: Vorschau BRR/Lengauer

Vorfreude auf „die Lavanttal“ mit zwei Premieren

Mit der „LASER HERO Lavanttal Rallye powered by Dohr Wolfsberg“ steht nur drei Wochen nach der Rebenland-Rallye bereits ÖRM Lauf 3 vor der Türe. Jänner-Rallye Sieger Michael Lengauer kann neben seinen bewährt treuen Sponsoren auch auf die Unterstützung einiger Lavanttaler Unternehmen zählen, welche seinen Start in Wolfsberg mit ermöglicht haben.

Auf den knüppelharten Schotter-Stages der Ungarn-Rallye schaffen Wagner/Winter das angepeilte Top 10-Ergebnis. Kramer/Kvick nach Überschlag out.

Lavanttal-Rallye: Nach SP2

Zwei Fragen nach zwei Prüfungen

Der Auftakt zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg ist erfolgt / An der Spitze duellieren sich mit Simon Wagner und Hermann Neubauer zwei alte Bekannte / Die Verfolger warten noch ab